Versionsnummer
Versionsnummern unterscheiden einzelne Versionen einer Software, um deren Weiterentwicklungen nachvollziehbar zu kennzeichnen.
Die Versionsnummer ist die Grundlage für die Versionsverwaltung. Den Prozess der Vergabe der Versionsnummer nennt man Versionierung.
Aufbau und Bedeutung
Eine klassische Versionsnummer setzt sich häufig aus folgenden Teilen zusammen:
- Hauptversionsnummer
- (englisch: major release) indiziert meist äußerst signifikante Änderung am Programm – zum Beispiel, wenn das Programm komplett neu geschrieben wurde (zum Beispiel GIMP 2.x nach der Version 1.x) oder sich bei Bibliotheken keine Schnittstellenkompatibilität aufrechterhalten lässt.
- Nebenversionsnummer
- (englisch minor release) bezeichnet meistens die funktionale Erweiterung des Programms.
- Revisionsnummer
- (englisch patch level oder micro release) enthält meist Fehlerbehebungen.
- Buildnummer
- (englisch build number) kennzeichnet in der Regel den Fortschritt der Entwicklungsarbeit in Einzelschritten, wird also zum Beispiel bei 0001 beginnend mit jedem Kompilieren des Codes um eins erhöht. Version 5.0.0-3242 stünde also für das 3242. Kompilationsprodukt einer Software. Verwendet man Versionskontrollsysteme, so wird an Stelle der Build-Nummer gerne eine Nummer verwendet, die die Quellen zum Kompilat innerhalb des Versionskontrollsystems eindeutig identifiziert. Das erleichtert im Fehlerfall, die zugehörigen Quellen zu finden.[1]
Beispiel für die 2. Version eines Programms, in der 3. Nebenversion und in der 5. Fehlerkorrektur, Build 0041:
2.3.5-0041 │ │ │ └────── Buildnummer │ │ └───────── Revisionsnummer │ └─────────── Nebenversionsnummer └───────────── Hauptversionsnummer
Jede dieser Versionsnummern kann auch aus mehreren Ziffern bestehen. Zum Beispiel folgt nach Version 0.9, wenn sich nur die Nebenversion erhöht, 0.10 und nicht 1.0. Bei manchen Programmen ist daher die Nebenversionsnummer zweistellig oder enthält eine führende Null, wenn mit mehr als zehn Versionen dieser Art zu rechnen ist (Beispiel: 0.09). Wird die Haupt- oder Nebenversionsnummer erhöht, werden die folgenden Stellen auf 0 zurückgesetzt. Auf die Version 2.3.5 folgt also, je nach Grad der Änderung, die Version 2.3.6, 2.4.0 oder 3.0 (bzw. 3.0.0).
Häufig bildet die Hauptversion mit der Nummer 0 insofern eine Ausnahme, dass auch bei einer Erhöhung der Nebenversion größere Änderungen möglich sind.
Grundsätzlich gibt es für die Bedeutung der einzelnen Werte jedoch keine festen Vorgaben, vielmehr haben sich Quasi-Standards etabliert: Unter .NET folgt man z. B. dem abweichenden Schema <Hauptversionsnummer>.<Nebenversionsnummer>.<Buildnummer>.<Revisionsnummer>
[2] (gegenüber obigem Beispiel vertauschte Position für Revisionsnummer und Buildnummer).
Zu einem Versionsstand an einem beliebigen Zeitpunkt sagt man auch Build. Die Build-Nummer wird in vielen Projekten unabhängig von den anderen Nummern erhöht und nicht zurückgesetzt. Zum Beispiel gibt es beim Betriebssystem Windows von Microsoft zwei Produktreihen: in der Windows‑9x-Reihe sind die Builds 950 (Windows 95), 1998 (Windows 98) und 2222 (Windows 98SE) bekannt, in der Reihe Windows‑NT-Reihe sind dies die Builds 1381 (Windows NT 4.0 Service Pack 6), 2600 (Windows XP), 6000 (Windows Vista) und 7600 (Windows 7).
Oftmals ist es – vor allem bei Open-Source-Software – der Fall, dass sich die Versionsnummern von Programmen oder Systemen noch vor der Version 1.x befinden. Dies deutet jedoch nicht zwingend darauf hin, dass die Entwicklung noch nicht weit fortgeschritten ist, sondern eher, dass die Version noch nicht das von den Entwicklern gesteckte Ziel erreicht hat und sich weiterhin in der Entwicklung befindet. Teilweise gibt es sogar Open-Source-Programme, die – obwohl sie den Alpha- und Beta-Status längst verlassen haben – weiterhin noch unterhalb der Version 1.0 versioniert sind.
Eine Versionsnummer wird oft nach dem Programmnamen angeführt und manchmal durch „v.“, „v“ oder „V“ (für Version) speziell gekennzeichnet.
Marketingaspekte
Für die Software-Entwicklung stellen Versionsnummern eine weitaus wichtigere Information als für den Kunden dar. Mit Hilfe der Versionsnummern kann unter anderem sichergestellt werden, dass in Entwicklergruppen neue Programmteile nicht mit älteren überschrieben werden (siehe Versionsverwaltung).
In größeren Softwareprojekten wird unter Umständen aus Marketingaspekten von der internen, eher technisch motivierten Versionierung abgewichen, was dann zu Versionsnamen führt (Windows XP entspricht beispielsweise „Windows NT 5.1“), aus denen sich die Versionsfolge nicht mehr ohne weiteres erkennen lässt. Aus Marketinggründen kann es auch zum Überspringen von Versionsnummern kommen, um keine niedrigere Version (die als „älter“ interpretiert werden kann) als Mitwettbewerber zu haben. Dies war beispielsweise bei WinWord, dessen Version von 2.0 auf 6.0 sprang, Slackware und Windows 10 der Fall. Auch bei verschiedener Software vom gleichen Hersteller kann es ähnliche Fälle geben, so wurde z. B. die erste Version von Windows NT „Windows NT 3.1“ genannt, da sie nach Windows 3.1 auf den Markt kam und dieselbe grafische Oberfläche wie dieses verwendete. Bei Windows 7 wurde von der internen Versionsnummer („Windows NT 6.1“) aus technischen und psychologischen Gründen abgewichen und „Windows 9“ wurde als Produktname übersprungen.
Auch werden andere Arten, Programmversionen voneinander zu unterscheiden, verwendet, da sie leichter zu merken sind:
- Zeitangaben wie Jahreszahlen, oder in Kombination mit z. B. Monaten, beispielsweise als:
- zweistellige Jahreszahlen, zum Beispiel: Windows 95 (1995); Microsoft Office 95 (1995);
- vierstellige Jahreszahlen, zum Beispiel: Windows 2000; Microsoft Office 2000; SoftMaker Office 2006;
- Jahre und Monate, zum Beispiel: Ubuntu-Linux 6.04 (für April 2006), OPNsense 15.1 (für Januar 2015)[3] oder Windows 10 1507 (für Juli 2015);
- Jahre und Halbjahr, zum Beispiel: Windows 10 20H2 (für 2. Halbjahr 2020);
- alphanumerische Bezeichner, zum Beispiel: Adobe Photoshop CS2, Adobe Flash MX; Windows XP;
- Codenamen, zum Beispiel: Mac OS X Panther (seit 2016 macOS); Windows Vista;
- systematische Codenamen: Ubuntu verwendet zusätzlich zur Versionsnummer „Adjektiv + Tiernamen“. Bei jeder neuen Version wird der Buchstabe um eine Stelle im Alphabet verschoben. Auf „Bionic Beaver“ folgte „Cosmic Cuttlefish“.
- Die Versionsnummer von TeX nähert sich π an; die von Metafont der Eulerschen Zahl e.
- Der Linux-Kernel verwendet seit einiger Zeit eine Versionsnummer, welche keinen Zusammenhang mit tatsächlichen Fortschritten aufweist. Alle zwei Millionen git-commits wird die erste Versions-Ziffer um eins erhöht.[4]
- Bei GIMP bezeichnet eine gerade zweite Ziffer (z. B. Version 2.2, 2.4, 2.6 usw.) eine stabile Version, während bei Entwicklerversionen die zweite Ziffer ungerade ist.
Ergänzungen
Je nach Entwicklungsstadium der Software gibt es noch Ergänzungen:
- Alpha
- während der Entwicklung der Software, sehr frühes Stadium
- Beta
- zum Testen vorgesehen, begrenzter Anwenderkreis
- RC
- Veröffentlichungskandidat (release candidate, rc), abschließende Testversion
- Release (final)
- endgültige Version (englisch Release für Veröffentlichung)
- Patch
- auch patchlevel, pl, deutsch Korrekturlevel
Einzelnachweise
- Linda Westfall: The Certified Software Quality Engineer Handbook, Verlag ASQ Quality Press, 2008, ISBN 9780873897303, S. 509–510 online
- Versionsnummern in .NET (englisch)
- Updates. In: OPNsense documentation. Abgerufen am 15. Februar 2021 (englisch).
- https://fossbytes.com/linus-torvalds-linux-kernel-5-0-release-date-meaningless/
Weblinks
- https://semver.org/lang/de/ Semantische Versionierung (SemVer)