Union Sozialer Einrichtungen
Die Berliner Union Sozialer Einrichtungen (USE) gGmbH eine Tochter des Unionhilfswerks ist eine Werkstatt für vorrangig geistig und psychisch behinderte Menschen (WfbM) mit 218 Mitarbeitern und etwa 700 behinderten Menschen. Die 700 betreuten behinderten Menschen verteilen sich auf 226 Teilnehmer im Berufsbildungsbereich und 477 Teilnehmer im Arbeitsbereich. (Geschäftsjahr 2008[1]) Sie hat ihren Stammsitz in Berlin-Gesundbrunnen, ihr Tätigkeitsbereich umfasst Berlin und Brandenburg. Die USE ist Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband und Unterzeichnerin der Initiative Transparente Zivilgesellschaft.[2]
Union Sozialer Einrichtungen | |
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Rechtsform | gGmbH |
Gründung | 1995 |
Sitz | Berlin |
Leitung | Wolfgang Grasnick |
Mitarbeiterzahl | 218 Angestellte plus 703 Betreute (GJ 2008[1]) |
Umsatz | 18,7 Mio. € (GJ 2008[1]) |
Branche | Dienstleistung, Soziales |
Website | u-s-e.org |
Geschichte
Gegründet wurde die USE gGmbH im Jahre 1995 mit der Eintragung im Handelsregister durch das Amtsgericht Charlottenburg. Als Gegenstand des Unternehmens wurde insbesondere die „Förderung des Wohlfahrtswesens, der öffentlichen Gesundheitspflege und der Altenhilfe“[3] genannt. Die Prokura erhielt der Psychologe Norbert Prochnow. Das Unternehmen bezog daraufhin ihren Geschäftssitz in der Genter Straße 8–10 in Wedding sowie in der Wassersportallee in Grünau. Im darauf folgenden Jahr richtet das Unternehmen im Wedding ein Bistro für Menschen mit Behinderung ein, das le COUSE. Gleichzeitig erfolgte die formale Anerkennung der Tätigkeit durch das Landesarbeitsamt Berlin-Brandenburg, die der USE die Einrichtung einer Werkstatt für behinderte Menschen gestattet sowie durch den Paritätischen Wohlfahrtsverband, der am 29. Mai 1996 eine zunächst nur befristete Mitgliedschaft bis zum Ende desselben Jahres erteilt. In diesem Jahr bewirtschaftete die USE erstmals eine Kindertagesstätte in der Manteuffelstraße in Steglitz. Zwei Jahre später wurde das Tätigkeitsfeld mit der Eröffnung einer Fördergruppe für schwerst psychisch behinderte Menschen in Wedding erweitert. 1999 verlegt die USE nach und nach den Firmensitz in die Koloniestraße nach Gesundbrunnen und baute hierzu ein altes Fabrikgebäude um. In diesem Jahr kam auch ein Café Esscapade hinzu, dass jedoch nach einigen Jahren wieder geschlossen werden musste. In der Genter Straße entstand hingegen ein Printing-House, in dem seitdem Dienstleistungen des Grafischen Gewerbes wie die Druckvorstufe, der Offsetdruck und die Buchbinderei angeboten werden.
Im Jahr 2000 gründete die USE gemeinsam mit einem Partner die gemeinnützige GmbH Bildung, Umschulung, Soziales (BUS). Sie bietet Arbeitsfördermaßnahmen für Benachteiligte des ersten Arbeitsmarktes an. Der Schwerpunkt liegt im Modellbau von Bauwerken, die zu einem späteren Zeitpunkt im Modellpark Berlin-Brandenburg ausgestellt werden sollen. Ein weiteres Betätigungsfeld entstand in der Elektromontage, der Konfektionierung und Montage von mechanischen Bauteilen und Baugruppen. Gleichzeitig baute die USE eine Teilnehmerverwaltung in der Koloniestraße sowie eine maschinelle Buchbinderei in der Genter Straße auf. 2002 nahm die Marina in Grünau ihre Arbeit auf. Ein Vermittlungsdienst für schwerbehinderte Arbeitssuchende brachte 2003 bereits 72 Personen mit Unternehmen zusammen. Der Modellpark eröffnete; mit Mitteln der Vivendi-Stiftung wurde das Angebot um eine Töpferei erweitert. Hinzu kam ein gastronomisches Angebot in Köpenick, das auch ein Catering umfasste. Seit 2003 betreibt die USE die Betriebskantine im Keller des Roten Rathauses sowie die Kantine des Innensenators im Alten Stadthaus. Kurz darauf wurde das Angebot um den Garten- und Landschaftsbau erweitert. Eine Kooperation mit dem St. Hedwig-Krankenhaus in Mitte ermöglicht, eine Arbeitstherapie anzubieten, mit der Personen erreicht werden können, die eine berufliche Rehabilitation anstreben. Ein Ort, an dem eine solche Wiedereingliederung begonnen werden kann, ist das Salonschiff Metamera, die gleichzeitig als Außenstelle des Standesamtes Treptow-Köpenick dient. Dieses Arbeitsfeld wurde im Jahr 2004 in das Portfolio aufgenommen. Die USE entwickelt einen Kutter, den ZK 10, der auf Bootsmessen in Hamburg und Berlin vermarktet wird. Ein Jahr später wurde das Angebot um Bürsten, Besen und Korbwaren in dem denkmalgeschützten Bauwerk einer ehemaligen Blindenfabrik in der Oranienstraße in Kreuzberg nochmals erweitert. Die dort hergestellten Produkte werden unter der Bezeichnung DIM – Die Imaginäre Manufaktur vermarktet.
In 2005 konnte die USE auch das zuvor angemietete Gelände in Grünau erwerben. 2006 mietete die USE in einem Gebäude in der Eichbuschallee in Treptow-Köpenick ein weiteres Gebäude an, um dort eine Werkstatt für die Bereiche Montage, Garten- und Landschaftsbau, Verwaltung, Küche und Hauswirtschaft einzurichten. In diesem Jahr startete die USE weiterhin eine Bildungsoffensive und bietet seit diesem Zeitpunkt rund 20 duale Ausbildungsberufe an. Ende 2006 erfolgte ein Abriss eines Teilgebäudes der Marina. Die Planungen sehen vor, ein mehrgeschossiges Gebäude zu errichten, in dem Gastronomie, Wäscheservice, Tischlerei, Cateringservice sowie ein Garten- und Landschaftsbau untergebracht werden soll. 2007 eröffnete der Modellpark in der Wuhlheide. Gezeigt werden rund 50 Modelle von Berliner und Brandenburger Sehenswürdigkeiten im Maßstab 1:25. Ein Jahr später wurde die Flotte um eine Hamburger Hafenbarkasse, die Ursel, erweitert. 2008 eröffnete ein Beratungsbüro in Treptow-Köpenick: Die Sternenfischer sollen in ihrem Freiwilligenzentrum die Vermittlung von Ehrenamt übernehmen. 2009 erweiterte sich der Arbeitsbereich erneut, dieses Mal um die Mediengestaltung, die in der Koloniestraße angeboten wird. In der Oranienstraße wurde im selben Jahr eine Handbuchbinderei eingerichtet. Im November 2009 eröffnete die USE in Teltow eine weitere Werkstatt im historischen Gebäude der Biomalz Teltow. In dem Gewerbehof wurden unter anderem ein Baubetrieb, der Metallbau, eine Schneiderei und ein Betrieb der Hauswirtschaft installiert.
2010 konnte der Umbau der Marina in Grünau abgeschlossen werden; ebenso der Umbau im Erdgeschoss in der Koloniestraße. Mit der Einführung der Arbeitsgelegenheit, einem arbeitsmarktpolitischen Instrument gehen ein Teil der Maßnahmen deutlich zurück. Bei der BUS kommt es daraufhin zu Entlassungen und zur Kurzarbeit. 2012 gestaltet die USE das Ladengeschäft in der Oranienstraße um. Es entstand ein Café, das auf ein Konzept einer Berliner Designagentur zurückgeht. Im gleichen Jahr übernahm die USE einen Tierpark im Volkspark Hasenheide mit dem Ziel, es zu einer naturkundlichen Bildungs- und Begegnungsstätte zu machen. Eine weitere Kooperation auf diesem Gebiet entstand mit dem Kleintierhof Wuhletal. In Teltow wurde das Arbeitsangebot erweitert. Die Beschäftigten verpacken dort nunmehr auch Gewürze und Bonbons. Ende 2012 erwarb die USE das Zertifikat der AZAV. 2013 muss das Café Sibylle schließen. Die Mitarbeiter wechselten daraufhin in andere Arbeitsbereiche der USE. Die Sternenfischer konnten hingegen nach den ersten fünf Jahren ihrer Tätigkeit auf rund 1.700 Vermittlungen zurückblicken. 2014 erweiterte die Konditorei in Grünau ihr Angebot um eine Confiserie. Die Produkte wurden unter anderem 2015 auf der Ambiente, der größten Konsumgütermesse außerhalb Asiens in Frankfurt am Main präsentiert.
20-jähriges Jubiläum
Die USE feierte im Jahr 2015 ihr 20-jähriges Bestehen. Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, lobte die USE für ihre „qualitativ hochwertigen Produkte und Dienstleistungen, ihre Verlässlichkeit und ihre Professionalität“. Mario Czaja, Senator für Gesundheit und Soziales, hob die „führende Rolle beim Thema Arbeit für Menschen mit einer psychischen Erkrankung oder Behinderung“ ein, welche die USE übernehme.
Leistungsspektrum
Das Leistungsspektrum der WfbM reicht vom handwerklichen Bereich wie Malerei, Tischlerei, Metallbau, Garten- und Landschaftsbau über die Floristik bis zum Bootsbau und zum Bootsservice. Ebenso betreibt die USE eine Schneiderei, eine Textilwerkstatt, eine Töpferei sowie eine Bürsten- und Flechtmanufaktur. Sie ist aber auch in der Mediengestaltung, dem Offsetdruck, der Druckweiterverarbeitung sowie dem Digital-, Sieb- und Tampondruck tätig. Bei den Dienstleistungsangeboten bietet die USE einen Reinigungsservice, eine Wäscherei, Arbeiten für die Montage und Konfektionierung sowie eine Tierpflege und Tierpension an.
Auch bei der Bewirtschaftung von touristischen und gastronomischen Einrichtungen, wie zum Beispiel der Kantine im Roten Rathaus und der Pier36eins (Grünau), hat sich die USE gGmbH am Markt etabliert. Der drittgrößte Zoo Berlins, das Haus Natur und Umwelt, in der Berliner Wuhlheide, wird ebenfalls von der USE gGmbH betrieben. Weiterhin ist die USE gGmbH Träger von ehrenamtlichen Organisationen und Projekten, wie zum Beispiel den Sternenfischern in Treptow, dem Modellpark Berlin-Brandenburg, der BUS gGmbH und dem e.V. „Sozialpädagogischer Wassersportverein (SOWAS)“. Ferner gibt es eine Fördergruppe (die (noch) nicht oder vorübergehend nicht mehr behindertenwerkstattfähige Menschen aufnimmt) die in der Töpferei beschäftigt sind. Die USE gGmbH betreibt darüber hinaus einen eigenen Integrationsfachdienst.[4]
Literatur
- Union Sozialer Einrichtungen gGmbH (Hrsg.): 20 Jahre USE Chronologie 1995–2015. 1. Auflage. Printing House der USE gGmbH, Berlin 2015, S. 116.
Weblinks
Einzelnachweise
- Jahresabschluss zum Geschäftsjahr vom 1. Januar 2008 bis zum 31. Dezember 2008 der Union Sozialer Einrichtungen gemeinnützige GmbH, Berlin. Berlin, 2009. Veröffentlicht im Elektronischen Bundesanzeiger am 11. November 2009.
- www.transparency.de (Memento des Originals vom 5. September 2017 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 6. März 2014
- Handelsregisterauszug HR B 57560 des Amtsgerichts Charlottenburg vom 20. März 1995
- Union Sozialer Einrichtungen (Hrsg.): Leistungen der WfbM, USE gGmbH, Berlin, 2015, S. 82.