Walter Hösterey
Walter Hösterey, genannt Walter Hammer (* 24. Mai 1888 in Elberfeld; † 9. Dezember 1966 in Hamburg), war ein deutscher Verleger und Schriftsteller. Er war Mitglied der Wandervogelbewegung, zu deren linkem Flügel er gehörte. Hösterey war Nietzsche-Anhänger und nannte sich als Schriftsteller „Walter Hammer“ in Anlehnung an Nietzsches Schrift Götzen-Dämmerung oder Wie man mit dem Hammer philosophirt.
Leben
Hösterey war der Sohn des bekannten Elberfelder Brezelbäckers Luca Djürken. Mit 18 Jahren wurde er als Schriftsteller tätig. 1913 nahm er am Ersten Freideutschen Jugendtag auf dem Hohen Meißner teil. Von 1915 bis 1918 leistete er seinen Wehrdienst unter anderem bei der Ende 1916 aufgestellten 236. Infanterie-Division an der Westfront. Die grauenhaften Erlebnisse während dieser Zeit ließen ihn als überzeugten Pazifisten aus dem Ersten Weltkrieg zurückkehren. Seine Eindrücke verarbeitete er in dem Buch der 236. Infanterie-Division, das eine Anklage gegen den Krieg darstellt. Danach war er als Herausgeber mehrerer einflussreicher Zeitschriften (Der Fackelreiter, Junge Menschen, Junge Republik) tätig. Nicht nur aufgrund seiner Erfahrungen aus dem Ersten Weltkrieg wurde Walter Hösterey 1922 zum Ehrenvorsitzenden des Friedensbundes der Kriegsteilnehmer ernannt. Zwei Jahre später kandidierte er für die Republikanische Partei Deutschlands zum Reichstag und wurde 1925 Mitglied im Reichsausschuss des Reichsbanners.
1928 wurde er Mitglied des Reichsausschusses des Republikanischen Reichsbundes und war im Jahre 1932 einer der Unterzeichner des Dringenden Appells für eine Einheitsfront der Arbeiterparteien gegen den Nationalsozialismus. Doch bereits 1933 kam er unter den Nationalsozialisten in „Schutzhaft“, setzte seine Publikationen jedoch unter einem Tarnnamen fort. Schließlich flüchtete Walter Hösterey Ende 1933 nach Amsterdam. Ein Jahr später war er mit Ludwig Quidde deutscher Vertreter bei der Weltfriedenskonferenz in Locarno in der Schweiz, musste allerdings abermals fliehen und begab sich deshalb Ende 1934 nach Dänemark. Die Nationalsozialisten bürgerten ihn am 31. Juli 1938 aus.
1940 wurde Hösterey während eines Fluchtversuches nach Schweden durch die dänische Polizei verhaftet und an die Gestapo ausgeliefert. Es folgte seine Einlieferung in das KZ Sachsenhausen. Am 29. Oktober 1942 erhielt er eine Verurteilung zu fünf Jahren Zuchthaus, bis zum April 1945 blieb er im Zuchthaus Brandenburg in Haft.
Nach Kriegsende begann er mit der Bergung von Akten und erteilte Auskünfte an Angehörige ehemaliger KZ-Häftlinge. 1948 wurde Walter Hösterey Leiter des Forschungsinstitutes Brandenburg (Landesarchiv Potsdam) und begann mit dem Aufbau eines Museums mit angeschlossenem Archiv und einer Gedenkstätte. Doch schon 1950 schloss die SED seine Arbeitsstelle, daher verließ er die DDR und siedelte nach Hamburg über. Dort baute er das Walter-Hammer-Archiv über Widerstand und Verfolgung auf. Er war Gründer und Leiter des Arbeitskreises Deutscher Widerstand. Das Archiv wurde nach seinem Tod 1966 an das Institut für Zeitgeschichte in München übergeben. Es wurde dort im Jahr 2012 retrodigitalisiert und ist heute online zugänglich.
Walter Hammer war Besitzer des pazifistischen und sozialistischen Fackelreiter-Verlages in Hamburg. Zahlreiche von ihm herausgegebene Bücher wurden 1933 öffentlich auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Hammer starb 1966 im Alter von 78 Jahren. Seine letzte Ruhestätte befindet sich auf dem Friedhof Ohlsdorf in Hamburg bei Planquadrat Q 18 (südlich Kapelle 2, nördlich Cordesallee).[1][2] Neben ihm ruht seine 1992 verstorbene Ehefrau Erna Hammer-Hösterey.
Auszeichnungen
Walter Hösterey erhielt 1953 das Bundesverdienstkreuz und 1964 das Große Bundesverdienstkreuz.
Zu seinem Gedenken wurde der Walter-Hammer-Wanderweg in Hamburg-Bergedorf im Naturschutzgebiet Boberger Niederung nach ihm benannt.
Bekannte Publikationen
- Nietzsche als Erzieher. Verlag Hugo Vollrath, Leipzig 1914.
- Dokumente des Vegetarismus. 2 Bände. Verlag Hugo Vollrath, Leipzig 1914.
- Das Buch der 236. I(nfanterie) D(ivision). Elberfeld 1919.
- Mußte das sein? – Vom Leidensweg der aus Dänemark ausgelieferten deutschen Emigranten. Brandenburg 1948.
- Theodor Haubach zum Gedächtnis. Frankfurt am Main 1955, DNB 455037892.
- Hohes Haus in Henkers Hand', Rückschau auf die Hitlerzeit, auf Leidensweg und Opferung deutscher Parlamentarier. Frankfurt am Main 1956, DNB 451791592.
Literatur
- Jürgen Kolk: Mit dem Symbol des Fackelreiters: Walter Hammer (1888–1966); Verleger der Jugendbewegung, Pionier der Widerstandsforschung. Dissertation. Metropol Verlag, Berlin 2013, ISBN 978-3-86331-078-3. PDF
- Axel Flake, Heiko Schmidt: Der in Elberfeld geborene Verleger und Publizist Walter Hammer (1888–1966). Ein Beitrag zu Jugendbewegung, Pazifismus und Widerstand. In: Geschichte in Wuppertal, 14, 2005, S. 60–94 Digitalisat
- Michael F. Scholz: Hammer, Walter. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 1. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
- Heide Heinz (Hrsg.): Genii Loci Dispersi. Beiträge zu „Wuppertaler Philosophen“, Würzburg 1980, S. 68–7