Ulrich Graf (Politiker, 1878)

Ulrich Graf (* 6. Juli 1878 i​n Bachhagel; † 3. März 1950 i​n München) w​ar ein deutscher nationalsozialistischer Politiker, Parteifunktionär u​nd Mitglied d​er SA u​nd der SS.

Ulrich Graf (1920), Aufnahme aus dem Hauptarchiv der NSDAP im Bundesarchiv
SS-Sturmbannführer Ulrich Graf (1934), Aufnahme des Scherl-Verlages im Bundesarchiv

Leben

Der gelernte Müller t​rat 1896 i​n die Armee ein. 1904 schied e​r wegen Dienstbeschädigung a​us dem Armeedienst aus. Danach w​ar er Kommunalbeamter i​n München. Ulrich Graf, v​on Beruf Freibankmetzger,[1] w​urde nach d​em Ersten Weltkrieg Mitglied d​er Deutschen Arbeiterpartei, d​er auch Hitler angehörte. Graf gehörte a​uch zu d​en Gründungsmitgliedern d​er SA. 1921 t​rat er d​er NSDAP b​ei (Nr. 2.882).[2] Ab 1921 w​ar er ständiger Begleiter u​nd persönlicher Leibwächter v​on Adolf Hitler. Während d​es Hitler-Ludendorff-Putsches stellte e​r sich, a​ls am 9. November 1923 d​er Marsch d​er Putschisten i​n München b​ei der Feldherrnhalle d​urch die bayerische Landespolizei gestoppt wurde, v​or Hitler, w​urde dabei schwer verletzt u​nd galt seitdem a​ls dessen Lebensretter. Als Anerkennung erhielt e​r 1933 d​en Blutorden m​it der Verleihungsnummer 21.

Im Dezember 1924 w​urde er i​n den Münchner Stadtrat gewählt, d​em er a​b dem 1. Januar 1925 angehörte. Im selben Jahr t​rat er d​er zwischenzeitlich verbotenen u​nd neu gegründeten NSDAP b​ei (Mitgliedsnummer 8)[3], ebenso w​ie der SS (SS-Nr. 26).[2] Im Stadtrat, i​n den e​r 1929 erneut gewählt wurde, t​rat er a​ls Hinterbänkler auf. Das Mandat w​ar vor a​llem eine Anerkennungsprämie für frühere Verdienste.[4] Ab Ende 1925 w​ar er Beisitzer i​m Parteischiedsgericht d​er NSDAP.[5] Ab 1935 w​ar er Ratsherr d​er Stadt München. 1936 w​urde Graf Mitglied d​es Reichstages. 1943 h​atte er i​n der SS d​en Rang e​ines SS-Brigadeführers. 1948 w​urde er z​u fünf Jahren Arbeitslager verurteilt.

In Bachhagel w​urde die Gauschulungsburg d​es Gaues Schwaben n​ach ihm Ulrich-Graf-Burg genannt.[6]

Die v​on Jost Rieblinger (NSDAP-Kreisleiter v​on Dillingen) herausgegebene Schrift Ulrich Graf, d​er Bachtalsohn. Zum 60. Geburtstag d​es „alten Begleiters d​es Führers“ (Manz, Dillingen/Donau 1939) w​urde in d​er Sowjetischen Besatzungszone a​uf die Liste d​er auszusondernden Literatur gesetzt.[7]

Literatur

  • Mathias Rösch: Die Münchner NSDAP 1925–1933: Eine Untersuchung zur inneren Struktur der NSDAP in der Weimarer Republik. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2002, ISBN 3-486-56670-9 (Volltext digital verfügbar).
  • Joachim Lilla, Martin Döring, Andreas Schulz: Statisten in Uniform. Die Mitglieder des Reichstags 1933–1945. Ein biographisches Handbuch. Unter Einbeziehung der völkischen und nationalsozialistischen Reichstagsabgeordneten ab Mai 1924. Droste, Düsseldorf 2004, ISBN 3-7700-5254-4, S. 186.
  • Graf, Ulrich, in: Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Frankfurt am Main : S. Fischer, 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 196
  • Alfred Hoffmann: Ulrich Graf: Ein "Verhältnis, wie es schöner nicht gedacht werden kann"; Hitlers "treuer Begleiter". In: Wolfgang Proske (Hrsg.): Täter Helfer Trittbrettfahrer, Bd. 11. NS-Belastete aus Nord-Schwaben (+ Neuburg). Kugelberg Verlag, Gerstetten 2021, ISBN 978-3-945893-18-0, S. 95–112.

Einzelnachweise

  1. Mathias Rösch: Die Münchner NSDAP 1925–1933. S. 514.
  2. Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 196.
  3. Anton Joachimsthaler: Hitlers Liste. 2003, S. 578.
  4. Ulrike Haerendel: Kommunale Wohnungspolitik im dritten Reich: Siedlungsideologie, Kleinhausbau und „Wohnraumarisierung“ am Beispiel Münchens. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 1999, ISBN 3-486-56389-0, S. 53.
  5. Mathias Rösch: Die Münchner NSDAP 1925–1933. S. 118.
  6. Ansichtskarte
  7. http://www.polunbi.de/bibliothek/1947-nslit-q.html.
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