Vertebra plana
Ein einzelner (isolierter) abgeplatteter Wirbelkörper bei erhaltener Bandscheibe wird als Plattwirbel, lateinisch vertebra plana bezeichnet. Die Erkrankung ist auch als Morbus Calvé bekannt.[1][2][3]
Klassifikation nach ICD-10 | |
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M42.0 | Juvenile Osteochondrose der Wirbelsäule
Inkl. Scheuermann-Krankheit, Vertebra plana [Calvé-Krankheit] |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Eine generalisierte Abflachung der Wirbelkörper wird als Platyspondylie bezeichnet.
Die Erkrankung tritt meist an der Brust- oder Lendenwirbelsäule auf, hauptsächlich im Kindesalter vom 4. bis 7. Lebensjahr und ist den aseptischen Knochennekrosen zuzurechnen.[1]
Charakteristisch ist die Verbreiterung der angrenzenden Zwischenwirbelräume sowie das Fehlen von neurologischen Komplikationen.
Ursachen
Findet sich auf einer Röntgenaufnahme der Wirbelsäule eine vertebra plana, liegt vermutlich eine der beiden folgenden Erkrankungen vor:[1][2]
Die Abplattung der Wirbelkörper tritt vor allem beim Eosinophilen Granulom, einer lokalen Manifestation der Langerhans-Histiozytose, auf. Sie ist die Folge der Kortikaliszerstörung.
Multiple abgeplattete Wirbelkörper finden sich bei der Osteopetrose oder seltener bei der Osteomalazie.[1][4]
Seltener kann die Ursache in einer Pilzinfektion liegen.
Abzugrenzen sind Destruktionen infolge einer Spondylitis oder (bakteriellen) Osteomyelitis, bei denen der Zwischenwirbelraum verschmälert ist.[1]
Vorkommen bei Syndromen
Im Rahmen etlicher Syndrome kommt eine Vertebra plana an mehreren Wirbelkörpern vor, siehe Platyspondylie.
Klinische Erscheinungen
Eine Vertebra plana kann Schmerzen unter Belastung sowie eine Haltungsschwäche (Körperhaltung) sowie eine Kyphose verursachen.[2]
Diagnose
Die Diagnose erfolgt durch eine Röntgenaufnahme der Wirbelsäule. Typischerweise findet sich eine Höhenminderung und teilweise Verdichtung auf weniger als ein Drittel der normalen Wirbelkörperhöhe, die Bandscheibe ist normal.[1]
Differentialdiagnose
- Lymphom
- Leukämie mit Wirbelkörperinfiltration
- Morbus Scheuermann
- tuberkulöse Spondylitis
- Ewing-Sarkom
- Wirbelbruch als Kompressionsfraktur
- Osteoporose
- Osteogenesis imperfecta
- Multiples Myelom
- Metastase im Wirbelkörper
- Osteomyelitis
- Wirbelkörperhämangiom
Therapie
Die notwendige Behandlung richtet sich nach der Grundkrankheit. Bei den aufgeführten häufigeren kommt es typischerweise zu einem spontanen Wiederaufbau des Wirbelkörpers. Durch Ruhigstellung soll die Bildung eines Gibbus vermieden werden. Je nach Ursache kann ein Wiederaufbau des Wirbelkörpers eintreten.[2]
Einzelnachweise
- Pschyrembel online
- Eintrag zu Vertebra plana im Flexikon, einem Wiki der Firma DocCheck
- Radiopaedia
- Lexikon Orthopädie
Literatur
- M. Baghaie, P. Gillet, R. F. Dondelinger, P. Flandroy: Vertebra plana: Benign or malignant lesion?. In: Pediatric Radiology. 26, 1996, S. 431, doi:10.1007/BF01387322.
- N. H. von der Höh, A. Völker, D. Jeszenszky, C.-E. Heyde: Chronische rekurrierende multifokale Osteomyelitis der Wirbelsäule. In: Der Orthopäde. 45, 2016, S. 484, doi:10.1007/s00132-016-3271-8.
- F. Hefti: Kinderorthopädie in der Praxis. Springer 1998, ISBN 3-540-61480-X
- K. Ebel, E. Willich, E. Richter (Hrsg.): Differentialdiagnostik in der Pädiatrischen Radiologie. Thieme 1995, ISBN 3-13-128101-4.