Volumenformel des allgemeinen Tetraeders

Die Volumenformel d​es allgemeinen Tetraeders i​st eine mathematische Formel d​er Stereometrie. Sie w​urde von Leonhard Euler (1707–1793) i​n dessen berühmter Abhandlung E 231 (Demonstratio nonnullarum insignium proprietatum quibus solida hederis planis inclusa s​unt praedita.) angegeben.[1][2] Euler behandelt u​nd löst u​nter Punkt 20 dieser Abhandlung d​as Problem, e​ine Formel für d​as Volumen d​es allgemeinen Tetraeders allein u​nter Bezug a​uf die Längen d​er sechs Tetraederkanten anzugeben.[3] Der Volumenformel d​es allgemeinen Tetraeders l​iegt also d​ie gleiche Aufgabenstellung zugrunde w​ie der z​ur Formel v​on Heron i​n der Dreiecksgeometrie.

Die Eulerformel

Gegeben sei ein Tetraeder , also eine Pyramide mit dreieckiger Grundfläche. Die zur dreieckigen Grundfläche gehörigen -Kanten seien mit bezeichnet und die im Raum gegenüberliegenden drei -Kanten mit .
Weiter sei für jede -Kanten die Länge dieser Kante mit bezeichnet.
Dann gilt für das Tetraedervolumen :
mit

Vereinfachte Eulerformel bei Gleichschenkligkeit und Regularität

Für gleichschenkliges Tetraeder gilt bei jeder der sechs -Kanten . Hier vereinfacht sich die Eulerformel wie folgt:[4]

[5]

Hieraus ergibt s​ich unmittelbar d​ie bekannte Volumenformel für d​as reguläre Tetraeder:

[6]

Vereinfachte Eulerformel bei rechtwinkligen Tetraedern

Für rechtwinklige Tetraeder gilt der Satz des Pythagoras usw. bei jeder der drei -Kanten der Grundfläche. Hier vereinfacht sich die Eulerformel mit dem Spatprodukt der gegenüberliegenden Kanten zu:

.

Determinantendarstellung

Zur Darstellung des Tetraedervolumens lassen sich in eleganter Weise auch die folgenden Identitäten benutzen, welche auf Determinanten symmetrischer Matrizen beruhen:[7][8][9]

Die d​abei zuerst auftretende Determinante n​ennt man (nach d​en beiden Mathematikern Arthur Cayley u​nd Karl Menger) a​uch eine Cayley–Menger-Determinante.

Anwendung der Cayley-Menger-Determinante

Die Cayley-Menger-Determinantendarstellung d​es Tetraedervolumens k​ann herangezogen werden, u​m einen klassischen Lehrsatz v​on Leonhard Euler z​u formulieren, nämlich d​en sogenannten Vierpunktesatz v​on Euler:[10]

Vier (nicht notwendig voneinander verschiedene) Raumpunkte liegen genau dann in einer Ebene, wenn die Beziehung
gilt, wobei jeweils den euklidischen Abstand der Punkte und bezeichnet.

Die Aussage d​es eulerschen Vierpunktesatzes i​st demnach d​ie folgende:

Vier Raumpunkte liegen genau dann in einer Ebene, wenn das von ihnen gebildete Tetraeder ausgeartet ist und damit das Volumen hat.

Literatur

Originalarbeiten

  • Leonhard Euler: Demonstratio nonnullarum insignium proprietatum quibus solida hederis planis inclusa sunt praedita. In: Novi commentarii academiae scientiarum Petropolitanae (1752/53). Band 4, 1753, S. 140–160.

Monographien

  • Nathan Altshiller-Court: Modern Pure Solid Geometry. 2. Auflage. Chelsea Publishing, Bronx NY 1964, OCLC 1597161.
  • György Hajós: Einführung in die Geometrie. B. G. Teubner Verlag, Leipzig (ungarisch: Bevezetés A Geometriába. Übersetzt von G. Eisenreich [Leipzig, auch Redaktion]).
  • Maximilian Miller: Stereometrie (Sammlung Crantz). B. G. Teubner Verlag, Leipzig 1957.
  • Alexander Ostermann, Gerhard Wanner: Geometry by Its History (= Undergraduate Texts in Mathematics. Readings in Mathematics). Springer Verlag, Heidelberg / New York / Dordrecht / London 2012, ISBN 978-3-642-29162-3, doi:10.1007/978-3-642-29163-0 (MR2918594).
  • Andreas Speiser et al. (Redaktion): Leonhardi Euleri Opera omnia. Series prima. Opera mathematica. Volumen XXVI: Commentationes geometricae. Volumen I. Orell Füssli, Zürich 1953.

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Maximilian Miller: Stereometrie. 1957, S. 41
  2. Der Titel der Abhandlung E 231 lautet auf Deutsch etwa wie folgt: Darlegung einiger kennzeichnender Eigenschaften, mit denen von ebenen Flächen eingeschlossene Körper ausgestattet sind. In dieser Abhandlung gibt Euler den ersten Beweis der Polyederformel an, welche er schon in einer früheren Abhandlung (E 230, abgedruckt unter Elementa doctrinae solidorum, Novi commentarii academiae scientiarum Petropolitanae 4, S. 109–140; vgl. Einleitung zu den Commentationes geometricae) erwähnt, aber noch nicht bewiesen hatte.
  3. Andreas Speiser et al.: Leonhardi Euleri Opera omnia. Series prima. Opera mathematica. Volumen XXVI: Commentationes geometricae. Volumen I. 1953, S. 106–107
  4. Dies ergibt sich bei Berücksichtigung der Formel
  5. Nathan Altshiller-Court: Modern Pure Solid Geometry. 1964, S. 112
  6. Miller, op. cit., S. 46
  7. I. N. Bronstein, K. A. Semendjajev et al.: Taschenbuch der Mathematik. 2008, S. 157
  8. György Hajós: Einführung in die Geometrie. 1970, S. 383
  9. Alexander Ostermann, Gerhard Wanner: Geometry by Its History. 2012, S. 297
  10. György Hajós: Einführung in die Geometrie. B. G. Teubner Verlag, Leipzig, S. 384 (ungarisch: Bevezetés A Geometriába. Übersetzt von G. Eisenreich [Leipzig, auch Redaktion]).
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