Vorarlberger Bahn
Die k.k. privilegierte Vorarlberger Bahn, abgekürzt VB, war ein Eisenbahnunternehmen in Österreich, das 1871 gegründet und 1885 verstaatlicht wurde. In verschiedenen unternehmensexternen Publikationen wird zwar alternativ die Bezeichnung Vorarlbergbahn verwendet,[1][2][3] was, wie die Eintragung im Handelsregister nachweist, allerdings unrichtig ist.
Geschichte
Die als Aktiengesellschaft mit Sitz in Wien konstituierte Privatbahn erhielt ihre Konzession vom Innenministerium am 5. Mai 1871. Am 9. Juni wurden die Statuten genehmigt, am 3. Juli erfolgte der Konstitutionsakt und am 8. Juli die Eintragung ins Handelsregister.[4] Sie konnte über ein praktisch unbegrenztes Kapital verfügen, da ihre Aktien zwanzigfach überzeichnet worden waren.
Die Vorarlberger Bahn betrieb ein zusammen 90,005 Kilometer langes Netz, darunter 78,678 Kilometer im namensgebenden Bundesland Vorarlberg, 8,963 Kilometer im Fürstentum Liechtenstein und 2,364 Kilometer in der Schweiz, die Betriebsdirektion war im Bahnhof Feldkirch angesiedelt. Im Einzelnen handelte es sich dabei um folgende Teilstrecken, die alle im Laufe des Jahres 1872 in Betrieb gingen:
- Landesgrenze nächst Bregenz–Bludenz mit Verbindungskurve bei Lauterach (62,959 Kilometer)
- Feldkirch–Buchs (17,992 Kilometer)
- St. Margrethen–Lauterach (9,054 Kilometer)
Die 5,941 Kilometer lange Anschlussstrecke zwischen dem Lindauer Hauptbahnhof und der bayrisch-österreichischen Grenze bei der Brücke über die Leiblach hatte die Gesellschaft vom bayerischen Staat in Pacht genommen[5], die gesamte Betriebslänge der Gesellschaft betrug somit 95,946 Kilometer.
Da anfangs keine unmittelbare Verbindung zum restlichen österreichischen Eisenbahnnetz bestand – der Arlbergtunnel ging erst 1884 in Betrieb – litt die Vorarlberger Bahn an Betriebskostenabgängen. Um diese zu decken, musste die Gesellschaft, zusätzlich zur Reinertragsgarantie, staatliche Betriebskostenvorschüsse in Anspruch nehmen.
Am 24. Juni 1882 verfügte die Regierung, dass das Unternehmen auf Grund des Sequestrationsgesetzes vom 14. Dezember 1877 in den Staatsbetrieb übernommen und der Betrieb auf Rechnung der Gesellschaft geführt werde. Mit dem Übereinkommen vom 11. Dezember 1883 wurde der Staatsverwaltung das Recht eingeräumt, die Vorarlberger Bahn vom 1. Juli 1884 an jederzeit zu erwerben. Die Einlösung erfolgte zum 20. Dezember 1885.
Fahrzeuge
Literatur
Vorarlberger Bahn. In: Victor von Röll (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Auflage. Band 10: Übergangsbrücken–Zwischenstation. Urban & Schwarzenberg, Berlin/Wien 1923, S. 222 ff.
Weblinks
Einzelnachweise
- Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines, XXIX. Jahrgang, X. Heft, S. 200.
- Centralblatt für Eisenbahnen und Dampfschiffahrt der Österreich-Ungarischen Monarchie, XI. Jahrgang, Nr. 79, Wien, am 5. October 1872, S. 945
- Hans Wegmann: Die Vereinigten Schweizerbahnen. Diss. Zürich 1917, S. 184
- Firma-Protokollirungen. In: Amtsblatt zur Wiener Zeitung, 20. Juli 1871, S. 92, Spalte 2 (online bei ANNO).
- Staatsvertrag vom 27. August 1870, zwischen Österreich-Ungarn, zugleich in Vertretung für Liechtenstein, Bayern und der Schweiz, über die Herstellung einer Eisenbahn von Lindau über Bregenz nach St. Margarethen, sowie von Feldkirch nach Buchs. In: Reichsgesetzblatt. Band 13, Jahrgang 1871. Bregenz 27. August 1871, S. 23 ff. (onb.ac.at). (Abschrift auf lexfind.ch)