Tuchfabrik Cattien
Die Tuchfabrik Cattien hatte ihren Firmensitz in der Stadt Forst (Lausitz) in Brandenburg. Die Fabrikanlage wurde ab 1873 für den Tuchfabrikanten Richard Cattien gebaut. Die erhaltene Fabrikhalle sowie die Remise sind eingetragene Baudenkmale in der Denkmalliste des Landes Brandenburg. Nach einem Umbau ist die ehemalige Fabrikhalle seit 2000 Sitz des Landratsamtes des Landkreises Spree-Neiße.
Geschichte
Die Fabrikhalle der Tuchfabrik wurde im Jahr 1873 für den Tuchfabrikanten und Kommerzienrat Richard Cattien gebaut. Die Familie Cattien war eine der ältesten Tuchmacherfamilien in der Region. Die Wollremise wurde in den Jahren 1893 und 1894 unter Leitung des Maurermeisters Bodo Hammer gebaut, das Fabrikgebäude wurde zwischen 1899 und 1901 von ihm umgestaltet.[1] Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Familie Cattien enteignet, im Jahr 1951 wurde die Fabrik dem VEB Ostdeutsche Tuchfabriken angeschlossen. 1964 erfolgte die Namensänderung zu „VEB Forster Tuchfabriken“, die Bezeichnung der ehemaligen Tuchfabrik Cattien wurde 1969 in „Werk I/2“ geändert. Nach der Wiedervereinigung wurde die Tuchproduktion im Jahr 1992 eingestellt. Seit 2000 befindet sich in dem Hauptgebäude das Landratsamt des Landkreises Spree-Neiße.[2][3]
Architektur
Das Fabrikgebäude ist ein an der Längsseite 21-achsiger Bau in Nord-Süd-Ausrichtung.[4] Das viergeschossige Gebäude aus Ziegelmauerwerk hat rundbogige Fenster und eine aufwändige Gliederung mit einem vierachsigen Mittelrisalit und Eckrisaliten mit Zinnenkränzen und flankierenden Türmchen. Über dem Mittelrisalit befindet sich ein Walmdach, der Rest des Gebäudes ist mit Satteldächern überzogen. Unter dem ersten und dem obersten Geschoss ist die Fassade horizontal durch Sohlbankgesimse gegliedert. Die Fenster der ersten drei Geschosse sind segmentbogig, die des obersten Geschosses korbbogig abgeschlossen. Der Dachbereich wurde nachträglich ausgebaut und mit einem Fensterband versehen. Die Fenster der Obergeschosse im Mittelrisaliten sind gekoppelt und durch Rundbögen zusammengefasst. Im abschließenden Zinnenkranz befand sich bis zur Sanierung in den 1990er Jahren die Inschrift „GEGR. 1841“, die danach entfernt wurde. Die Eckrisaliten haben in den Obergeschossen Rundfenster, in diesen Risaliten befinden sich die Treppenhäuser.
Die Wollremise, die sich rund 75 Meter westlich der Fabrikhalle am Mühlgraben befindet, ist ein zweigeschossiger siebenachsiger Putzbau mit Satteldach. Die Fassade ist mit Lisenen und Gurtgesimsen gegliedert, die Verdachungen ziegelsichtig ausgeführt. Die Fenster des Erdgeschosses sind flachbogig, die zu Zwillings- bzw. im Mittelrisalit zu Drillingsfenstern zusammengefassten Fenster des Obergeschosses rundbogig. Unter dem Traufgesims schließt sich Klötzchenfries an.[1]
Literatur
- Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Brandenburg. Band 16.1: Landkreis Spree-Neiße. Städte Forst (Lausitz) und Guben, Amt Peitz, Gemeinde Schenkendöbern. Bearbeitet von Dieter Hübener u. a. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2012, S. 99.
Weblinks
Einzelnachweise
- Dieter Hübener u. a.: Denkmale in Brandenburg. Band 16.1: Landkreis Spree-Neiße. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2012, ISBN 978-3-88462-334-3, S. 99.
- Der Forster Hauptfriedhof als Chronik der Stadt. Lausitzer Rundschau, 13. September 2011, abgerufen am 12. Februar 2022.
- Hausanschrift der Kreisverwaltung. Landkreis Spree-Neiße, abgerufen am 12. Februar 2022.
- Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09125295 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg, abgerufen am 12. Februar 2022.