Torre del Coltellazzo
Torre del Coltellazzo, auch Torre di Cortellazzo oder Torre di Sant’Efisio, ist ein Wart- und Wehrturm aus dem 16. Jahrhundert an der Südküste der italienischen Insel Sardinien. Er gehört zu einem System von insgesamt 102 sogenannten Sarazenentürmen, die Sardinien vor Piratenangriffen aus den Barbareskenstaaten schützen sollten. Der Torre del Coltellazzo befindet sich im Gemeindegebiet von Pula an der Costa del Sud.
Torre del Coltellazzo | ||
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Nordostseite des Torre del Coltellazzo | ||
Alternativname(n) | Torre di Sant’Efisio | |
Staat | Italien (IT) | |
Ort | Nora, Pula | |
Entstehungszeit | 1607 | |
Erhaltungszustand | wesentliche Teile erhalten | |
Bauweise | Sandstein-Mauerwerk | |
Geographische Lage | 38° 59′ N, 9° 1′ O | |
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Lage
Der Torre del Coltellazzo steht auf einem Hügel des östlichen Vorgebirges Punta del Coltellazzo des Capo di Pula („Kap von Pula“). Das Kap an der Westküste des Golfs von Cagliari wird von der Ausgrabungsstätte der antiken Stadt Nora dominiert. In Sichtweite des Turmes wurden drei weitere Türme zur Überwachung der Küste, die Torri di Cala D’Ostia, San Macario und del Diavolo, errichtet.[1] Der Ort Pula, von dem das Kap seinen Namen erhielt, befindet sich etwa drei Kilometer nordwestlich des Torre del Coltellazzo etwas abseits der Küste am Riu Pula, einem kleinen Flusslauf, der am Strand Foxi Durci gegenüber der Insel San Macario mit ihrem Turm ins Mittelmeer mündet.
Geschichte und Beschreibung
Der Hügel, auf dem der Torre del Coltellazzo steht, bildete im Altertum die Akropolis von Nora,[1] einer nach einer präkolonialen Phase seit dem 9. Jahrhundert v. Chr., aus der die „Stele von Nora“ stammt, Mitte des 7. Jahrhunderts v. Chr. gegründeten phönizischen Niederlassung.[2] Sie bestand als bewohnter Küstenort mit seinen drei Häfen über die punische und römische Zeit bis in die Mitte des 5. Jahrhunderts n. Chr. Die Ruinen der Stadt können in geführten Gruppen besichtigt werden.
Der Torre del Coltellazzo wurde um die Jahrhundertwende vom 16. zum 17. Jahrhundert errichtet und ab 1607 genutzt.[3] Das Königreich Sardinien bildete zu diesem Zeitpunkt ein von einem Vizekönig verwaltetes Nebenland der Spanischen Krone unter Philipp II. Nach dem Tunisfeldzug von dessen Vater Karl I. (1535) und der gescheiterten Flottenexpedition nach Algier (1541) entschied man sich, die Küsten Sardiniens gegen die ständigen Piratenangriffe aus den Barbareskenstaaten von See mit Türmen zu sichern.[4]
Wie der 15 Kilometer südwestlich gelegene Torre di Chia wurde auch der Torre del Coltellazzo auf einem Felsvorsprung erbaut und gehörte zum Typ eines sogenannten torre de armas, einem ständig mit Kanonen bestückten Turm. Neben dem Kommandanten (Alcaide) und einem Artilleristen gehörten im 18. Jahrhundert vier Soldaten zur Garnison. Von 1722 bis 1728 wurde der Turm nach Plänen des Piemonteser Ingenieurs Antonio Felice de Vincenti mit einer Festungsmauer umgeben,[3] einschließlich zweier Wachhäuschen (Garitte), die den Eingang schützten. Seit dem 19. Jahrhundert gab es zahlreiche Umbauten, bei denen alle Eingänge in Fenster umgewandelt oder geschlossen, ein Stahlbetonboden im Dachgeschoss eingezogen und auf diesem ein Leuchtturm errichtet wurden.[1]
Der restaurierte kegelförmige Rundbau des Torre del Coltellazzo ist 11 Meter hoch und hat an der kleinen vertikalen Brüstung einen Durchmesser von 12 Metern. Die Wände aus rechteckig behauenen Sandsteinquadern haben eine Stärke von 2 Meter. Die Grundmauern ruhen auf Resten antiker Gebäude der Akropolis von Nora.[3] Heute ist der Turm über eine geschwungene Metalltreppe entlang der Außenwand zum 6 Meter über dem Boden befindlichen Eingang an der Nordwestseite zu betreten. Der Zugang führt ins erste Stockwerk, das ein Kuppelgewölbe mit einem Mittelpfeiler besitzt.[3] Von dort verläuft eine steinerne Treppe ins Obergeschoss, von dem man über eine Treppe auf die Plattform gelangt. Die Plattform ist für Besucher gesperrt.
- Festungseingang
- Innenraum der Festung
- Wachhäuschen
- Fenster im Turm
Einzelnachweise
- Pula, Torre del Coltellazzo. Regione Autonoma della Sardegna, 2017, abgerufen am 26. Oktober 2017 (italienisch).
- Hans-Georg Niemeyer, Piero Meloni: Nora. [1] In: Der neue Pauly (DNP). Band 8, Metzler, Stuttgart 1997, ISBN 3-476-01472-X, Sp. 999.
- Mauro Salis: Pula und Umgebung. Patrimonio culturale Sardegna, Cagliari 2011, S. 41.
- Francesco Cesare Casula: Die Geschichte Sardiniens. Carlo Delfino editore, Sassari 2000, ISBN 978-88-7138-325-5, S. 38.
Weblinks
- Torre del Coltellazzo. Ministero dei beni e delle attività culturali e del turismo, 2017, abgerufen am 26. Oktober 2017 (italienisch).
- Torre del Coltellazzo. monumentiaperti.com, abgerufen am 26. Oktober 2017 (italienisch).