Tiger-Lilie
Die Tiger-Lilie (Lilium lancifolium, Syn.: Lilium tigrinum) ist eine Art aus der Gattung der Lilien (Lilium) in der Sektion Sinomartagon.
Tiger-Lilie | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Tiger-Lilie (Lilium lancifolium) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Lilium lancifolium | ||||||||||||
Thunb. |
Beschreibung
Die Tiger-Lilie erreicht eine Wuchshöhe von 80 cm bis 150 cm und eine Breite von ungefähr 25 cm. Die Zwiebeln sind rundlich und erreichen einen Durchmesser von etwa 4–8 cm. Sie sind mit weißen bis gelblich-weißen Schuppen überzogen und bilden Stolonen aus. Der Stängel ist hart und gerade mit purpurnen Streifen. Er ist von weißen, kurzen, steifen Haaren bedeckt. Die Blätter sind lanzettförmig, zwischen 3 und 18 cm lang und zwischen 0,5 und 3 cm breit. Sie sind mit ebenfalls weißen, wolligen Haaren übersät. Der Blattrand ist papillös zur Spitze hin angeschärft. In den Blattachseln der oberen Blätter bilden sich dunkelbraune, erbsengroße Achselbulbillen aus.
Die Pflanze blüht von Juli bis August mit drei bis sechs, in Kultur auch bis zu 20, in einer Rispe waagerecht bis nickender Blüten. Die Blüten bestehen aus sechs stark zurückgebogenen 6–10 cm langen Blütenblättern (Türkenbundform). Es sind drei lanzettförmige Kron- und drei breitere Kelchblätter, die sich aber sehr ähnlich sehen. Die Grundfarbe der Blüten ist zinnoberrot mit dunklen purpurnen Punkten. Die Nektarien sind papillös mit bewimperten Anhängseln auf beiden Oberflächen. Die Staubbeutel sind zusammenneigend und werden etwa 20 mm lang. Die Pollen sind dunkelbraun, und die weißen bis hellroten Staubfäden unbehaart. Der Fruchtknoten wird 15–20 mm groß, der Griffel 45–65 mm. Die Kapseln sind schmal-eiförmig bis länglich-rund, 3 bis 4 cm lang und reifen im September / Oktober.
Tiger-Lilien in Kultur sind fast ausschließlich polyploid und daher steril, ihre Vermehrung verläuft über Achselbulben, die genetisch identische Pflanzen hervorbringen. Die diploide Wildform vermehrt sich über Samen und Achselbulben. Die Chromosomenzahl beträgt 2n=24 bei der Wildform, 2n=36 bei der polyploiden Kulturpflanze.
Verbreitung
Die Tiger-Lilie kommt in Anhui, Gansu, Guangxi, Hebei, Henan, Hubei, Hunan, Jiangsu, Jiangxi, Jilin, Qinghai, Shaanxi, Shandong, Shanxi, Sichuan, Xinjiang und Zhejiang in der Volksrepublik China vor, wird seltener auch in Korea und Japan gefunden.
Sie bevorzugt einen lehmigen, aber nicht staunassen Boden. Oft wird sie auf grasigen Hängen zwischen 400 und 2500 m NN gefunden.
Systematik und Taxonomie
Lilium lancifolium Thunb. hat die Synonyme: Lilium tigrinum Ker Gawl., Lilium lishmannii T.Moore, Lilium leopoldii Baker.[1]
Man kann auch eine Varietät Lilium lancifolium var. flaviflorum Makino unterscheiden.
Kultivierung
Die Zwiebeln der Tiger-Lilie sind essbar, daher wird sie seit Jahrhunderten in China kultiviert[2]. Die Zwiebel ist leicht bitter und erinnert an Pastinaken. Sie ist sehr stärkehaltig und wird getrocknet und gemahlen zum Andicken von Suppen und Soßen verwendet.
Die Zwiebel wirkt außerdem harntreibend und schleimlösend. Sie ist ein Herzmittel, wirkt erweichend, stärkt die Sehkraft. In der chinesischen Medizin wird sie oft eingesetzt. Die Blüten sollen die Muskulatur des Augenlids stärken und werden zur Behandlung von Stabsichtigkeit eingesetzt. Eine starke Tinktur aus den Blüten wird zur Auslösung von Wehen eingesetzt, sie verursacht Kontraktionen der Gebärmutter.
Die Art ist ein wichtiger Elternteil der 'Midcentury Hybriden'.
Kulturgeschichte
Literatur
Die wohl bekannteste literarische Beschreibung der Tigerlilie in deutscher Sprache lieferte der Schriftsteller Ernst Jünger in der zweiten Fassung seiner Prosasammlung Das abenteuerliche Herz. Das Kurzprosastück Die Tigerlilie bildet den Eingangstext der Sammlung und markiert in symbolischer Form eines der zentralen Themen der Sammlung, den Zusammenhang von Schönheit und Gefahr bzw. die Nähe von Kunst und Tod.
Der US-amerikanische Schriftsteller Thomas Bailey Aldrich (* 1836, † 1907) schrieb, von der Schönheit der Lilie inspiriert ein Gedicht, das den Titel Tiger-Lilies trägt.
Musik
Die britische Band The Tiger Lillies ist nach der Pflanze benannt.
Quellen
Literatur
- Liang Songyun, Minoru N. Tamura: Lilium tigrinum. In: Wu Zhengyi, Peter H. Raven, Hong Deyuan (Hrsg.): Flora of China. Band 24. Missouri Botanical Garden Press / Science Press, St. Louis / Beijing 2000, ISBN 978-0-915279-83-8, S. 146 (online [abgerufen am 3. Februar 2009]).
Einzelnachweise
- Rafaël Govaerts (Hrsg.): Lilium lancifolium. In: World Checklist of Selected Plant Families (WCSP) – The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 30. September 2016.
- Sabira STÅHLBERG, Ingvar SVANBERG 2006. Sarana in Eurasian folk botany. Suomalais-Ugrilaisen Seuran Aikakauskirja/Journal de la Société Finno-Ougrienne 91, 137
Weblinks
- Markus Hohenegger: Lilium lancifolium. In: The Genus Lilium. Abgerufen am 3. Februar 2010.
- Thomas Meyer, Michael Hassler: Mittelmeer- und Alpenflora.