VR-Baureihe Hr1
Die VR-Baureihe Hr1 war eine Schnellzug-Schlepptenderlokomotive der Finnischen Staatsbahn Valtionrautatiet (VR) mit der Achsfolge 2'C1'. Die Lokomotiven wurden ab 1937 von Lokomo in Tampere entwickelt und gebaut. Die ersten Exemplare wurden zunächst als Baureihe P1 bezeichnet.
VR-Baureihe Hr1 (bis 1942 Baureihe P1) | |
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„Ukko Pekka“ | |
Nummerierung: | VR 1000–1021 |
Anzahl: | 22 |
Hersteller: | Lokomo, Tampella |
Baujahr(e): | 1939–1957 |
Ausmusterung: | bis 1971 |
Achsformel: | 2' C 1'h2 |
Spurweite: | 1524 mm |
Länge über Puffer: | 22,25 m |
Höhe: | 4,65 m |
Gesamtradstand: | 13,56 m |
Radstand mit Tender: | 18,86 m |
Leermasse: | 83 Mp |
Dienstmasse mit Tender: | 93 Mp |
Reibungsmasse: | 51 Mp |
Höchstgeschwindigkeit: | 110 km/h |
Treibraddurchmesser: | 1.900 mm |
Laufraddurchmesser hinten: | 1.120 mm |
Steuerungsart: | Heusinger |
Zylinderanzahl: | 2 |
Zylinderdurchmesser: | 590 mm |
Kolbenhub: | 650 mm |
Kesselüberdruck: | 15 bar |
Rostfläche: | 3,54 m² |
Überhitzerfläche: | 68,0 m² |
Verdampfungsheizfläche: | 195,4 m² |
Wasservorrat: | 27,0 m³ |
Brennstoffvorrat: | 16,0 m³ |
Geschichte
Die Baureihe Hr1 war die größte finnische Schnellzugdampflok und die einzige Pacific-Lokomotive der VR. Sie wurde nach zwei 1937 von Lokomo gelieferten Vorausexemplaren ab 1939 in mehreren kleinen Serien gebaut.
Im Oktober 1942 führte die VR ein neues Bezeichnungssystem ein. Dort wurden die bisher als P1 bezeichneten Lokomotiven in die neue Baureihe Hr1 einsortiert. Mit Ausnahme von acht Loks, die 1955 die ebenfalls in Tampere ansässige Lokomotivfabrik Tampella lieferte, wurden alle Loks von Lokomo erbaut. Die letzten zwei Lokomotiven wurden 1957 geliefert, zusammen mit vier Loks der VR-Baureihe Tr1 waren sie die letzten an die VR gelieferten Dampfloks. Im Unterschied zu den ersten 20 Loks, die große Wagner-Windleitbleche erhielten, bekamen die letzten beiden Exemplare die kleinen Witte-Windleitbleche. Nach dem früheren finnischen Staatspräsidenten Pehr Evind Svinhufvud, der den Spitznamen „Ukko Pekka“ (auf deutsch „Alter Peter“) trug, wurde die Baureihe Hr1 ebenfalls mit diesen Kosenamen bedacht.
Ursprünglich für Kohlefeuerung vorgesehen, wurde die Hr1 nach dem Krieg mit Holz gefeuert. In den Jahren von 1947 bis 1952 ließ die VR insgesamt 10 ihrer Dampfloks auf Ölfeuerung umbauen, dazu gehörte mit der Nummer 1005 auch eine Lok der Baureihe Hr1.[1] Bis zur Einführung der Dieselloks der Baureihe Hr12 in den Jahren ab 1959 war die Hr1 die wichtigste Lok für die Schnellzüge der VR. Bis 1971 wurden alle Exemplare offiziell ausgemustert, 1974 wurden allerdings für kurze Zeit nochmals zwei Loks eingesetzt. Da die VR auch nach Ende des offiziellen Dampflokeinsatzes 1975 insgesamt 250 Loks verschiedener Baureihen bis in die 1980er Jahre als strategische Reserve aufbewahrte, blieben von der Hr1 relativ viele Loks erhalten, die sich in Museen, bspw. dem Eisenbahnmuseum in Hyvinkää, oder bei Museumsbahnen befinden. Mit der letztgebauten Hr1 1021 setzt auch die VR eine Lok als Museumslok ein.
1939 plante auch die lettische Staatsbahn Latvijas Valsts Dzelzsceļi die Beschaffung von fünf Loks der Baureihe P1, die zwei neue Schnellzugpaare Daugavpils – Riga – Liepāja bespannen sollten. Die sowjetische Okkupation Lettlands im Jahr 1940 verhinderte die Realisierung des Vorhabens.[2]
Eisenbahnunglück von Kuurila
Die Hr1 1005 war in das schwerste Zugunglück der VR in Friedenszeiten verwickelt, als sie am 15. März 1957 bei Kuurila vor einem nach Helsinki fahrenden Nachtzug mit einem in Richtung Norden fahrenden Triebwagenzug der Baureihe VR Dm4 zusammenstieß. Das Unglück forderte 26 Tote und über 50 Verletzte, die Lokomotive wurde nur geringfügig beschädigt und wieder repariert.
Einzelnachweise
- Mikko Alameri: Eisenbahnen in Finnland, Wien 1979, S. 45
- Herman Gjisbert Hesselink, Norbert Tempel: Eisenbahnen im Baltikum, Verlag Lok-Report, Münster 1996, ISBN 3-921980-51-8, S. 81
Literatur
- Mikko Alameri: Eisenbahnen in Finnland. Verlag Josef Otto Slezak, Wien 1979, ISBN 3-900134-22-7