Vorleistung
Als Vorleistungen gelten in der Wirtschaftswissenschaft die im Produktionsprozess verbrauchten, verarbeiteten oder umgewandelten Güter und Dienstleistungen (vgl. Europäisches System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen – ESVG). Güter, die im Produktionsprozess die Funktionen der Vorleistung erfüllen, heißen Vorleistungsgüter.
Die Vorleistungen unterscheiden sich von den Investitionen dadurch, dass ein Investitionsgut über mehrere Abrechnungsperioden hinweg im Produktionsprozess eingesetzt und allmählich abgeschrieben wird (z. B. die Melkmaschine bei der Milchproduktion), während die Vorleistung voll in das im Produktionsprozess nachgelagerte Produkt eingeht (z. B. das Tierfutter für die Kühe bei der Milchproduktion).
In der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung werden die Vorleistungen bei der Ermittlung des Bruttoinlandsprodukts vom Produktionswert abgezogen, weil sich sonst Mehrfachzählungen ergäben, die das Bruttoinlandsprodukt aufblähten. So würde der Umsatz eines Bauern, der Getreide an einen Müller liefert, zum Umsatz des Müllers addiert, in dem der Wert des verbrauchten Getreides bereits enthalten ist, und schließlich noch einmal zum Umsatz der Brotfabrik, in dem die Werte des verbrauchten Getreides und des verbrauchten Mehls enthalten sind. Um nur die Wertschöpfung einer Abrechnungsperiode zu ermitteln, müssen die Vorleistungen daher vom jeweiligen Produktionswert abgezogen werden.
Beispiele
- Mehl, das vom Bäcker weiterverarbeitet wird.
- Getreide, das vom Müller zu Mehl gemahlen wird.
- Strom, der in einer Fabrik verbraucht wird.
- Kohle, die von einem Stahlwerk bezogen wird.
- Stoßstangen eines Zulieferers, die beim Automobilhersteller eingebaut werden.
- Sämtliche Dienstleistungen für Unternehmen (Transporte, Anwaltskosten etc.).
Praktisch ermittelt werden die Vorleistungen am Beispiel „Mehl“ wie folgt:
- Vorrat an Mehl zum 1. Januar 2004: 10 000 €
- Vorrat an Mehl zum 31. Dezember 2004: 12 000 €
- Käufe von Mehl während des Jahres 2004: 65 000 €
Dann berechnet sich der Wert der Vorleistungen (hier Mehl) für 2004 zu 63 000 €.
Siehe auch
- zirkulierendes Kapital, konstantes Kapital
- im anderen Kontext: Auslage (Geld)