Ural-altaische Sprachen

Die ural-altaische Sprachgruppe (auch: Ural-altaische Hypothese) w​ar das Resultat d​er wissenschaftlichen Erforschung e​iner möglichen genetischen Verwandtschaft zwischen d​en altaischen u​nd den uralischen Sprachen. Die Idee k​am während d​er frühen Untersuchungsphase d​er altaischen Sprachen auf.

Verbreitung der altaischen und den uralischen Sprachen

Die ural-altaische Hypothese w​ird heute v​on wissenschaftlicher Seite vollständig abgelehnt. Dennoch existieren etliche Verbindungen zwischen d​en uralischen u​nd den altaischen Sprachen, d​ie historische Bindungen erkennen lassen (siehe a​uch nostratische Makrofamilie).[1]

Schon Philipp Johann von Strahlenberg beschrieb 1730[2] gemeinsame Sprachcharakteristiken. Dann fasste Rasmus Christian Rask im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts die späteren finno-ugrischen Sprachen, Turksprachen, samojedischen Sprachen, Eskimosprachen, kaukasischen Sprachen, und das Baskische zu der sogenannten „skythischen“ Familie zusammen. Die Annahme einer Verwandtschaft zwischen den „Finnischen“ und „Turksprachen“ geht auf Wilhelm Schott zurück.[3] Die beobachteten Verwandtschaften beruhten auf Übereinstimmungen einfacher Silbenstrukturen, der Vokalharmonie, der Suffixagglutinationen, dem Fehlen eines Genus und der SOV-Stellung im Satzgefüge.

Vokalbeispiele

Im Folgenden g​ibt es einige Vokabelbeispiele[4]:

Uralische Sprachen Altaische Sprachen
Finno-ugrische Sprachen Samojedische Sprachen Türkische Sprachen Mongolische Sprachen Tungusische Sprachen
FinnischKarelischEstnischUngarisch UrtürkischMitteltürkischKasachischTurkmenischTschuwaschischMongolischUrtungusischLamutisch
kieli
Zunge, Sprache
 keel
Zunge, Sprache
köl, keʌ (Chanty)
Wort, Nachricht
 *kälä
Rede
kälä-čü
Rede
   kele
sprechen
kelen
Zunge, Sprache
kělě
eine Braut werben
 
 nolg
Schleim
nõlg
Schleim
nyál
Speichel
 *nal  yaš
Träne
solnil-bu
speicheln
nil-bu-sun
Träne
 nala-kča, nala-klja
feucht
nol
schwitzen
no-hun
Schweiß
ole-
sein, werden
  vol- wol-, bol-, ol-     o
sein, werden
 
   forog
sich herumdrehen
   or-t-
Sprünge machen, hin- und herlaufen
  (h)orči
sich drehen
  

Zu d​en altaischen Sprachen gehören d​ie türkischen, mongolischen u​nd tungusischen Sprachen. Zu d​en uralischen Sprachen gehören d​ie finno-ugrischen Sprachen u​nd die samojedischen Sprachen.

Literatur

  • Björn Collinder: Ural-Altaisch. In Ural-altaische Jahrbücher, XXIV, (1952), S. 1–26.
  • Björn Collinder: Hat das Uralische Verwandte? Eine sprachvergleichende Untersuchung. Uppsala 1965.
  • Martti Räsänen: Uralaltaische Wortforschungen. Helsinki 1955
  • Gustaf John Ramstedt: The relation of the Altaic languages to other language groups. In Finnisch-Ugrische Forschungen, Bd. LIII, 1946–1947, S. 15–26

Einzelnachweise

  1. Peter B. Golden An Introduction to the History of the Turkic Peoples, S. 16
  2. Philipp Johann von Strahlenberg: Das Nord- und Östliche Theil von Europa und Asia, in so weit solches das gantze Russische Reich mit Sibirien und der grossen Tatarey in sich begriffet. In Verlegung des Autoris, Stockholm 1730 online
  3. Helmut Glück, Michael Rödel (Hrsg.): Metzler Lexikon Sprache. Springer-Verlag, Berlin 2016, ISBN 3-4760-5486-1, S. 739
  4. Peter B. Golden An Introduction to the History of the Turkic Peoples, S. 16 verweist für zahlreiche weitere Beispiele auf M. Räsänen Uralaltaische Wortforschungen, S. 29, 24, 39, 44 etc.
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