Walentina Stepanowna Grisodubowa
Walentina Stepanowna Grisodubowa (russisch Валентина Степановна Гризодубова, wiss. Transliteration Valentina Stepanovna Grizodubova; * 27. Apriljul. / 10. Mai 1909greg. in Charkow, Russisches Reich (heute Ukraine); † 28. April 1993 in Moskau) war eine sowjetische Fliegerin und Offizierin (Oberst). Ihr Vater war der Flugzeugkonstrukteur und Erfinder Stepan Wassiljewitsch Grisodubow.
Leben
Obwohl sie an einem Konservatorium ein Klavierstudium absolvierte, trat sie 1927 in den Fliegerclub Pensa ein und beendete 1929 neben ihrer Immatrikulationsprüfung ihre Pilotenausbildung. Anschließend arbeitete sie für mehrere Jahre an der Fliegerschule in Tula als Instrukteur.[1] 1936 trat sie der sowjetischen Armee bei und arbeitete dort als Fluglehrerin. Nebenbei war sie in der Propagandastaffel „Maxim Gorki“ tätig, wo sie die U-2 „Robotnika“ flog.
1937 stellte sie ihren ersten Frauenweltrekord zusammen mit Marina Raskowa als Navigatorin auf. Die beiden Frauen absolvierten mit einem Jakowlew-Sportflugzeug einen Nonstopflug über 1443 Kilometer von Moskau nach Aktjubinsk.[2] Am Moskauer Konservatorium begann sie ein Klavierstudium, brach dieses jedoch ab und arbeitete ab 1929 in einer Chemiefabrik.[3] Im Oktober selben Jahres folgte ein Höhenrekord von 3267 Metern mit einer UT-1. Am 2. Juli 1938 flog sie zusammen mit Wera Lomako, Polina Ossipenko und Marina Raskowa mit einem MP-1-Flugboot von Sewastopol nach Archangelsk.
Am 24./25. September 1938 errang Walentina Grisodubowa als Kommandantin mit einer ANT-37 „Rodina“ zusammen mit Marina Raskowa und Polina Ossipenko einen Streckenweltrekord auf einer Geraden von 5908,610 km auf der Strecke Moskau – Ochotskisches Meer. Das Flugzeug befand sich dabei 26½ Stunden in der Luft. Dafür wurde den drei Fliegerinnen am 2. November 1938 als ersten Frauen in der sowjetischen Geschichte der Titel Held der Sowjetunion verliehen.
1941 trat sie der KPdSU bei und tätigte bei Kriegsbeginn in einer z. b. V.-Transporteinheit Flüge zur Versorgung von Partisanen ins feindliche Hinterland. Im März 1942 wurde sie Kommandeurin einer Bombenfliegerstaffel, wobei sie selbst an über 200 Feindflügen teilnahm. 1943 wurde sie zunächst von der Front zurückgezogen und kommandierte das 101. Transportfliegerregiment. Nach 1946 betätigte sie sich in der zivilen Luftfahrt und arbeitete am NII Nummer 17. Als Testpilotin überprüfte sie Radargeräte, die an diesem Institut entwickelt wurden. Von 1963 bis 1972 war sie Leiterin des NII-17, ab 1972 stellvertretende Leiterin des NII für Avionik und Flugzeugausrüstung in Moskau.
Sie erhielt weitere Orden, wie etwa am 6. Januar 1986 den Leninorden. Während der 1. Legislaturperiode war sie Deputierte des Obersten Sowjets. Während ihrer aktiven Pilotenlaufbahn absolvierte sie insgesamt 18.000 Flugstunden.
Schreibweisen
Die ukrainische Schreibweise des Namens ist Walentyna Stepaniwna Hrysodubowa (Валентина Степанівна Гризодубова).
Literatur
- Wilfried Kopenhagen: Lexikon Sowjetluftfahrt. Elbe–Dnjepr, Klitzschen 2007, ISBN 978-3-933395-90-0.
Weblinks
- Artikel Walentina Stepanowna Grisodubowa in der Großen Sowjetischen Enzyklopädie (BSE), 3. Auflage 1969–1978 (russisch)
- Biografie, Geroi strany (russisch)
- O.A. Schuschakow: Grisodubowa Walentina Stepanowna, Samisdat (Самиздат), 30. Juni 2010 (russisch)
- Heldin der Sowjetunion Walentina Grisodubowa Film (russisch)
Einzelnachweise
- Heinz Machatscheck: Aus der Geschichte der sowjetischen Luftfahrt: Leben und Leistungen berühmter Fliegerinnen in Flieger Jahrbuch 1980, Transpress, Berlin 1979, S. 128
- Marina Raskowa: Fliegerinnen... Erlebnisse einer russischen Pilotin, deutsch von Horst Wolf, Paul List Verlag, Leipzig-München, 1949, DNB 453916481, S. 61ff.
- Wilfried Kopenhagen: Lexikon Sowjetluftfahrt. Elbe–Dnjepr, Klitzschen 2007, ISBN 978-3-933395-90-0, S. 61ff.