Utz Eckstein

Utz Eckstein[1], m​it latinisiertem Humanistennamen Acrogoniaeus (* u​m 1490 i​n Esslingen a​m Neckar; † 7. Oktober 1558 i​n Zürich), w​ar ein reformierter Geistlicher u​nd Pamphletist d​er Reformationszeit.

Leben

Titelblatt der Flugschrift Concilium, 1525.

Utz Eckstein w​urde um 1490 i​n Esslingen geboren. Über s​eine Jugend u​nd Ausbildung i​st nichts bekannt. Er k​am als Wanderprädikant i​ns Gebiet d​er heutigen Schweiz. Sein Name taucht erstmals i​n Weesen auf, w​o er v​on 1522 b​is 1523 a​ls Frühmesser tätig war. In dieser Zeit w​ird er d​ie Reformationsbewegung u​m Ulrich Zwingli kennengelernt haben. Zwischen 1525 u​nd 1527 erschienen v​on ihm i​n kurzem Zeitabschnitt scharfe Pamphlete z​ur Verbreitung d​er zwinglischen Lehre. Er argumentierte z​u Beginn a​us einer radikalreformatorischen u​nd bauernfreundlichen Position, schwenkte a​ber später, w​as die Bauernfrage betraf, a​uf eine obrigkeitsnahe Argumentation u​m (Rychßtag 1526). In seiner Schrift Concilium polemisierte e​r gegen d​ie altgläubigen Theologen Eck, Fabri u​nd Murner, d​ie er a​uch nach d​er Badener Disputation persönlich verunglimpfte (Eyn hüpsch l​ied doctor Johansen Ecken u​nnd Fabers badenfart betreffende 1526).[2] Thomas Murner, d​er hinter d​em Namen Eckstein e​in Pseudonym v​on Ulrich Zwingli vermutete, w​urde zu seinem literarischen Hauptgegner. Gegen i​hn verfasste Eckstein e​ine polemische Schrift (Uff Doctor Thoma Murners calender e​in hübsch lied 1527[3]), d​ie jedoch vermutlich i​n der Zensur hängen blieb.[4] Nach 1527 s​ind keine Veröffentlichungen m​ehr bekannt. Er w​ar in d​er Folge i​n verschiedenen Pfarreien d​er Nordostschweiz tätig; s​o in Thalwil (1527–28), i​n Rorschach (1528–31), später i​n Zollikon u​nd Niederweningen. Von 1535 b​is zu seinem Tode i​m Jahre 1558 amtete e​r als Pfarrer i​n Uster.

Seine Schriften w​aren in d​er Zeit d​er frühen Reformation w​eit verbreitet u​nd erlebten z​um Teil mehrere Auflagen. Sie gerieten jedoch, w​ie der Autor auch, s​chon bald i​n Vergessenheit.

Werk

  • Dialogus. Ein hüpsche disputation, die Christus hat mit Adam thon, darinn ein mensch erlernen mag, nach welchen wercken Gott frag. Zürich 1525 (Digitalisat).
  • Klag des gloubens, der hoffnung und ouch liebe über geystlichen und weltlichen stand der christenheit. Zürich 1526 (Digitalisat).
  • Concilium. Hje in dem buoch wirt disputiert, das puren lang zyt hat verfüert: Heylgen Fürbitt, ouch des bapsts gwallt, vom fägfhür, ouch was dmäß innhalt, deßglychen von dem sacrament, von zinß, zähenden, güllt und rennt, von bycht, was die vor Gott nützt, darumb hie pur gegen doctor sitzt. Zürich 1525 (Digitalisat).
  • Rychßtag. Der edlen und pauren bricht und klag, z Fridberg ghandlet auff dem rychßtag. Zürich 1526 (Digitalisat).
  • Eyn hüpsch lied doctor Johansen Ecken unnd Fabers badenfart betreffende uff das MDXXVI. jar. Zürich 1526 (Digitalisat).
  • Uf doctor Thomas Murners calender. Ein hübsch lied. Zürich 1527.

Literatur

  • Hans Ulrich Bächtold: Eckstein, Utz. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  • Hans Ulrich Bächtold: Eckstein (Acrogoniaeus), Utz (Ulrich). In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 17, Bautz, Herzberg 2000, ISBN 3-88309-080-8, Sp. 296–299.
  • Heidy Greco-Kaufmann: Utz Eckstein. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 1, Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 514.
  • Frida Humbel: Ulrich Zwingli und seine Reformation im Spiegel der gleichzeitigen, schweizerischen volkstümlichen Literatur. Leipzig 1912.
  • Ninna Jørgensen: Bauer, Narr und Pfaffe : prototypische Figuren und ihre Funktion in der Reformationsliteratur. Leiden 1988. ISBN 90-04-08801-6
  • Hans-Joachim Köhler: »Der Bauer wird witzig.« Der Bauer in den Flugschriften der Reformationszeit. In: Peter Blickle (Hg.): Zugänge zur bäuerlichen Reformation. Zürich 1987, S. 187–217. ISBN 3-905278-12-X
  • Wilhelm Scherer: Eckstein, Ulrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 5, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 636.
  • Hans Stricker: Eckstein (Acrogoniaeus), Utz (Huldrich). In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959, ISBN 3-428-00185-0, S. 305 f. (Digitalisat).
  • Oskar Vasella: Neues über Utz Eckstein den Zürcher Pamphletisten. In: Zeitschrift für Schweizer Kirchengeschichte. 30 (1936), S. 37–48.
  • Salomon Vögelin: Utz Eckstein. In: Jahrbuch für Schweizerische Geschichte. 7 (1882), S. 91–264.
  • Paul Zinsli: Notvolles Prädikantenschicksal. In: Reformatio. 9 (1960), S. 366–373.

Einzelnachweise

  1. Utz, richtiger Uoz, ist eine Rufform von U(o)lrich; siehe Schweizerisches Idiotikon, Bd. I Sp. 632, Stichwort Uez.
  2. Vgl. Niklaus Manuel: Fabers und Eggen Badenfahrt. 1526.
  3. Veröffentlicht von Salomon Vögelin 1882.
  4. Humbel 1912, S. 236.
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