Visvaldis Lācis
Visvaldis Lācis (* 12. März 1924 in Valmiera; † 18. April 2020) war ein lettischer Publizist und Politiker. Er gehörte zu den Anführern der lettischen Unabhängigkeitsbewegung und betätigte sich in hohem Alter von 2006 bis 2011 als Parlamentsabgeordneter.
Biographie
Sein Vater war Offizier in der Armee Lettlands. Lācis besuchte ein humanistisches Gymnasium in Riga. 1943 wurde er zur lettischen Legion eingezogen und als Zugführer in der 19. lettischen SS-Division zweimal verwundet. Nach Krieg und Filtrationshaft konnte er in sein Geburtsland zurückkehren.
Mehrfache Versuche ein Studium zu absolvieren, verliefen nicht erfolgreich, da Lācis aufgrund seiner Herkunft und Biografie die Prüfungsgenehmigungen entzogen wurden. Nach eigenen Aussagen wurde er von der Landwirtschafts-Akademie der LSSR geworfen, nachdem er in einer Komsomol-Veranstaltung seine Ansichten über die Schwächen der Kolchoswirtschaft und das unfreie Wahlsystem dargelegt hatte.[1] Erst 1965 im Alter von 41 Jahren erhielt er im Rahmen eines Fernstudiums am Moskauer Staatlichen Institut für Pädagogik den Hochschulabschluss als Linguistiker.
Mit der beginnenden Unabhängigkeitsbewegung betätigte sich Lācis dann politisch: Er gehörte zu den ersten Teilnehmern der Lettischen Volksfront und war von 1991 bis 1992 Vorsitzender der Partei LNNK. Nach dem Ausstieg aus der Politik betätigte er sich als freier Journalist und Publizist. Er war Verfasser mehrerer Bücher, unter anderem einer Geschichte Lettlands seit dem Großen Nordischen Krieg und einem sechsbändigen Werk über den Zweiten Weltkrieg. Diese Publikationen gehörten damals zu den ersten erhältlichen lettischsprachigen Geschichtswerken aus nicht-sowjet-ideologischer Perspektive. 1995 wurde ihm der Drei-Sterne-Orden verliehen.
Lācis war zeitweise Vorsitzender der Daugavas Vanagi, der Veteranenvereinigung der ehemaligen lettischen Waffen-SS- und Wehrmacht-Angehörigen. 2001 war er bei der Gründung der nationalistischen, radikalen Jugendorganisation Visu Latvijai! involviert.
Mit 82 Jahren trat er für die lettische Grüne Partei zur Parlamentswahl in Lettland 2006 an und wurde in die Saeima gewählt. Er trat jedoch ein Jahr später aus Fraktion und Partei aus. Zu den nächsten Parlamentswahlen in Lettland 2010 kandidierte er dann für die Nationale Vereinigung, aus deren Fraktion und Partei er wiederum austrat. Zu den Gründen befragt, erklärte er in einem Interview: Da er als einziger Abgeordneter vor den Wahlen keinerlei Wahlkampf oder Wahlversprechungen gemacht habe, brauche er auch für seinen Parteiaustritt niemandem Erklärungen abzugeben.[2]
Lācis war verheiratet, hatte drei Kinder und mehrere Enkelkinder. Er lebte bei Vestiena, Kreis Madona.
Weblinks
- Profil auf der Parlamentsseite (abgerufen am 12. Oktober 2015)
- Biografie (lettisch)
- Zeitungsbericht über Lācis als Parlamentsabgeordneter in standard.at (abgerufen im Oktober 2015)
Einzelnachweise
- Archivierte Kopie (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) virtuelles Lexikon "Lettland Leute", dritter Absatz (lettisch)
- http://www.irlv.lv/2011/3/8/lacis-izstajas-no-vl-un-pamet-frakciju ir.lv (abgerufen im Oktober 2015)