VLA2001
VLA2001 ist ein SARS-CoV-2-Impfstoff gegen das Coronavirus SARS-CoV-2, das beim Menschen COVID-19 verursacht. Er wird von Valneva, einem französischen epidemiologischen Forschungsinstitut in Saint-Herblain, hergestellt. VLA2001 ist ein auf Vero-Zellen basierender, hochgereinigter Impfstoffkandidat in Form eines inaktivierten Virus. Dieser wird mit Aluminiumhydroxid und dem CpG-Oligonukleotid 1018 adjuvantiert. Nach positiven Ergebnissen der Phase-1- und Phase-2-Studien ging VLA2001 im April 2021 in eine Phase-3-Studie über,[1] deren erste Testergebnisse am 18. Oktober 2021 veröffentlicht wurden.[2] Die Zulassung in Großbritannien war bereits 2021 geplant, eine EU-Zulassung im April 2022[3] oder früher.[4]
Wirkungsweise
Vero-Zellen sind eine Zelllinie, die aus normalen Nierenzellen von Grünen Meerkatzen gewonnen wurde und mit einer Reihe von Viren infizierbar sind. Sie werden nur zur Züchtung der jeweiligen Viren genutzt und sind damit nicht Bestandteil der Impfung. VLA2001 besteht aus inaktivierten, ganzen Viruspartikeln von SARS-CoV-2 mit hoher Spike-Proteindichte, kombiniert mit zwei Adjuvantien, Aluminiumhydroxid und dem CpG-Oligonukleotid 1018. VLA2001 ist derzeit in Europa der einzige adjuvantierte, inaktivierte Ganzvirus-Impfstoff, der sich in klinischer Studie gegen COVID-19 befindet.[5]
CpG 1018 wurde klinisch untersucht und als Impfstoff-Adjuvans für den Hepatitis-B-Impfstoff HEPLISAV-B von Dynavax entwickelt. Die präklinischen und klinischen Studien zeigen, dass die Zugabe von CpG 1018 die Antikörperkonzentrationen erhöht, Helfer- (CD4 +) und zytotoxische (CD8 +) T-Zellpopulationen stimuliert und robuste T- und B-Zellgedächtnisreaktionen erzeugt. CpG 1018 begünstigt stark die Entwicklung der Th1-Untergruppe von T-Helfer-Zellen, derjenigen Art von T-Helfer-Zellen, die für den Schutz vor Infektionen mit Viren und intrazellulären Bakterien wesentlich sind. CpG 1018 zielt auf einen einzelnen, gut definierten Toll-like-Rezeptor (TLR-9) ab, der nur auf wenigen Schlüsselzelltypen exprimiert wird. Seine Wirkmechanismen als Adjuvans sind recht gut bekannt. VLA2001 soll unter Standardbedingungen in der Kühlkette (2 °C bis 8 °C) lagerfähig sein.[6]
Studien
Phase-1-Studie/Phase-2-Studie
Die am 16. Dezember 2020 angekündigte VLA2001-201-Studie war eine randomisierte Doppelblindstudie, in der die Sicherheit und Immunogenität für drei Dosisstufen bei 153 gesunden Erwachsenen im Alter von 18 bis 55 Jahren in Großbritannien bewertet wurde. VLA2001 wurde als gut verträglich befunden, ohne dass Sicherheitsbedenken festgestellt wurden. Die Probanden erhielten eine 2-Dosis-Therapie, mit der Zweitdosis nach 3 Wochen. In dieser Hochdosisgruppe wurden in Rekonvaleszenz-Seren im Allgemeinen eine IgG-Serokonversionsrate von 100 % und neutralisierende Antikörpertiter auf oder über Niveau beobachtet. Das Unternehmen gab an, dass es beschlossen hat, die hohe Dosis in die klinische Phase-3-Studie aufzunehmen. Andere Studien, einschließlich Auffrischungsstudien, die Antigen-sparende Dosen beinhalten, werden ebenfalls evaluiert.[7]
Am 28. Januar 2021 gab das Unternehmen bekannt, dass es parallel zu den laufenden klinischen Studien mit der Produktion seines inaktivierten COVID-19-Impfstoffkandidaten mit Adjuvans in Livingston (Schottland) begonnen hat. Es habe seine Laborkapazitäten der Biosicherheitsstufe 3 an seinen Standorten in Nantes, Wien und Livingston optimiert.
Phase-3-Studie
Nach positiven Ergebnissen der Phase-1- und Phase-2-Studien begann im April 2021 eine Phase-3-Studie. Diese wurde als Vergleichsstudie mit AstraZenecas Impfstoff AZD1222 (Vaxzevria) angelegt.[8] 4000 Probanden werden in zwei Gruppen aufgeteilt, wobei jede den jeweiligen Impfstoff zweimal im Abstand von vier Wochen erhielten. Nach weiteren zwei Wochen sollen die jeweiligen Titer der neutralisierenden Antikörper gemessen werden.[9]
In der Phase-3-Studie erzielte VLA2001 eine bessere Immunität und Verträglichkeit als der AstraZeneca-Impfstoff.[8]
Zulassung
Staat | Zulassung | Quellen |
---|---|---|
Bahrain | 1. März 2022 | [10] |
Nachdem Valneva zunächst von einer Zulassung des Impfstoffes im April 2022 ausging,[11] gab die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) Anfang Dezember 2021 bekannt,[12] den Impfstoff beschleunigt zu prüfen, so dass das Zulassungsverfahren bereits „in wenigen Wochen abgeschlossen sein“ könnte.[4]
Vertrieb
- Die britische Regierung machte von ihrer Option Gebrauch, 40 Mio. Dosen VLA2001 für das Jahr 2022 zu bestellen. Dies ergab ein Gesamtvolumen des von der britischen Regierung bestellten Valneva-Impfstoffs von 100 Mio. Dosen. Die britische Regierung hielt zudem eine Option für die Bestellung weiterer 90 Mio. Dosen zwischen 2023 und 2025. Am 13. September 2021 gab Valneva bekannt, dass die britische Regierung den Liefervertrag storniert habe.[13][14]
- Am 10. November 2021 gab die Europäische Kommission bekannt, nach bereits im Januar 2021 abgeschlossenen Sondierungsgesprächen[15] mit Valneva nunmehr einen Vertrag über die Lieferung von 60 Mio. Dosen des Impfstoffs abgeschlossen zu haben. Konkret seien 27 Mio. Dosen im Jahr 2022 und bis zu 33 Mio. Dosen im Jahr 2023 zu liefern.[16][11]
Einzelnachweise
- VLA2001 COVID-19 Vaccine, Precision Vaccinations, 6. April 2021. Abgerufen am 7. April 2021.
- Sarah Neumeyer, Nail Akkoyun: Corona-Totimpfstoff: Valneva meldet positive Studienergebnisse. In: hna.de. 18. Oktober 2021, abgerufen am 23. Oktober 2021.
- Michael Meier: Valneva: Kommt bald der Impfstoff für mRNA-Skeptiker? In: Medizin. berliner-zeitung.de, 27. August 2021, abgerufen am 30. August 2021.
- EMA beginnt mit beschleunigter Prüfung des Totimpfstoffes von Valneva. In: Kurier. 2. Dezember 2021, abgerufen am 2. Dezember 2021.
- COVID-19 – VLA2001, Valneva. Abgerufen am 7. April 2021.
- CpG 1018, Dynavax’s proprietary toll-like receptor 9 (TLR9) agonist adjuvant., Dynavax. Abgerufen am 7. April 2021.
- Dose Finding Study to Evaluate Safety, Tolerability and Immunogenicity of an Inactiviated Adjuvanted Sars-Cov-2 Virus Vaccine Candidate Against Covid-19 in Healthy Adults, Clinical Trials. Abgerufen am 7. April 2021.
- SARS-CoV-2: Europäischer Impfstoff aus inaktivierten Viren besteht Phase-3-Test. In: Deutsches Ärzteblatt. 18. Oktober 2021, abgerufen am 3. Dezember 2021.
- Valneva Initiates Phase 3 Clinical Trial for its Inactivated, Adjuvanted COVID-19 Vaccine Candidate, VLA2001, Valneva, 21. April 2021. Abgerufen am 22. April 2021.
- Bahrain approves Valneva's COVID vaccine for emergency use. 1. März 2022, abgerufen am 2. März 2022.
- "Totimpfstoff": Grünes Licht für EU-Vertrag mit Impfstoff-Hersteller Valneva. In: Kurier. 10. November 2021, abgerufen am 10. November 2021.
- EMA starts rolling review of Valneva’s COVID-19 vaccine (VLA2001) European Medicines Agency (europa.eu), 2. Dezember 2021.
- Großbritannien storniert Bestellung von 100 Millionen COVID-Impfdosen von Valneva. In: Deutsches Ärzteblatt. 13. September 2021, abgerufen am 14. September 2021.
- UK beendet Vertrag mit Wiener Hersteller. In: ORF. 13. September 2021, abgerufen am 13. September 2021.
- Pressemitteilung: Kommission schließt Sondierungsgespräche mit Valneva zur Sicherung eines neuen potenziellen Impfstoffs ab, Brüssel, 12. Januar 2021. Abgerufen am 10. November 2021
- Coronavirus: Kommission genehmigt Vertrag mit Valneva zur Sicherung eines neuen potenziellen Impfstoffs. Europäische Kommission, 10. November 2021, abgerufen am 10. November 2021.