Wakabayashilit
Wakabayashilit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung [(As,Sb)6S9][As4S5][1], ist also chemisch gesehen ein Arsen-Antimon-Sulfid.
Wakabayashilit | |
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Allgemeines und Klassifikation | |
Andere Namen |
IMA 1969-024 |
Chemische Formel | [(As,Sb)6S9][As4S5][1] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Sulfide und Sulfosalze |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
2.FA.40 (8. Auflage: II/F.03) 02.11.04.01 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | orthorhombisch |
Kristallklasse; Symbol | orthorhombisch-pyramidal; mm2[2] |
Raumgruppe (Nr.) | Pna21[1] (Nr. 33) |
Gitterparameter | a = 25,262 Å; b = 14,563 Å; c = 6,492 Å[1] |
Formeleinheiten | Z = 4[1] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | ~1,5 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 3,96; berechnet: 4,06[3] |
Spaltbarkeit | vollkommen nach {100}, {010}, {101} |
Bruch; Tenazität | biegsam |
Farbe | goldfarben bis zitronengelb |
Strichfarbe | orangegelb |
Transparenz | durchscheinend |
Glanz | Seidenglanz bis Harzglanz |
Wakabayashilit entwickelt meist durchscheinende Kristalle mit faserigem bis prismatischem Habitus bis etwa zwei Zentimetern Länge, die parallel der b-Achse gestreckt sind. Die Farbe variiert zwischen einem warmen Goldton und einem kräftigen Zitronengelb. Auf der Strichtafel hinterlässt das Mineral dagegen einen orangegelben Strich. Einzelne Kristalle weisen auf ihren Flächen einen harzähnlichen Glanz auf, größere Aggregate mit eng aneinanderliegenden Kristallfasern schimmern dagegen seidig.
Mit einer Mohshärte von etwa 1,5 gehört Wakabayashilit zu den weichen Mineralen, die sich bei entsprechend großer Ausbildung ähnlich wie die Referenzminerale Talk (1) und Gips (2) mit dem Fingernagel ritzen lassen.
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Wakabayashilit in der „Nishinomaki Mine“ in der japanischen Präfektur Gunma und beschrieben 1970 durch A. Kato, K. Sakurai und K. Ohsumi, die das Mineral nach dem japanischen Mineralogen der Mitsubishi Mining Company Yaichiro Wakabayashi (1874–1943) benannten.
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Wakabayashilit zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur Abteilung der „nichtmetallartigen Sulfide“, wo er zusammen mit Getchellit eine eigenständige Gruppe bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Wakabayashilit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“, dort allerdings in die neu definierte Abteilung der „Sulfide von Arsen, Alkalien; Sulfide mit Halogeniden, Oxiden, Hydroxiden, H2O“ ein. Diese Abteilung ist zudem weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Elementen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „mit As, (Sb), S“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 2.FA.40 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Wakabayashilit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfidminerale“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 02.11.04 innerhalb der Unterabteilung „Sulfide – einschließlich Seleniden und Telluriden – mit der Zusammensetzung AmBnXp, mit (m + n) : p = 2 : 3“ zu finden.
Bildung und Fundorte
Wakabayashilit bildet sich vorwiegend in Form feiner Fasern in Quarz-Drusen oder auf Calcit und ist neben diesen noch mit Realgar, Auripigment, Stibnit, Pyrit und vielen anderen Sulfidmineralen vergesellschaftet zu finden.
Als seltene Mineralbildung konnte Wakabayashilit bisher nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden. Bisher (Stand: 2011) sind etwa 15 Fundstellen bekannt[4], die Typlokalität „Nishinomaki Mine“ in der Präfektur Gunma der bisher einzige bekannte Fundort in Japan ist.
Weitere Fundorte sind die „La Coipa Mine“ bei Diego de Almagro in der chilenischen Región de Atacama, mehrere Orte in China (Guangxi Zhuang, Guizhou und Yunnan), am Mont Pelvoux bei Valgaudemar in Frankreich, in der Lukhumi-Arsen-Lagerstätte bei Mestia-Racha in Georgien, in der Antimon-Quecksilber-Lagerstätte von Khaidarkan (Chaidarkan) im Ferganatal im kirgisischen Alai-Gebirge, in der Gal-Khaya Arsen-Quecksilber-Antimon-Lagerstätte in der ostsibirischen Republik Sacha (Jakutien) sowie an mehreren Orten im US-Bundesstaat Nevada[5], wobei die bisher reichhaltigsten Exemplare mit gut entwickelten Kristallen von mehreren Zentimetern Länge in der „White Caps Mine“ bei Manhattan im Nye County zutage traten.[6]
Kristallstruktur
Wakabayashilit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pna21 (Raumgruppen-Nr. 33) mit den Gitterparametern a = 25,262 Å; b = 14,563 Å und c = 6,492 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]
Siehe auch
Literatur
- A. Kato, K. Sakurai, K. Ohsumi: Wakabayashilite (As,Sb)11S18, in: Introduction to Japanese Minerals Geological Survey of Japan, Band 39 (1970), S. 92–93 (PDF 257,4 kB)
Weblinks
Einzelnachweise
- Paola Bonazzi, Giulio I. Lampronti, Luca Bindi, Stefano Zanardi: Wakabayashilite, [(As,Sb)6S9][As4S5]: Crystal structure, pseudosymmetry, twinning, and revised chemical formula, in: American Mineralogist, Band 90 (2005), S. 1108–1114 (englisch, PDF 241,4 kB)
- Webmineral - Wakabayashilite (englisch)
- Wakabayashilite, in: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 60,4 kB)
- Mindat - Anzahl der Fundorte für Wakabayashilit
- Mindat - Fundortliste für Wakabayashilit
- Mindat - Bildergalerie verschiedener Wakabayashilite aus der „White Caps Mine“, Manhattan (Nevada)