Valicha
Valicha, auch Walicha (Quechua-Verkleinerungsform von „Valeriana“) ist ein Tanzlied mit Waynu-Rhythmus aus Peru, das 1942 von Miguel Ángel Hurtado Delgado (1922–1951) komponiert wurde. Es gilt als eines der auch international bekanntesten Lieder und Tänze Perus.
Entstehungsgeschichte
Melodie und Text des Liedes werden dem peruanischen Künstler und Sohn eines Großgrundbesitzers (hacendado) Miguel Ángel Hurtado Delgado zugeschrieben, den seine unglückliche Liebe zur Landarbeiterin (campesina) Valeriana Huillca Condori als „Muse“ zur Schaffung dieses Stückes inspirierte.[1]
Der von Miguel Ángel Hurtado Delgado aus Acopía verfasste Waynu Valicha wurde auf einem volkstümlichen Musikfestival in Cusco das erste Mal öffentlich aufgeführt. Der Quechua-Text dieses Liedes handelt von einer jungen Frau vom Lande, Valicha, die in die Stadt geht, um in den dortigen Chicha-Lokalen (Chicherías) zu arbeiten.[2]
Rezeption
Der Waynu Valicha erlebte in den 1960er und 1970er Jahren einen „Boom“[3] und wurde zu einem berühmten Lied, das „jedem Cusqueño absolut vertraut“ war.[4] Heute gilt dieses Lied als „zweite Hymne“ Cuscos.[2][5][6] Manche nennen es das nach der Nationalhymne bekannteste Lied Perus.[7]
Das Stück wurde von angesehenen Orchestern innerhalb und außerhalb Perus gespielt.[8] In Deutschland wurden das Lied und der Tanz unter anderem in Karlsruhe,[7] Augsburg[9] und München[10] aufgeführt.
Alte spanische und neue Quechua-Liedversion
Laut einem Bericht das peruanischen Nachrichtenportals RPP vom 3. Juli 2014 – wenige Wochen nach Valeriana Huillcas Tod – gab es zwei Versionen des Liedes. Die erste, spanischsprachige Version mit dem Titel Tusuy („Tanz“) wurde hiernach von Hurtado als Liebeslied auf eine junge Frau aus Aqupiya verfasst, die mit Valeriana Huillca identifiziert wurde. In der zweiten, cusco-quechuasprachigen Version verurteilt der Autor dagegen das Verhalten Valeriana Huillcas, die hier mit ihrem Rufnamen Valicha genannt werde. Von der Peruanischen Nationalbibliothek wurde die erste Version in die Urkunde N.º 558 im Jahre 1947 und die zweite, Valicha genannte Version in die Urkunde N.º 239 im Jahre 1958 aufgenommen.[11]
Vladimir Alejo Hurtado Sánchez, Autor eines 1990 erschienenen Buches mit dem Titel Valicha: Origen y Autor und Sohn des Bruders von Miguel Ángel, Evencio Hurtado Delgado, behauptete im Jahre 2004, dass der Autor der Musik und des ursprünglichen, spanischen Textes von Valicha tatsächlich sein Onkel Miguel Angel Hurtado Delgado sei, während der spätere, auf Quechua verfasste Text von seinem Vater Evencio Hurtado Delgado stamme, wobei dieser in vielen Versionen von den lokalen Musikern immer wieder abgeändert worden sei.[12]
Text
Der heute bekannte Quechua-Text hat einen vorwurfsvollen Ton.[13]
Text auf Cusco-Quechua (Original)[13] | Text auf Süd-Quechua | Deutsche Übersetzung |
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Valicha lisa p’asñawan |
Valicha lisa p’asñawan |
Mit dem glatten Mädchen Valicha, |
Literatur
Textveröffentlichungen
- Rossano Calvo: Qosqo sociedad e ideología, siglo XX: estudios de antropología del Qosqo. Municipalidad del Qosqo, Qosqo 1995, S. 20.
- Gloria Escobar, Gabriel Escobar: Huaynos del Cusco. Editorial "Garcilaso", Lima 1981, S. 388.
- Armando Valenzuela Lovón: Las maravillas del quechua inka. Academia Mayor de la Lengua Quechua, Qosqo 2002, S. 190f.
Einzelnachweise
- La musa de Valicha falleció en Cusco a los 103 años (Memento vom 3. Juli 2014 im Internet Archive). El Comercio, 18. Mai 2014.
- Zoila S. Mendoza: Crear y sentir lo nuestro: folclor, identidad regional y nacional en el Cuzco, siglo XX. Pontificia Universidad Católica del Perú (PUCP), Fondo Editorial, Lima 2006. 232 Seiten, S. 191f. [Englische Übersetzung: Creating Our Own: Folklore, Performance, and Identity in Cuzco, Peru. Duke University Press, 2008. 254 Seiten, S. 154.]
- José Tamayo Herrera: Historia del indigenismo cuzqueño, siglos XVI-XX. Instituto Nacional de Cultura, Lima 1980, S. 61, 335.
- Marisol de la Cadena: Indigenous Mestizos. The Politics of Race and Culture in Cuzco, Peru, 1919–1991. Duke University Press, Durham (North Carolina) 2000. 408 Seiten, Anmerkung S. 355.
- Rossano Calvo: La tradicion, representación de la urbe andina cusqueña en el siglo XX. Municipalidad de Santiago, Cusco 1999. S. 140.
- La Valicha est probablement le huayno de la région de Cuzco le mieux connu internationalement. Musique Arabe, 7. Mai 2021.
- Tänze. Wayra e. V., abgerufen am 24. September 2021.
- Orquesta Sinfónica Nacional de Perú inicia su Temporada 2020 en el Gran Teatro Nacional. Lima Gris, 5. Februar 2020.
- Heike Scherer: Die ganze Welt begegnet sich in Mering. Mit farbenprächtigen Trachten trat die peruanische Tanztruppe Carazón Peruano bei ihrem ersten Tanz Valicha auf. Augsburger Allgemeine, 4. Mai 2014.
- Ausländerbeirat München (Migrationsbeirat München): Vielfalt leben – Integration fördern – Information, Juni 2009.
- Entre el halago y la ofensa: la verdadera historia de Valicha. Muchos en vida la reconocieron. Uno de ellos es el homenaje "La Ñusta de Oro" en tiempos de Velasco Alvarado. RPP, 3. Juli 2014.
- Dario Mejía: Miguel Ángel Hurtado Delgado y Valicha. Golpe Tierra, Red Peruana de Cultura, 3. Mai 2005.
- Valicha: Peru’s Most Popular Song. The Life of Valeriana Huillca Condori. Perú Sumaq, 6. Januar 2017. Der Süd-Quechua-Text orientiert sich am heute üblichen Standard mit 3 Vokalen. Unabhängig davon sind außerdem einzelne Schreibfehler im an der 5-Vokal-Schreibweise der AMLQ orientierten Cusco-Quechua-Originaltext korrigiert (z. B. -nqa statt falsch -nka für das Futur). Die deutsche Übersetzung wurde so nahe am Originalwortlaut wie möglich gehalten, so dass sie stellenweise etwas „holperig“ erscheinen mag.