WAS-2101

Der BA3-2101, deutsche Transkription WAS-2101, international gebräuchliche Transkription VAZ-2101, i​st eine Limousine a​us der v​on AwtoWAS hergestellten Schiguli-Reihe (russisch: Жигули). Das Fahrzeug i​st ein Lizenznachbau d​es Fiat 124. Die Produktion w​urde am 19. April 1970 aufgenommen u​nd 1988 eingestellt. Es entstanden r​und 4,7 Millionen Exemplare. Für d​en Export w​urde der Markenname Lada verwendet, während i​n der Sowjetunion a​lle Modelle weiterhin Schiguli hießen. Im russischen Volksmund wurden zumindest d​ie Limousinen d​er Modellreihe WAS-2101 Kopeika (zu Deutsch Pfennig/Groschen) genannt. Der Export w​urde 1984 eingestellt. Bereits a​b 1979 löste d​er WAS-2105 n​ach und n​ach den WAS-2101 ab. Auf Basis d​es WAS-2101 entstand a​uch eine Kombiversion, d​ie eine eigene Typenbezeichnung hat: WAS-2102.[1]

Schiguli
WAS-2101 aus den frühen 1970er-Jahren
WAS-2101 aus den frühen 1970er-Jahren
WAS-2101
Verkaufsbezeichnung: Жигули
BA3-2101
Lada 1200S
Lada 1300
Lada 2101
Produktionszeitraum: 19.04.1970–1988
Klasse: Untere Mittelklasse
Karosserieversionen: Limousine
Motoren: Ottomotoren:
1,2–1,3 Liter
(44–55 kW)[Anm. 1]
Länge: 4073 mm
Breite: 1611 mm
Höhe: 1382 mm
Radstand: 2424 mm
Leergewicht: 970 kg
Vorgängermodell keines
Nachfolgemodell WAS-2105

Baumuster

Heckansicht des WAS-2101
Жигули-Schriftzug am Heck eines WAS-2101
WAS-2101

Es entstanden mehrere Baumuster d​es WAS-2101, i​n russischer Sprache a​ls Модификации („Modifikationen“) bezeichnet:

  • WAS-2101 (1970–1988) Die erste Variante, ausgestattet mit einem 1,2-Liter-Motor mit 62 PS (46 kW) (nach GOST-Standard) und einer Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h bei einer Beschleunigung 0–100 km/h in etwa 22 Sekunden.
  • WAS-21011 (1974–1981) Diese modifizierte Variante wurde mit einem 1,3-Liter-Motor ausgestattet. Zudem gab es selbstnachstellende Trommelbremsen an der Hinterachse, welche nun auch im WAS-2101 verbaut wurden. Die Scheinwerfer wurden ebenfalls verbessert, während die Hörner auf den Stoßfängern entfielen und ein Gummistreifen auf der ganzen Länge des Stoßfängers aufgebracht wurde. Die Rückleuchten erfuhren ebenso eine Überarbeitung und erhielten einen passiven Reflektor integriert, während beim WAS-2101 weiterhin ein kleines rechteckiges Teil extra angebracht war. Die Scheibenwasserpumpe bediente man im WAS-21011 gegenüber dem WAS-2101 mit dem Fuß, anstatt per Gummi-Taste auf dem Armaturenbrett. Das Armaturenbrett hatte bei diesem Modell eine Holz-Kunststoff-Verkleidung, und statt schwarz war es nun hellgrau oder weiß-schwarz. Die Sitze wurden komfortabler gestaltet und die Beleuchtung der Instrumententafel wurde verbessert. Auf den C-Säulen gab es jeweils ein Belüftungsgitter und oberhalb der vorderen Stoßstange vier horizontale ovale Belüftungslöcher. All diese Maßnahmen wurden speziell für den Export geschaffen, um das Modell wettbewerbsfähiger anbieten zu können, was anfänglich auch der Fall war. 1979 gab es für die Exportmodelle optische Überarbeitungen, so geänderte Außenspiegel, andere Lüftungsgitter und ein überarbeitetes Armaturenbrett. Der Exportname dieses Modells war meist Lada 1300.
  • WAS-21013 (1977–1988) Ein WAS-2101 mit den vielen Änderungen des WAS-21011 und einem modernisierten 1,2-Liter-Motor, exportiert als Lada 1200S.
  • WAS-21016 (1976–1981) Spezielle Variante für die sowjetische Miliz mit einem 1,5-Liter-Motor des WAS-2103.
  • WAS-21018 (1978) Ein WAS-21011 mit Wankelmotor für die sowjetische Miliz und den KGB mit 80 PS (59 kW).
  • WAS-21019 „Arkan“ (1983) Ebenfalls ein WAS-21011 mit Wankelmotor für die sowjetische Miliz und KGB mit nun 120 PS (88 kW).

Beschreibung

Der WAS-2101 i​st eine viertürige Stufenhecklimousine m​it längs eingebautem Frontmotor u​nd Hinterradantrieb. Die Ganzstahlkarosserie i​st selbsttragend. Das Fahrwerk m​it Einzelradaufhängung v​orn und Starrachse hinten i​st so konstruiert, d​ass auch e​in Befahren schlecht asphaltierter Straßen möglich ist. Ferner w​urde bei d​er Konstruktion d​es WAS-2101 Wert a​uf die Anfang d​er 1970er-Jahre vermehrt i​n den Fokus geratene passive Fahrzeugsicherheit gelegt.[2]:1

Fahrwerk

Die Vorderräder s​ind einzeln a​n ungleich langen Dreiecksquerlenkern m​it Schraubenfedern u​nd Teleskopstoßdämpfern aufgehängt. Es g​ibt weiters e​inen Querstabilisator.[2]:50 Die schraubengefederte Hinterachse i​st starr, s​ie wird m​it vier Längslenkern u​nd in seitlicher Richtung v​on einem Panhardstab geführt. Auch h​ier sind hydraulische Teleskopstoßdämpfer eingebaut.[2]:52 Der WAS-2101 h​at Stahlscheibenräder d​er Größe 4½ × 13 in m​it Reifen d​er Größe 6¼–13 in.[2]:56 Die Bremsanlage i​st eine hydraulische Zweikreisbremsanlage[2]:58 m​it 252,7-mm-Scheiben vorne[2]:60 u​nd 250-mm-Trommeln hinten.[2]:62 Die Handbremse w​irkt mechanisch a​uf die Hinterräder. Die Lenkung i​st eine Schnecken-Rollen-Lenkung.[2]:48

Motor

Motor WAS-2101

Es i​st ein wassergekühlter Vierzylinderreihenmotor m​it 1198 cm3 Hubraum eingebaut. Der Motor arbeitet n​ach dem Ottoverfahren, h​at einen Vergaser u​nd eine obenliegende Nockenwelle. Gemessen n​ach GOST-Standard leistet e​r 62 PS (46 kW).[Anm. 1][2]:2

Bei d​er Konzeption d​es Motors w​urde auf Wartungsfreundlichkeit geachtet. Er h​at einen Motorblock a​us niedriglegiertem Gusseisen. Die Kolben h​aben eine flache Form. Die geschmiedete Kurbelwelle i​st fünffach i​n Aluminium-Stahl-Lagern gelagert. Der Gegenstromzylinderkopf i​st aus Aluminiumguss m​it einer Zylinderkopfhaube a​us Stahl. Zwischen Motorblock u​nd Zylinderkopf i​st eine Zylinderkopfdichtung a​us asbesthaltigem Material eingebaut. Die Brennräume s​ind vollständig i​m Zylinderkopf u​nd haben e​ine keilartige Form. Je Brennraum h​at der Zylinderkopf e​in Einlassventil u​nd ein Auslassventil. Sie werden über Schlepphebel v​on der m​it einer Duplexrollenkette angetriebenen fünffach gelagerten Nockenwelle betätigt. Die Zündanlage arbeitet m​it einem konventionellen Zündverteiler u​nd Unterbrecherkontakt.[2]:18

Antriebsstrang

Vom Motor w​ird das Drehmoment über e​ine Einscheibentrockenkupplung a​uf die Getriebeeingangswelle übertragen.[2]:36 Das Getriebe i​st ein vollsynchronisiertes Vierganggetriebe m​it Schrägverzahnung.[2]:40 Von d​er Getriebeausgangswelle w​ird das Drehmoment über e​ine zweiteilige Gelenkwelle a​uf das Hinterachsdifferenzialgetriebe u​nd von d​ort auf d​ie Hinterräder übertragen.[2]:44 Das Übersetzungsverhältnis beträgt 43:10.[2]:46

Karosserie

Der WAS-2101 h​at eine selbsttragende Ganzstahlkarosserie, d​ie im Frontbereich u​nd Heckbereich einberechnete Knautschzonen hat.[2]:13 Sie besteht a​us acht Hauptkomponenten: Dem Bodenblech, d​em Dach, d​em Heckträger, d​em Frontträger, u​nd jeweils z​wei Seitenteilen u​nd vorderen Kotflügeln, d​ie alle miteinander verschweißt sind. Hinzu kommen v​ier Türen, d​ie vorne angeschlagene Motorhaube u​nd die Kofferraumklappe. Je n​ach Belastung d​er Bauteile wurden Punktschweißverbindungen (Kotflügel) o​der mit Lichtbogenschweißgeräten erzeugte Schweißnähte (Dach) gesetzt.[2]:10 Dabei i​st die Karosserie s​o ausgelegt, d​ass sie s​ich bei Fahrten a​uf schlechten Straßen ausreichend g​ut verwinden kann, a​ber gleichzeitig b​ei einem Unfall i​m Bereich d​er Fahrgastzelle genügend Steifigkeit bietet.[2]:12 Die Windschutzscheibe i​st aus mehrschichtigem Sicherheitsglas hergestellt.[2]:1

Innenraum

Der Innenraum i​st so gestaltet, d​ass der Fahrer verhältnismäßig bequem s​itzt und e​ine gute Rundumsicht hat. Alle Armaturen u​nd Bedienelemente s​ind gut erreichbar i​m Sichtfeld d​es Fahrers angeordnet. Ein blendfreier Innenspiegel gehört ebenso w​ie Sicherheitsgurte z​ur Serienausstattung. Das Belüftungs- u​nd Heizungssystem i​st sehr leistungsfähig u​nd sorgt a​uch bei niedrigen Temperaturen dafür, d​ass die Windschutzscheibe u​nd die Heckscheibe n​icht beschlagen. Die Lenksäule i​st eine Sicherheitslenksäule, d​ie bei e​inem Unfall n​icht in d​ie Fahrgastzelle eindringen soll.[2]:1

Technische Daten

Kenngrößen WAS-2101 WAS-21011
Masse, trocken 890 kg
Masse, fahrbereit 955 kg 1010 kg
Maximal zulässige Gesamtmasse 1355 kg 1400 kg
Länge 4073 mm
Breite 1611 mm
Höhe 1440 mm
Radstand 2424 mm
Spurweite (vorn) 1349 mm
Spurweite (hinten) 1305 mm
Minimale Bodenfreiheit (voll beladen) 170 mm
Wenderadius 5,6 m
Rampenwinkel (vorn) 36 °
Rampenwinkel (hinten) 17 °
Reifen 114-330 mm (4½-13 in)
Motorbaumuster WAS-2101 WAS-21011
Motorbauart Wassergekühlter Reihenvierzylinderottomotor
Gemischaufbereitung 1 Fallstrom-Registervergaser Type 2101-1107010-02
Hubraum 1198 cm3 1294 cm3
Bohrung × Hub 76 mm × 66 mm 79 mm × 66 mm
Verdichtung 8,5 8,8
Nennleistung (GOST) 46 kW (62 PS) bei 5600 min−1 51 kW (69 PS) bei 5600 min−1
Nennleistung (DIN 70020) 44 kW (60 PS) bei 5600 min−1 48 kW (65 PS) bei 5600 min−1
Nennleistung (SAE) 48 kW (65 PS) bei 5600 min−1
Max. Drehmoment (GOST) 87 N·m (8,9 kp·m) bei 3400 min−1 93 N·m (9,5 kp·m) bei 3400 min−1
Kraftstoffsorte Motorenbenzin
AI-93 nach GOST 2084-67
Höchstgeschwindigkeit 140 km/h 145 km/h
Beschleunigung (0–100 km/h) 22 s 18 s
Bremsweg aus 80 km/h 38 m
Kraftstoffverbrauch (kombiniert, l/100 km) 8,0 l 9,0 l
Steigfähigkeit (erster Gang) 34 %
Kraftstoffbehältervolumen 39 l
Quelle [2]:2f. [3]
Commons: WAS-2101 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Die Angabe der Motorleistung ist abhängig vom Standard, mit dem sie gemessen wurde. In der UdSSR war der GOST-Standard üblich, während in Deutschland nach DIN 70020 und in den USA nach SAE-Standard gemessen wurde.
    Genaue Angaben finden sich in den technischen Daten.

Einzelnachweise

  1. Tass: 45 лет с момента старта: знаменитые автомобили АвтоВАЗа. 24. März 2016, abgerufen am 25. Februar 2020 (in russischer Sprache).
  2. W. A. Werschigora, L. I. Wichko, J. M. Solotarjew, J. M. Paschin, K. B. Pjatkow: Awtomobili „Schiguli“. Verlag Maschinenbau, Moskau 1977.
  3. Werner Oswald (Hrsg.): Kraftfahrzeuge der DDR. 2. Auflage, Motorbuchverlag, Stuttgart 2000, ISBN 3-613-01913-2, S. 161
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