Turicum AG
Geschichte
Das Unternehmen wurde 1904 von dem Uhrmacher Martin Fischer und seinem Partner Paul Vorbrodt[1] gegründet. Es wurde zunächst in Zürich produziert und ab 1907 als Automobilfabrik Turicum AG (Turicum: Römische Bezeichnung Zürichs) in Uster. Martin Fischer verließ 1908 das Unternehmen, um unter seinem Namen Fischer-Automobile herzustellen.
Das Unternehmen hatte im Jahr 1913 etwa 140[1] Mitarbeiter. Die Fahrzeuge wurden weltweit exportiert, es gab sogar Lizenzproduktionen in Frankreich und Böhmen. Zuverlässigkeits- und andere Wettfahrten brachten zahlreiche Erfolge. Nach etwa 1000 gebauten Fahrzeugen musste die Produktion jedoch im Jahr 1914 eingestellt werden.
Fahrzeuge
1904 entstand ein fussgelenkter Prototyp eines Einsitzers, der mit einem Einzylinder-Motorradmotor und Einganggetriebe ausgestattet war. 1905 folgten mehrere Prototypen der 2. Generation mit Reibradgetriebe. Ein mit Leder bespanntes Reibrad nahm die Kraft dabei rechtwinklig von einer gusseisernen Schwungscheibe ab. Übersetzung und Fahrgeschwindigkeit ließen sich damit in sieben Stufen variieren. 1907 bis 1908 erhielten die Turicum der Typenreihe A luftgekühlte Einzylindermotoren mit 785 cm³ Hubraum (7 PS (5,1 kW) Leistung) oder 970 cm³ Hubraum.
Schon 1907 gab es auch wassergekühlte Vier- und 1909 Zweizylindermotoren. Die Vierzylindermodelle (Typenreihen B und D) hatten 1944 cm³ Hubraum und 16 PS (12 kW), das Zweizylindermodell (Typenreihe C) 972 cm³ mit 8 PS (6 kW) Leistung[1]. Sie waren bis Ende 1911 alle mit Reibrad- und danach (nur noch Vierzylinder) wahlweise auch mit Zahnradgetriebe ausgestattet und wurden in zahlreichen, unterschiedlichen Eigenkarosserien oder als Chassis angeboten.
Die Typenreihe A (Einzylinder) wurden 1907 und 1908, die Typenreihe C (Zweizylinder) nur 1909 und die Typenreihen B und D (Vierzylinder) 1907 bis 1908 (B) und 1909 bis 1912 (D) hergestellt.
Zwei Fahrzeuge dieser Marke sind im Verkehrshaus der Schweiz in Luzern zu besichtigen, zwei weitere im Musée de l’automobile de la Fondation Pierre Gianadda in Martigny. Der älteste, bisher bekannte Turicum vom August 1907 mit Eichenholz-Chassis und Uhrenstahl-Rundfederung ist im Fahrzeug-Museum Bäretswil der Familie Junod zu sehen. Insgesamt sind bis heute noch rund ein Dutzend Turicum weltweit bekannt.
- Turicum von 1907
- Turicum von 1910
- Turicum von 1911
- Turicum von etwa 1912 (angeblich von 1907)
- Turicum von etwa 1912 (angeblich von 1907)
- Turicum von etwa 1912 (angeblich von 1907)
Lizenzen
Slatiňanská továrna automobilů R. A. Smekal aus Slatiňany, damals Österreich-Ungarn, fertigte Fahrzeuge nach einer Lizenz von Turicum.
Literatur
- Harald H. Linz, Halwart Schrader: Die große Automobil-Enzyklopädie, BLV, München 1986, ISBN 3-405-12974-5
- George Nick Georgano: Autos. Encyclopédie complète. 1885 à nos jours. Courtille, 1975 (französisch)
- Ernest Schmid: Schweizer Autos. Die schweizerischen Automobilkonstruktionen von 1868 bis heute. Auto-Jahr, Lausanne 1978, ISBN 2-88001-058-6
Weblinks
- GTÜ Gesellschaft für Technische Überwachung mbH (abgerufen am 22. Dezember 2013)
- „Ein Automobil namens Zürich - Der Turicum des Uhrmachers und Konstrukteurs Fischer“, Neue Zürcher Zeitung, 7. Februar 2001
- Martin Illi: Turicum. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Einzelnachweise
- Automobilrevue Nr. 42 vom 20. Oktober 2010