Walter Audisio
Walter Audisio (* 28. Juni 1909 in Alessandria; † 11. Oktober 1973 in Rom) war ein italienischer Politiker (KPI) und kommunistischer Partisan.[1]
Leben
Der Buchhalter Audisio trat 1931 der Kommunistischen Partei Italiens (KPI) bei und wurde Leiter der Untergrundorganisation der Partei in Alessandria. Im Jahr 1934 wurde er von der OVRA verhaftet und zu fünf Jahren Konfination auf der Insel Ponza verurteilt. Er wurde 1940 entlassen, stand aber ständig unter polizeilicher Aufsicht. Trotzdem schaffte er es, sich seit 1942 als Sekretär der Widerstandsgruppe der KPI in Alessandria zu betätigen.
Audisio engagierte sich im Kampf gegen den Faschismus. Er organisierte im September 1943 den Partisanenkampf im Bereich Mantua und am Unterlauf des Po. Zudem war er von September 1943 bis Dezember 1944 als Befehlshaber von Partisanenverbänden unter dem Decknamen „Oberst Valerio“ bekannt. Auf Befehl seines Vorgesetzten Garibaldi leitete er eine Partisanengruppe mit anderen kommunistischen Widerstandskämpfern der Resistenza, die am 28. April 1945 die Erschießung Mussolinis in Giulino di Mezzegra am Comer See vornahm. Audisio behauptete, dass er Mussolini persönlich erschossen habe, was bis heute jedoch umstritten ist.[2][3] Am Abend des gleichen Tages wurden von dem von Audisio befehligten Exekutionskommando noch weitere bedeutende Mitglieder der faschistischen Partei oder Regierungsmitglieder der Italienischen Sozialrepublik in Dongo hingerichtet, wie: Alessandro Pavolini, Ferdinando Mezzasoma, Paolo Zerbino, Vito Casalinuovo, Nicola Bombacci, Ruggero Romano, Augusto Liverani, Paolo Porta, Luigi Gatti, Alfredo Coppola, Ernesto Daquanno, Mario Nudi, Pietro Calistri, Marcello Petacci.[4]
Im Mai 1957 sagte Audisio vor dem Schwurgericht in Padua als Zeuge im Prozess um den verschwunden „Mussolini-Schatz“ aus, dass er die Exekution des Diktators aufgrund eines einstimmigen Beschlusses einer Gruppe von Partisanenführern vorgenommen habe. Jedoch erzählten Audisio und der Partisanenführer „Bill“ verschiedene Versionen über den Tod des Bruders der Mussolini-Freundin Clara Petacci. Er stritt auch ab, dass er eine Aktentasche mit über einer Million Lire, die Mussolini bei sich hatte, an sich genommen hat. Er berichtete ferner, dass er diese Aktentasche lediglich nach wichtigen Dokumenten sichtete und sie dann an einen Adjutanten zur Überbringung an den Partisanenchef in Mailand übergab. Da dieser das Geld nicht ablieferte, ist bis heute ungeklärt, wer das Geld erhielt.
Audisio wurde nach dem Krieg als Abgeordneter des Wahlkreises Cuneo-Alessandria-Asti in die Abgeordnetenkammer gewählt, welcher er bis Anfang 1970 angehörte.
Nach Berichten lebte er in den letzten Jahren isoliert und hatte keinen Kontakt mehr zur Kommunistischen Partei. Er stand 1972 nicht mehr auf der Kandidatenliste zu den Parlamentswahlen.
Literatur
- Francesco M. Biscione: Audisio, Walter. In: Massimiliano Pavan (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 34: Primo supplemento A–C. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 1988.
Weblinks
Einzelnachweise
- Walter Audisio - Munzinger Biographie. Munzinger Archiv, abgerufen am 10. Januar 2021.
- Johannes Schidelko: Analyse: Tod eines italienischen Diktators. Nordwest-Zeitung, 27. April 2020, abgerufen am 10. Januar 2021.
- Kopf nach unten. DER SPIEGEL, 3. April 1947, abgerufen am 10. Januar 2021.
- Francesco M. Biscione: Walter Audisio. In: Dizionario Biografico degli Italiani (DBI).