Wallstraße (Rostock)
Die Wallstraße ist eine Straße in der Steintor-Vorstadt im Ortsteil Stadtmitte der Hansestadt Rostock. Sie verläuft parallel zur ehemaligen südlichen Stadtmauer zwischen dem heute nicht mehr vorhandenen Schwaanschen Tor und dem Steintor.
Geschichte, Rosengarten
Nach 1830 wurden die südlich der Stadtmauer befindlichen Festungsanlagen in parkartige Grünanlagen umgestaltet. Dabei entstanden der Ober- und Unterwall, Bastionen und der Wallgraben. Um 1868 schüttete man den Wallgraben zwischen Schwaanscher Straße und Steintor zu und der Verschönerungsverein von Rostock legte den Rosengarten an. 1901 wurde am westlichen Ende des Gartens ein Denkmal für Großherzog Friedrich Franz III. errichtet. Es bestand aus einem Bronzestandbild von Wilhelm Wandschneider mit Pfeilern und Querträgern und langen Steinbänken. Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Denkmal entfernt und stattdessen ein Ehrenmal für die Opfer des Faschismus (Granitkubus mit Opferschale) errichtet. Im Rosengarten befindet sich ein Denkmal für den Afrikaforscher Paul Pogge von Jo Jastram.
Vor den Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg befanden sich in der Wallstraße ein Gymnasium, die Hauptpost mit Telegraphenamt, die 1844 eingeweihte Friedrich-Franz-Knabenschule und spätere Knabenmittelschule und das Ständehaus. Lediglich das Gymnasium (heute die Große Stadtschule) und das Ständehaus blieben erhalten.
Post- und Telegrafenamt
Das Postamt befand sich zwischen der Rungestraße (früher Blücherstraße) und der Buchbinderstraße (vor 1913 Königsstraße). 1879 bis 1881 wurde die „Kaiserliche Post“, später Hauptpost, im neogotischen Stil mit vielen Schmuckelementen und Giebeln nach Plänen der Berliner Architekten Walter Kyllmann und Adolf Heyden errichtet. 1904 bis 1906 wurde an der Ostseite das „Kaiserliche Telegraphenamt“ hinzugefügt. Der Hauptgiebel des Gebäudes zeigte zum Rosengarten. Das Gebäude wurde im April 1942 durch Bomben teilweise (Hauptflügel) zerstört. Auf den Grundmauern wurde nach dem Zweiten Weltkrieg der Neubau des Fernmeldeamtes Rostock im nüchternen Stil der sechziger Jahre errichtet. Der erhaltene Ostflügel an der Buchbinderstraße wurde in den Bau einbezogen, die Fassade wurde vereinfacht und verputzt.
Inzwischen wurde der Flügel an der Buchbinderstraße zu einem Wohn- und Geschäftshaus umgebaut. Der Verbindungsbau zwischen beiden Flügeln wurde abgerissen.
Ständehaus
Direkt neben dem Steintor befindet sich das Rostocker Ständehaus. Es wurde von 1889 bis 1893 nach Plänen des Schweriner Hofbaurats Gotthilf Ludwig Möckel im Stil des Historismus erbaut und diente als Parlamentsgebäude der mecklenburgischen Stände. Bis 1918 tagte hier ihre Vertretung. Diese setzten sich aus Vertretern der so genannten Ritterschaft (Landadel) und Landschaft (Städte) zusammen. Das imposante Gebäude mit zahlreichen Verzierungen und Türmchen wurde aus Backstein errichtet. Im Innern befindet sich ein Lichthof mit großer Freitreppe, der von Galerien umgeben ist. Der Festsaal ist getäfelt und mit einem Tonnengewölbe versehen. Der damaligen Nutzung entsprechend sind verschiedene Plastiken mecklenburger Fürsten und Darstellungen von mecklenburger Wappen angebracht. Nach der Novemberrevolution 1918 wurden die Stände aufgelöst und das Gebäude diente verschiedenen öffentlichen Zwecken. Während der DDR-Zeit befand sich hier das Klubhaus der Volksmarine. Heute ist es Sitz des Oberlandesgerichts von Mecklenburg-Vorpommern.
Haus der Musik (ehemals Große Stadtschule Rostock)
Das Gebäude der ehemaligen Großen Stadtschule Rostock in der Wallstraße wurde 1864–1867 nach Plänen des Rostocker Stadtbaumeisters Klitzing im klassizistischen Stil in Anlehnung an florentinische Renaissancearchitektur errichtet. Die drei Stockwerke sind durch Gesimse getrennt. Am mittleren Giebel sind zwei Greifen angebracht, die das Rostocker Wappen halten. Durch die hellen Farben und den klaren Stil sollen die modernen Grundsätze der Bildung symbolisiert werden. 2005 ist die Große Stadtschule im Innerstädtischen Gymnasium am Goetheplatz nach Fusion mit dem Goethegymnasium aufgegangen.
Die Große Stadtschule hatte eine wesentlich längere Geschichte als das heutige Gebäude. Bereits 1534 eröffnete die Stadt im ehemaligen Dominikanerkloster St. Johannis eine Lateinschule. Johannes Oldendorp versuchte hier, ein einheitliches Schulwesen in Rostock zu installieren. Nach dem Weggang Oldendorps wurde die Schule wieder geschlossen. 1580 gelang unter David Chyträus eine dauerhafte Neugründung. 1831 wurde die Klosterkirche des St. Johannisklosters abgerissen.
Seit 2011 befindet sich hier das Konservatorium Rostock. Es teilt sich das für die neuen Zwecke aufwendig renovierte und umgebaute Haus mit der Musikschule Carl Orff. Seit dem Einzug beider Musikschulen heißt das Gebäude „Haus der Musik“. Die ehemalige Turnhalle wurde zum Probenraum der Norddeutschen Philharmonie Rostock umgebaut.[1]
Literatur
- Ernst Münch, Ralf Mulsow: Das alte Rostock und seine Straßen. Redieck & Schade, Rostock 2006, ISBN 3-934116-57-4.
- Heinrich Trost (Hrsg.); Gerd Baier u. a (Bearb.): Die Bau- und Kunstdenkmale in der mecklenburgischen Küstenregion. Henschel, Berlin 1990, ISBN 3-362-00523-3, S. 346ff.