WMP Eurocom
Die WMP EuroCom AG mit Hauptsitz in Berlin ist ein deutsches Kommunikationsberatungsunternehmen für die Bereiche Wirtschaft, Medien und Politik. Sie unterhält weitere Büros in Hamburg, Frankfurt am Main, München und Brüssel.[1]
WMP EuroCom AG | |
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Rechtsform | AG |
Sitz | Berlin |
Leitung | Ulrich Porwollik (CEO), Hans-Hermann Tiedje, Friedrich-Moritz Barckhausen (CFO) |
Website | www.wmp-ag.de |
Organisation
Seit dem 1. Januar 2021 ist der Ex-Journalist Ulrich Porwollik Geschäftsführer CEO von WMP EuroCom AG.[2] Weitere Vorstände sind Friedrich-Moritz Barckhausen (Finanzen und Personal) und Hans-Hermann Tiedje (Neugeschäft und Neukunden); der Journalist und Medienmanager ist zudem Hauptaktionär.
Vorsitzender des Aufsichtsrats ist Bernhard Link, weitere Mitglieder sind Ulrich Marseille (Marseille-Kliniken), Jürgen Gerdes, Frank Werner, Kristin Schwarz (Schwarz Cranz) und Max von Waldenfels.
Gegründet und finanziert wurde die Gesellschaft im Jahr 1998 von Ernst-Wilhelm und Ulf Rittinghaus, deren Gesellschaftsanteile zwölf Jahre später Wendelin Wiedeking erwarb.[3]
Zur AG gehören vier hundertprozentige Tochter-Gesellschaften – die TV Media Medienmanagement GmbH in München, die G.P.A. German Public Affairs GmbH in Hamburg, beide ebenfalls im Geschäftsfeld der Kommunikationsberatung tätig; die WMP Healthcare GmbH und die WMP Finanzkommunikation GmbH.[4][5]
Kontroversen
Zu den Klienten der Beratungsfirma zählte die Regierung von Katar.[6][7]
Das Mandat für Saudi-Arabien gab WMP wegen der Ermordung Jamal Khashoggis zurück, nachdem Bild am Sonntag im November 2018 über das Mandat berichtete.[8] Zuvor hatte WMP den ehemaligen deutschen Botschafter in Riad, Dieter Haller, als Senior Advisor eingestellt und dabei mediale Kritik wegen möglicher Interessensverquickung hervorgerufen.[9][10]
Öffentliche Aufmerksamkeit erregte WMP Ende 2003 im Zusammenhang mit einem Beratungsvertrag mit der Bundesagentur für Arbeit, und deren Chef Florian Gerster. WMP gab den Auftrag vorzeitig zurück, nachdem der Verwaltungsrat der Bundesagentur für Arbeit moniert hatte, dass das Projekt vom Vorstand nicht ordnungsgemäß ausgeschrieben worden sei.[11][12]
Im Dezember 2015 veröffentlichte das Magazin Stern einen kritischen Artikel, der dem Unternehmen „verdeckte Negativ-PR“ gegen Google im Auftrag von Microsoft vorwirft.[13][14] Der Fall wurde daraufhin dem Deutschen Rat für Public Relations (DRPR) vorgetragen. Dieser konnte „keine Anhaltspunkte für einen Auftrag“ ermitteln, „die eine verdeckte PR von Microsoft oder WMP substantiieren“, und wies die Beschwerde als unbegründet ab.[15]
Am 29. November 2018 veröffentlichte Bild am Sonntag[16] Auszüge einer internen Präsentation, nach der die WMP Eurocom versucht habe, für Saudi-Arabien in Deutschland zu lobbyieren. Dort habe die WMP namhafte Journalisten großer deutscher Medien, „den Saudis gegenüber als beeinflussbar bzw. bereits beeinflusst dargestellt“, so Marion Horn, Chefredakteurin der Bild am Sonntag auf Twitter.[17] In der Präsentation behauptete die WMP außerdem, Zugänge zur Politik wie dem Bundespräsidenten und in das Bundeskanzleramt zu haben. Der ehemalige Vorsitzende der Grünenfraktion im Deutschen Bundestag, Rezzo Schlauch – seit 2016 im Aufsichtsrat der WMP Eurocom AG –, legte daraufhin sein Mandat nieder.[18]
Der Stern[19] berichtete am 5. Dezember 2018, dass die in der WMP-Präsentation genannten Politikerkontakte möglicherweise nicht den Tatsachen entsprachen, da alle Politiker einem Engagement für Saudi-Arabien zum Teil heftigst widersprachen. So ließ Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble angebliche Kontakte mit WMP als „Unterstellungen“ und „gegenstandslos“ zurückweisen. Die Antwort des Bundeswirtschaftsministeriums vom 31. Januar 2019 auf eine Kleine Anfrage der AfD-Bundestagsfraktion zu „Treffen von Mitgliedern und Mitarbeitern der Bundesregierung mit Vertretern der WMP Eurocom AG“ listet hingegen Kontakte zwischen Regierungsvertretern und der WMP seit 2000 auf, wobei eine „lückenlose Aufstellung [...] nicht gewährleistet“ werden könne und stellt fest: „Die Bundesregierung steht grundsätzlich mit allen Vertreterinnen und Vertretern im wirtschaftspolitischen Bereich in ständigem Austausch“.[20]
Literatur
- Cerstin Gammelin, Götz Hamann: public-affairs: Das Netz (Memento vom 7. August 2016 im Internet Archive). In: Die Zeit. Nr. 50/2002.
- Marcel Rosenbach, Jörg Schmitt: Beraten und verkauft. In: Der Spiegel. Nr. 49, 2003, S. 120–123 (online).
- Marc Thörner: Wenn sich Staaten stylen – Geheimwaffe Nation Branding, Deutschlandfunk, 2020 (Link zum Beitrag, Skript online)
Weblinks
Fußnoten
- WMP EuroCom AG: Kontakt und Standorte.
- Ulrich Porwollik wird WMP-Chef. Abgerufen am 8. Januar 2021.
- WMP Eurocom AG: Die Bellheims der Medienbranche. In: Tagesspiegel. 4. Juli 2000
- WMP AG: Gesundheitspolitik.
- Presseportal: „WMP Eurocom verstärkt Finanzkommunikation am Standort Frankfurt“.
- Politik: Public Relations für Despoten: Wie PR-Profis Erdogans Image säubern. In: Der Spiegel Online. Abgerufen am 14. Juni 2017.
- Deutsche Lobbyisten werben für die Saudis. In: FAZ (Unternehmen), 25. November 2018.
- Meedia: “Bild-Zeitung hat genau jene Unterstützung in Anspruch genommen, die sie jetzt an den Pranger stellt”: WMP-Chef Inacker kritisiert “Blut-Scheich”-Enthüllung der BamS. (Interview mit Michael Inacker, Vorstandschef der WMP Eurocom) 26. November 2018
- Ex-Botschafter involviert?: Deutsche Lobbyisten werben für die Saudis. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 24. September 2019]).
- Deutscher Ex-Botschafter in Saudi-Arabien wechselt zu einer PR-Agentur der Saudis. 30. Oktober 2018, abgerufen am 24. September 2019.
- Bundesanstalt für Arbeit: Gersters teure BMW-Flotte. In: Spiegel online. 6. Dezember 2003
- BA-Verwaltungsrat entzieht Gerster Vertrauen (Memento vom 26. Mai 2004 im Internet Archive). In: Netzeitung. 24. Januar 2004
- stern.de
- Microsoft soll geheime Schmutzkampagne gegen Google führen. In: derStandard.at. 17. Dezember 2015, abgerufen am 12. Dezember 2017.
- PDF des Ratsbeschlusses: DRPR-Verfahren 12/2015 Beschwerdeausschuss Unternehmen und Markt Fall: Microsoft/WMP Google.
- Saudi-Arabien: So werben deutsche Lobbyisten für den Saudi-Prinzen. In: Bild. (bild.de [abgerufen am 2. Dezember 2018]).
- Marion Horn (@marionhorn). Twitter, abgerufen am 2. Dezember 2018.
- Rezzo Schlauch: Grüner steigt wegen Blut-Scheich bei PR-Firma aus. In: Bild. (bild.de [abgerufen am 2. Dezember 2018]).
- Politiker sauer auf frühere Lobbyagentur der Saudis in Berlin. 5. Dezember 2018, abgerufen am 5. Dezember 2018.
- bmwi.de PDF der Antwort des BMWI auf „Kl. Anfrage zu Treffen von Mitgliedern und Mitarbeitern der Bundesregierung mit Vertretern der WMP Eurocom AG“