Transports Montreux–Vevey–Riviera
Transports Montreux–Vevey–Riviera SA, abgekürzt MVR, ist der Name eines Schweizer Verkehrsunternehmens, in dessen Eigentum mehrere schmalspurige Eisenbahnstrecken sowie Standseilbahnen in und um Montreux und Vevey am Genfersee sind und das auch als Eisenbahnverkehrsunternehmen tätig ist. Die Gesellschaft entstand 2001 aus dem Zusammenschluss der folgenden vier Unternehmen:
- Chemins de fer électriques Veveysans (CEV)
- Montreux–Territet–Glion–Rochers-de-Naye-Bahn (MTGN)
- Standseilbahn Les Avants–Sonloup (LAS)
- Standseilbahn Vevey–Chardonne–Mont-Pèlerin (VCP)
Die Transports Montreux–Vevey–Riviera treten zusammen mit der betriebsführenden Montreux–Berner Oberland-Bahn unter der Marke Goldenpass im Markt auf.
Infrastruktur
Die Transports Montreux–Vevey–Riviera ist das Eisenbahninfrastrukturunternehmen auf den noch bestehenden Strecken der ehemaligen Chemins de fer électriques Veveysans. Dies sind die Bahnstrecken Vevey–Saint-Légier–Blonay–Les Pléiades und Blonay–Chamby.
Während zwischen Vevey und Les Pléiades ganzjährig fahrplanmässige Züge fahren, dient die Bahnstrecke Blonay–Chamby den in der Sommersaison verkehrenden Zügen der Museumsbahn Blonay–Chamby (BC), gelegentlichen Extrafahrten und betrieblich bedingten Fahrzeugüberfuhren (Fahrzeugunterhalt) der Museumsbahn sowie der anschliessenden Eisenbahngesellschaften.
Der Streckenabschnitt Blonay–Les Pléiades ist durchgehend mit einer Zahnstange nach dem System Strub versehen.
Geschichte der Vorgängergesellschaften
Die ehemalige Montreux-Territet-Glion-Rochers-de-Naye-Bahn (MTGN) betrieb die Zahnradbahn von Montreux über Glion auf den Rochers de Naye sowie die Standseilbahn von Territet nach Glion. Das Unternehmen entstand 1992 aus der Fusion der Standseilbahn Territet–Glion (TG) und Montreux-Glion-Rochers-de-Naye-Bahn (MGN). Die Montreux-Glion-Rochers-de-Naye-Bahn wiederum entstand 1987 aus der Fusion der Montreux-Glion-Bahn (MGl) mit der Glion-Rochers-de-Naye-Bahn (GN).
Die Glion–Rochers-de-Naye-Bahn erbaute 1892 eine Zahnradbahn von Glion hinauf zum Rochers de Naye. Diese begann in Glion, dem Endpunkt der Standseilbahn von Territet. Die Strecke verfügt über eine Spurweite von 800 Millimetern und ist mit dem Zahnradsystem Abt ausgestattet. Bei einer Streckenlänge von 7,7 Kilometern wird ein Höhenunterschied von knapp 1300 Metern überwunden. 1938 wurde der elektrische Betrieb aufgenommen, der den Durchlauf von neu beschafften Triebwagen ab Montreux erlaubte.
Um eine bessere Anbindung der Glion-Rochers-de-Naye-Bahn an Montreux zu erreichen, wurde mit der Montreux-Glion-Bahn eine 2,8 Kilometer lange Zahnradbahn von Montreux nach Glion errichtet, die 1909 eröffnet wurde. Sie ist nach denselben Normalien gebaut wie die Glion-Rochers-de-Naye-Bahn, was durchgehende Züge von Montreux bis auf den Gipfel ermöglicht. Weil die damalige Jura-Simplon-Bahn (JS) im Bahnhof Montreux der Montreux-Glion-Bahn keinen Platz bereitstellen wollte, kaufte die Gesellschaft ein Hotel unmittelbar beim Bahnhof, um es abzureissen und mit einem separaten Bahnhof für die Zahnradbahn wieder aufzubauen.
Die Montreux–Glion-Bahn wurde von Anfang an elektrisch betrieben. In Glion übergaben die elektrischen Zahnradlokomotiven HGe 2/2 der MGl die Vorstellwagen den Dampflokomotiven der Glion-Rochers-de-Naye-Bahn. Seit der Elektrifikation der Glion-Rochers-de-Naye-Bahn im Jahr 1938 gehörte dies der Vergangenheit an.
Fahrzeuge
Dampflokomotiven
- H 2/3 1 Montreux (1891) SLM (Nummer 693), 1956 an die Monte Generoso-Bahn verkauft
- H 2/3 2 Lausanne (1891) SLM (Nummer 694), 1938 abgebrochen
- H 2/3 3 Vevey (1892) SLM (Nummer 721), 1938 abgebrochen
- H 2/3 4 Jaman (1892) SLM (Nummer 722), 1941 an die Monte Generoso-Bahn verkauft
- H 2/3 5 Glion (1892) SLM (Nummer 723), 1938 abgebrochen
- H 2/3 6 Naye (1892) SLM (Nummer 724), 1942 an die Monte Generoso-Bahn verkauft
- H 2/3 7 Caux (1903) SLM (Nummer 1515), 1939 abgebrochen
- H 2/3 8 Territet (1908) SLM (Nummer 1909), 1949 an die Monte Generoso-Bahn verkauft
- H 2/3 1" (1992) SLM (Nummer 5457), 2005 an die Brienz-Rothorn-Bahn verkauft
Triebwagen
- Bhe 2/4 201 bis 205 (1938) SLM (Nummern 3680 bis 3684), BBC. 201: ausser Betrieb; 202 und 205: abgebrochen, April 2007 1)
- Bhe 2/4 206 (1947) SLM (Nummer 3939), BBC, abgebrochen 07.2000 1)
- Bhe 2/4 207 (1949) SLM (Nummer 3976), BBC 2)
- Bhe 2/4 208 (1966) SLM (Nummer 4521), BBC, abgebrochen 04.2007 3)
1) Ursprünglich als BChe 2/4 an die Glion–Rochers-de-Naye-Bahn geliefert
2) Ursprünglich als BChe 2/4 an die Montreux–Glion-Bahn abgeliefert
3) Ursprünglich als ABhe 2/4 an die Glion–Rochers-de-Naye-Bahn geliefert
- Bhe 4/8 301 Montreux (1983) SLM, Siemens a)
- Bhe 4/8 302 Veytaux (1983) SLM, Siemens a)
- Bhe 4/8 303 Villeneuve (1983) SLM, Siemens a)
- Bhe 4/8 304 La Tour de Peilz (1992) SLM, Siemens a)
- Bhe 4/8 305 (2010) MOB-Werkstätte Chernex, Siemens a)
a) Bis zu drei Triebwagen können gekuppelt und über die bei den Triebwagen Bhe 4/8 301 bis 304 nachträglich eingebauten Vielfachsteuerung gesteuert werden. Bei den Triebwagen Bhe 4/8 304 und 305 war die Vielfachsteuerung von Anfang an eingebaut.
Arbeitsfahrzeuge
- HGe 2/2 2 (1909) Zahnradlok in Nostalgieanstrich
- HGe 2/2 3 ex 101 ex 3 (1909) 1976 neuer Lokkasten und neue Nummer, 1998 umnummeriert, am 8. September 2011 entgleist[1][2], danach abgebrochen
- Hm 2/2 4 (1973) 1995 von der Brienz-Rothorn-Bahn gekauft, am 24. August 2010 entgleist[3], seither abgestellt
- Hem 2/2 11 (2013) Stadler Rail, für Schneeräumung und Dienstfahrten
- Hem 2/2 12 (2013) Stadler Rail, für Schneeräumung und Dienstfahrten
Personenwagen
- BC 2 (1892) SIG, Train Belle Epoque 1)
- BC 15 (1902) SIG, 1963 abgebrochen 1)
- BC 16 (1904) SIG, Train Belle Epoque 1)
- BC 17 (1906) SIG, Train Belle Epoque 1)
- BC 18 (1909) SIG, 1942 an die Monte Generoso-Bahn verkauft 1)
- BC 2 (1909) SIG, Train Belle Epoque 2)
1) Ursprünglich an die Glion–Rochers-de-Naye-Bahn geliefert
2) Ursprünglich an die Montreux–Glion-Bahn geliefert
Galerie
- Bergstation Rochers de Naye auf 2041 m. ü. M. im August 2004
- Der Rochers de Naye im Mai 2002
- Diesellokomotive Hm 2/2 4 in Glion im Dezember 2009
Standseilbahn Territet–Glion
Die Standseilbahn Territet–Glion, abgekürzt TG, französisch Funiculaire Territet–Glion, ist eine von Territet am Genfersee hinauf nach Glion führenden Standseilbahn. Sie war bei ihrer Eröffnung 1883 mit einer Steigung von 57 Prozent die steilste Standseilbahn der Welt und war bis 1909 der wichtigste Zubringer für die Zahnradbahn auf den Rochers de Naye. Bei einer Streckenlänge von 640 Metern überwindet sie einen Höhenunterschied von 301 Metern.[4] Die Standseilbahn Territet–Glion war ursprünglich eine Wasserballastbahn.
Nach umfassenden Sanierungs- und Umbauarbeiten, verbunden mit einem längeren Betriebsunterbruch, verkehrt die Bahn seit 1975 mit neuen Wagen vollautomatisch mit einem modernen elektrischen Antrieb. Dabei ist einer der beiden ursprünglichen Seilbahnwagen bei der Talstation als Erinnerung an die ursprünglich Bahn aufgestellt worden.
Nach einer weiteren umfassenden Modernisierung, verbunden mit einem kürzeren Betriebsunterbruch, konnte die Bahn am 9. Oktober 2009 mit der neuen Zwischenhaltestelle Collonge-Funi wieder dem Verkehr übergeben werden. Die beiden revidierten und mit einem Notausstieg ergänzten Standseilbahnwagen haben nun neu die gold-weissen Farben der GoldenPass-Gruppe, statt der ursprünglichen roten Farbe.
Standseilbahn Les Avants–Sonloup
Die Standseilbahn Les Avants–Sonloup, abgekürzt LAS, französisch Funiculaire Les Avants–Sonloup, offiziell Chemin de fer Les Avants–Sonloup, erbaute und betreibt die Standseilbahn von Les Avants hinauf nach Sonloup, die 1910 eröffnet wurde. Bei einer Streckenlänge von 530 Metern überwindet sie eine Höhendifferenz von 180 Metern. Die Talstation Les Avants liegt in unmittelbarer Nähe des 1901 eröffneten gleichnamigen Bahnhof der Montreux-Berner Oberland-Bahn.
Standseilbahn Vevey–Chardonne–Mont-Pèlerin
Die Standseilbahn Vevey–Chardonne–Mont-Pèlerin, abgekürzt VCP, französisch Funiculaire Vevey–Chardonne–Mont-Pèlerin erbaute die Standseilbahn von Vevey-Funi über Chardonne hinauf auf den Mont Pèlerin, die 1900 eröffnet wurde. Sie hat eine Streckenlänge von 1580 Metern und überwindet einen Höhenunterschied von 415 Metern. Neben der Tal- und Bergstation hat sie noch vier Zwischenhaltestellen mit Halt auf Verlangen.
Die Standseilbahn wurde am 25. September 2009 nach längerer Modernisierung, wobei auch die beiden Standseilbahnwagen einen neuen Aufbau erhielten, wieder in Betrieb genommen.[5]
Literatur
- Michel Grandguillaume, Gérald Hadorn, Jean Paillard, Jean-Louis Rochaix: Crémailléres et funiculaires Vaudois. Bureau vaudois d'adresses (BVA), Lausanne 1982.
- Edgar Styger, Jean-Charles Kollros: Un siècle à toute vapeur, Chemins de fer des Rochers-de-Naye, 1892-1992. MOB-Gruppe, Montreux–Berner Oberland-Bahn. Clarens 1992
Einzelnachweise
- Bericht von RTS mit Foto
- Bericht der Unfalluntersuchungsstelle (PDF)
- Bericht der Unfalluntersuchungsstelle (PDF)
- Fahrplanfeld 2054 Territet–Glion. In: Offizielles Kursbuch. 17. Oktober 2019 (fahrplanfelder.ch [PDF]).
- Funimag: VCP - Vevey Mont Pélerin