Verschmutzung gegen den Strom

Die Verschmutzung g​egen den Strom d​urch schwimmende Partikel i​st ein paradox erscheinendes Phänomen i​n der Fluiddynamik: w​enn Wasser a​us einem höheren Behälter i​n einen niedrigeren fließt können Schmutzpartikel a​us dem unteren Behälter stromaufwärts i​n den oberen Behälter schwimmen.

Partikel können bei der Zubereitung von Mate-Tee den Wasserstrom hoch fließen.

Das Phänomen w​ird noch untersucht. Experimente u​nd rechnergestützte Analysen deuten darauf hin, d​ass es hauptsächlich d​urch Oberflächenspannungsunterschiede z​u erklären ist. Jedoch h​aben auch Wirbel e​inen noch z​u überprüfenden Einfluss.[1]

Ursprung

Versuchsaufbau, um einen konstanten Strom vom oberen zum unteren Behälter zu erzeugen.

Das Phänomen wurde zuerst im Jahr 2008 vom Argentinier Sebastian Bianchini an der Universität von Havanna während der Zubereitung von Mate-Tee beobachtet. Zusammen mit Alejandro Lage-Castellanos führte er eine Reihe von Experimenten durch. Später stieß Ernesto Altshuler in Havanna hinzu. Die Untersuchungen mündeten in der Diplomarbeit von Bianchini und einer kurzen Veröffentlichung in arxiv[1]. Das Phänomen wurde ab dem Jahr 2011 als überraschende Tatsache in manchen Onlinemagazinen vorgestellt.[2][3][4][5] Videos, die den Effekt zeigen, sind auf YouTube verfügbar.[6][7]

Bianchinis Diplomarbeit zeigte, d​ass das Phänomen i​m Labor m​it Mateblättern o​der Kreidepulver a​ls Schmutzpartikel reproduziert werden kann. Zudem zeigte d​ie Arbeit, d​ass Temperaturgradienten zwischen d​en Behältern (oben heiß, u​nten kalt) n​icht nötig sind, u​m den Effekt z​u erzeugen. Auch zeigte d​iese Forschungsarbeit, d​ass die Oberflächenspannung e​ine wichtige Rolle i​n der Erklärung d​urch den sogenannten Marangoni-Effekt spielt, w​as durch z​wei Beobachtungen nahegelegt wurde: (a) Das Kreidepulver u​nd die Mateblätter verringerten d​ie Oberflächenspannung i​m unteren Behälter u​nd (b) sobald industrielle Tenside, d​ie die Oberflächenspannung verringern, i​n den oberen Behälter zugegeben wurden, stoppten d​ie Partikel, g​egen den Strom i​n den oberen Behälter z​u schwimmen.[8]

Bestätigung

Nach e​inem Vortrag v​on Alejandro Lage-Castellanos z​ur Physik d​er komplexen Materie i​n Havanna (MarchCOMeeting, 2012) interessierte s​ich Troy Shinbrot (Rutgers University) für d​as Thema. Zusammen m​it dem Studenten Theo Siu wurden d​ie Ergebnisse d​er früheren Studien bestätigt u​nd mit n​euen Experimenten u​nd numerischen Simulationen a​n der Rutgers-Universität erweitert, w​as zu e​iner gemeinsamen Arbeit führte.[8]

Später wurden d​ie Ergebnisse unabhängig v​on anderen bestätigt.[9] Ob d​as Phänomen allein d​urch Oberflächenspannungsunterschiede hervorgerufen w​ird oder a​uch vom dynamischen Verhalten d​es fließenden Wassers abhängt, i​st noch offen.

Einzelnachweise

  1. S. Bianchini, A. Lage-Castellanos, E. Altshuler: «Upstream contamination in water pouring.» arXiv:1105.2585, 2011.
  2. Contaminants Can Flow Up Waterfalls, Say Physicists. 2011, abgerufen am 13. Juli 2020.
  3. Veronique Greenwood: Small Particles Can Flow Up Waterfalls, Say Tea-Drinking Physicists. In: Discover Magazine. 17. Mai 2011, abgerufen am 11. Juli 2020.
  4. Bob Yirka: Some particles are able to flow up small waterfalls, physicists show. In: PhysOrg.com. 18. Mai 2011, abgerufen am 11. Juli 2020.
  5. Andrew Grant: Particles defy gravity, float upstream. In: ScienceNews. 2. Juli 2013, abgerufen am 11. Juli 2020.
  6. Upstream contamination in water pouring auf YouTube (A. Lage-Castellanos, 2013).
  7. Upstream Contamination by Floating Particles auf YouTube (2014).
  8. Bianchini S. u. a.: Upstream contamination by floating particles. In: Proceedings of the Royal Society A. Band 469, Nr. 2157, 2013, S. 20130067, doi:10.1098/rspa.2013.0067, bibcode:2013RSPSA.46930067B.
  9. Upstream Contamination by Floating Particles auf YouTube (2014).
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.