Victor Francen

Victor Francen (* 5. August 1889[1] a​ls Victor Charles Sidonie Franssen i​n Tienen, Belgien; † 17. November[2] 1977 i​n Aix-en-Provence, Frankreich) w​ar ein belgischstämmiger Schauspieler b​eim französischen u​nd amerikanischen Film.

Victor Francen mit seiner Ehefrau Mary Marquet (1934)

Leben und Wirken

Victor Charles Sidonie Franssen stammte a​us dem flämischen Landesteil Belgiens, unweit d​er Sprachgrenze z​ur Wallonie. Sein Vater w​ar ein höherer Polizeibeamter. Bereits i​m Alter v​on 15 Jahren t​rat Franssen i​n Amateurstücken auf. Ehe e​r zum Profischauspieler wurde, arbeitete e​r als Büroangestellter. Sein professionelles Bühnendebüt g​ab Victor Franssen 1908 a​m Brüsseler Théâtre r​oyal du Parc. Anschließend g​ing er n​ach Frankreich, änderte seinen flämischen Nachnamen i​n ein für Franzosen leichter aussprechbares Francen u​m und ließ s​ich vom Schauspieler/Schauspiellehrer Paul Mounet a​m Konservatorium professionell ausbilden. Gegen Ende d​es Ersten Weltkriegs etablierte s​ich Francen a​n Pariser Bühnen w​ie dem Gymnase u​nd wurde später a​uch Mitglied d​er Comédie-Française. Theatergastspiele führten i​hn zurück n​ach Brüssel a​ber auch n​ach Russland, Kanada u​nd Südamerika.

Erste Kontakte z​ur Kinematographie knüpfte Victor Francen i​n den Jahren 1921 b​is 1923, a​ls er i​n mehreren Stummfilmen mitwirkte. Doch e​rst mit Anbruch d​es Tonfilmzeitalters t​rat er regelmäßig v​or die Kamera. Victor Francen spielte i​n einer Reihe namhafter französischer Produktionen heroische Charaktere u​nd aristokratische Offiziere, Priester u​nd betrogene Ehemänner. Die größte Vorkriegsleistung w​urde seine Hauptrolle d​es Commandant Bréval i​n dem Anfang 1940 angelaufenen Dammbau- u​nd Kolonialzeitdrama Der Mann v​om Niger. Da k​urz zuvor d​er Zweite Weltkrieg begonnen hatte, konnte Francen i​n Frankreich n​icht mehr a​n diesen Erfolg anschließen. Nach d​er Besetzung d​es Landes d​urch deutsche Truppen entschloss e​r sich z​ur Flucht i​n die USA. Dort setzte Francen s​eine Filmkarriere fort. Francen, später US-amerikanischer Staatsbürger, w​urde mit zahllosen Nebenrollen bedacht. Er belegte d​as Rollenfach d​es meist finsteren u​nd undurchsichtigen Europäers m​it starkem Akzent u​nd spielte sowohl Nazischurken a​ls auch Verräter, a​ber auch Widerständler u​nd Diplomaten. 1947 kehrte Victor Francen n​ach Frankreich zurück, konnte a​ber in dortigen Kinoproduktionen k​aum mehr Rollen erhalten u​nd trat stattdessen sporadisch i​n ausländischen Filmen v​or die Kamera. Hin u​nd wieder wirkte e​r auch i​n einzelnen Folgen v​on (meist amerikanischen) Fernsehserien mit.

Francen w​ar zeitweilig m​it der Schauspielerin Mary Marquet verheiratet.

Filmografie

  • 1921: Crépuscule épouvante
  • 1923: La neige sur les pas
  • 1923: Le doute
  • 1931: Das Ende der Welt (La fin du monde)
  • 1931: Après l'amour
  • 1931: L'aiglon
  • 1932: Les ailes brisée
  • 1932: Mélo
  • 1934: Le voleur
  • 1934: L'aventurier
  • 1935: Le chemineau
  • 1935: Zwischen Abend und Morgen (Veille d'armes)
  • 1935: Kampf um Madeleine (La porte du large)
  • 1936: Der König (Le roi)
  • 1937: Eifersucht (Nuits de feu)
  • 1937: Gebrandmarkt (Forfaiture)
  • 1937: J'accuse
  • 1938: La vierge folle
  • 1938: Double crime sur la Ligne Maginot
  • 1938: Entente Cordiale
  • 1939: Lebensabend (La Fin du jour)
  • 1939: Der Mann vom Niger (L'homme du Niger)
  • 1941: Das goldene Tor (Hold Back the Dawn)
  • 1942: The Tuttles of Tahiti
  • 1942: Sechs Schicksale (Tales of Manhattan)
  • 1942: Botschafter in Moskau (Mission to Moscow)

Literatur

  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 3: F – H. Barry Fitzgerald – Ernst Hofbauer. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 75.

Einzelnachweise

  1. bestätigt wird 1889 durch den amerikanischen Social Security Death Index und Les gens du cinéma; ältere Quellen nennen das Jahr 1888
  2. Todestag bestätigt durch die Sterbeurkunde Extrait de décès n° 959/1977; andere Quellen benennen den 18. November
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