Tierpark Hamm
Tierpark Hamm | ||
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Vollständiger Name | Tierpark Hamm gGmBH | |
Motto | tierisch nah – natürlich gut! | |
Besonderheiten | Fossa, Tayra, Vierhornziege | |
Ort | Grünstraße 150 59063 Hamm | |
Fläche | 9 ha | |
Eröffnung | 30. Juni 1934 | |
Tierarten | 86 Arten[1] (2014) | |
Individuen | 539 Tiere[1] (2014) | |
Artenschwerpunkte | Afrika, Asien, Neu- und Altweltkameliden, Trockennasenaffen | |
Besucherzahlen | 195.475[1] (2019) | |
Organisation | ||
Leitung | Geschäftsführer: Sven Eiber | |
Trägerschaft | 100 % Stadt Hamm | |
Förderorganisationen | Förderverein Tierpark Hamm e. V. | |
Mitglied bei | VdZ, DTG | |
www.tierpark-hamm.de | ||
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Der im Süden der Stadt Hamm gelegene Tierpark Hamm umfasst nach einer Teilerweiterung im Jahre 2019 mittlerweile eine Fläche von ca. 9 Hektar.
Jährlich besuchen den Zoo fast 200.000 Menschen; er ist ein beliebtes Ausflugsziel für Familien in Hamm und im regionalen Umland.
Geschichte
Gründung und erste Jahre
Die Idee, in Hamm einen Tier- und Pflanzengarten zu gründen, stammt von Fritz Vogel, einem damals 28 Jahre alten Angestellten der Stadt Hamm. Am 6. August 1933 wurde der Verein Tier- und Pflanzengarten gegründet. Fast 100 Mitglieder verabschiedeten am 9. Mai 1934 die Vereinssatzung. Der damalige Monatsbeitrag betrug 10 Pfennig.
Mit Gründung des Vereins Tierpark Hamm e. V. beginnt die Geschichte des Parks. Die Anlagen für den Tier- und Pflanzengarten wurden im Südenstadtpark errichtet, den die Stadt zur Verfügung stellte. Die ersten Gehege entstanden in Eigenhilfe. Man schaffte zunächst Fasane, Meerschweinchen und Wellensittiche an. Später kamen dann Damhirsche, Rehe und ein Wildschwein hinzu. Umstritten ist bis heute, ob der erste Tierparkbewohner ein Fuchs oder ein Papagei war.
Am 30. Juni 1934 eröffnete Bürgermeister Leinberger den so entstandenen ersten Tierpark. Der Verein hatte mittlerweile 6.000 Mitglieder und war somit so etwas wie eine Volksbewegung in Hamm geworden. Er besserte in den folgenden Jahren mit einem abwechslungsreichen Unterhaltungsprogramm, das unter Beteiligung der Heesener Waldbühne unter anderem im Kurhaus angeboten wurde, seine Finanzen auf. Da der Tierpark zusätzlich pro Jahr etwa 100.000 Besucher anlockte, konnte der Ausbau zügig fortgeführt werden.
Der erste Tierpark hatte jedoch nur bis zum 22. April 1944 Bestand. Der Park versank, wie viele andere Tierparks, im Bombenhagel des Zweiten Weltkrieges. Zu den Augenzeugen der Bombardierung zählen auch die Tierparkmitgründer Gustav Handtke und Adolf Göttker, die zur Zeit des Angriffs in der Anlage waren und sich in einen Graben retten konnten. Sie berichteten später, dass der Tierpark zwar von Bombeneinschlägen übersät war, jedoch lediglich Verletzte, aber keine Toten zu beklagen waren. Handtke selbst gehörte zu den Verletzten; ein schwerer Lehmklumpen brach ihm ein Bein. Die Soldaten des benachbarten Südenschützenhofes halfen schließlich bei den Rettungsarbeiten. Die überlebenden Tiere wurden vorübergehend bei einem Bauern in Uentrop untergebracht. Verzehrbare Tiere wie Hirsche oder Wildschweine wurden geschlachtet und verteilt.
Die Hammer Bevölkerung sorgte für die Demontage der übrig gebliebenen Ställe und Gehege, indem sie das verbleibende Material ausschlachtete, um ihre beschädigten oder zerstörten Häuser notdürftig auszubessern.
Tierparkgründer Vogel starb als Soldat im Zweiten Weltkrieg.[2][3]
Neuanfang nach dem Zweiten Weltkrieg
Am 28. März 1949 wurde der Verein Tier- und Pflanzengarten neu gegründet. Handtke und Göttker beteiligten sich erneut daran. Bis zum Jahresende hatte der neue Verein bereits 800 Mitglieder.
Auf dem Tierparkgelände waren während des Krieges 166 Bomben und 17 Luftminen niedergegangen. Deshalb mussten zunächst Bombentrichter aufgefüllt und die Wege wieder instand gesetzt werden. Jeden Abend trafen sich Freiwillige, die allein mit Hacke und Schaufel die notwendigen Arbeiten verrichteten.
1950 begann der Wiederaufbau der Anlagen und des Tierbestandes. Dieser zweite Tierpark hatte nur noch den Schwerpunkt im zoologischen Bereich und verzichtete auf die botanische Ausrichtung. Am 13. Mai 1951 (Pfingstsonntag) konnte der Tierpark offiziell wiedereröffnet werden.
Der Tierpark konnte zunächst einen Aufwärtstrend verzeichnen. 1957 stand der Verein dann allerdings kurz vor der Insolvenz. Schließlich sorgten Spenden und ein Zuschuss seitens der Stadt für das Überleben des Tierparks, der in den Folgejahren immer weiter ausgebaut wurde.[2][3]
1977 wurde das Tierasyl der Stadt Hamm im Tierpark eingerichtet. Zwei Jahre später wurde vom Trägerverein zusammen mit der Stadt das Naturkundemuseum in Angriff genommen. Dr. Günter Rinsche, damaliger Oberbürgermeister der jüngst zur Großstadt avancierten Stadt Hamm, legte am 24. September 1979 den Grundstein. Das so entstandene Gebäudeensemble im Zentrum des Parks wurde am 23. März 1982 der Öffentlichkeit übergeben. Das gesamte Projekt hatte 1,4 Millionen DM verschlungen, für die die Stadt den Kapitaldienst übernahm.
Am 10. April 1986 wurde das Tierparkcafé eröffnet.[3]
Vom Verein über die Lebenshilfe zur städtischen Tochter
Nach 71 Jahren seines Bestehens musste der Verein Tierpark Hamm e. V. am 18. Dezember 2004 aus betriebswirtschaftlichen Gründen aufgelöst werden. Um den Tierpark als bei den Bürgern der Stadt beliebte Freizeiteinrichtung dennoch erhalten zu können, wurde dieser zum 1. Januar 2005 in eine gGmbH überführt. Den Betrieb des Tierparks stellte zu dieser Zeit die Lebenshilfe Hamm als Hauptgesellschafter sicher, die das Ziel verfolgte, den Tierpark als Integrativbetrieb weiter zu führen.
Naturkundemuseum
Das Naturkundemuseum im Tierpark entstand unter anderem aus der Überlegung heraus, dass ein kleiner Tierpark wie Hamm nicht in der Lage sein würde, alle oder auch nur die wichtigsten heimischen Tierarten artgerecht zu halten. Um dennoch die heimische Tierwelt und ihre Lebensräume für Bildungszwecke zeigen zu können, wurden die drei Hallen des Museums mit einer Dauerausstellung aus entsprechenden Präparaten bestückt. Hinzu kommen eine geologische Sammlung und eine umfangreiche Sammlung von Insektenpräparaten. Die Räumlichkeiten dienen Tagungen ebenso wie Aus- und Fortbildungen. Das Naturkundemuseum ist aktuell (2014) und vermutlich für immer[4] geschlossen, die Ausstellung abgebaut.
Tiere
Der Tierpark Hamm hält am 1. Januar 2014 insgesamt 539 Tiere aus 86 Arten (zum Vergleich: Anfang 2011 insgesamt 800 Tiere aus 125 Arten).
Eine Rarität ist die Haltung der Vierhornziege, eine Nutztierrasse, die zu den seltenen Haustierrassen der Alpenregion gehört und sonst in Deutschland nur noch im Tierpark Bad Pyrmont und Tierpark Gotha gehalten wird.[5]
Ebenfalls selten in deutschen zoologischen Gärten zu sehen sind die Fossa aus Madagaskar. Sie bewohnen verschiedene Waldtypen, sowohl Regen- als auch Trockenwälder, und kommen auch in mit Bäumen bestandenen Savannengebieten vor. Der Tierpark plant, sich künftig an der Erhaltungszucht der durch großflächige Rodungen auf Madagaskar gefährdeten Art zu beteiligen.
Im Februar 2015 starb das Sri-Lanka-Leoparden-Weibchen „Shankiri“ nach einer Notoperation wegen eines Tumorverdachts. Es handelte sich dabei um den letzten Sri-Lanka-Leoparden in deutschen Zoos – weltweit in Zoos gibt es nur noch ca. 60 Exemplare und 300–600 Tiere in freier Wildbahn.[6] Hamm hatte damit am Europäischen Zuchterhaltungsprogramm teilgenommen, es kam allerdings nicht zu Nachkommen.
Haltungsschwerpunkte sind Schmalnasenaffen (Mandrill, Pavian (Mischlingsform), Javaneraffe, Husarenaffe etc.), Huftiere (Elenantilope, Nilgau, Hirschziegenantilope, Zebra, Wasserbock etc.) und Haustiere (Yak, Trampeltier, Alpaka, Vierhornschaf, -ziege etc.).
Im August 2008 wurden fünf sibirische Tiger im Tierpark Hamm geboren. Die Elterntiere Shakira und Eyk waren Leihgaben des Tierparks Nadermann in Delbrück. Die Trächtigkeit der Tigerin blieb bis zur Geburt in die frühen Morgenstunden des 15. August 2008 verborgen. Der sibirische Tiger gilt als akut vom Aussterben bedroht. Die letzte großangelegte Zählung (2005) ergab nach Angaben des WWF geschätzte 431 bis 529 Exemplare, darunter 334 bis 417 ausgewachsene und 97 bis 112 Jungtiere.[7] Die fünf jungen Tiger, die in Hamm geboren wurden, leisten somit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Art in Zoologischen Gärten und Tierparks.
Nach der Geburt der Tiger forderte die Stadt im September 2008 die Bürger auf, Namensvorschläge für die Jungtiger einzureichen. Aus der Vielzahl von Vorschlägen wählte eine Jury, zu der auch Oberbürgermeister Thomas Hunsteger-Petermann gehörte, fünf Siegesnamen aus. Die Tiger wurden anschließend Kira, Hammlet, Shiva, Shaki und Taiga getauft. Alle Tiger wuchsen im Tierpark Hamm auf. Im Februar 2009 wurden dann Shiva, Shaki und Taiga an den kanadischen Zoo Sauvage de St-Félicien in Saint-Félicien in Quebec verkauft. Die Verabschiedung durch den Oberbürgermeister fand am 26. Februar 2009 statt. Lediglich Kira, Hammlet und die Tigermutter Shakira verblieben im Tierpark an der Grünstraße.[8][9]
Problematik und Zukunft
Durch eine längere Phase der Ressourcenknappheit vom Ende der 1990er Jahre bis zur Übernahme des Tierparks durch die Lebenshilfe Hamm e. V. konnten teils wichtige Renovierungsarbeiten und grundlegende Instandhaltungsarbeiten nicht getätigt werden. Allein der Eigeninitiative der Beschäftigten ist es zu verdanken, dass Gehege und Anlagen des Tierparks trotzdem in einem ordnungsgemäßen Zustand gehalten und teilweise entschieden verbessert werden konnten.
Eine weitere Problematik des Parks ist die mit dem Standort verbundene Bodenbeschaffenheit. Da der Park zu großen Teilen auf ehemaligem Sumpfland erbaut und in den Jahren des Wiederaufbaus auf Drainagen etc. verzichtet wurde, entwickelt sich gerade in den Huftiergehegen nach mehrtägigem Niederschlag eine Schlammschicht an der Oberfläche. Dieser Situation wurde aber in den vergangenen Jahren durch das Hinzufügen von Entwässerungsgräben entgegengewirkt.
Nach der Übernahme des Parks durch die Lebenshilfe hat sich in den vergangenen Jahren eine deutliche Investitionssteigerung im Tierpark bemerkbar gemacht. So wurden grundlegende infrastrukturelle Arbeiten ausgeführt. Dazu gehört die Neuverlegung von Wasser- und Stromleitungen sowie die Renaturierung des Tierparkteiches, die 2008 abgeschlossen wurde.
Auch konnte der Eingangsbereich erneuert werden. Im Dezember 2009 wurde das Fundament für das neue Eingangsgebäude gegossen. Am Mittwoch, den 17. Februar 2010, feierte man das Richtfest. Durch den harten Winter verzögerte sich die Fertigstellung des neuen Eingangsbereichs bis Ende April 2010. In den Neubau wurden etwa 270.000 Euro investiert. Er umfasst neben drei Kassenschaltern einen Souvenirshop und ein behindertengerechtes WC. Auch der Spielplatz konnte saniert werden.
Des Weiteren wurde unter dem Thema Tierpark 2017 ein kompletter Masterplan für die Neugestaltung und Umgliederung des Tierparks innerhalb der nächsten zehn Jahre hinsichtlich Landschaft, Architektur und Tierbestand erstellt. U.a. ist in diesem die Anschaffung von Pinguinen, Nilpferden und Robben / Seehunden vorgesehen.[10] Umgesetzt werden soll er durch Kay Dobenecker, der am 3. Januar 2011 seinen Posten als neuer Geschäftsführer des Tierparks bezog und für alle Belange im Bereich der Tierpflege verantwortlich ist. Bezüglich der Finanzierungsfragen muss sich Dobenecker, dessen Einsetzung von einer öffentlichen Debatte begleitet wurde, mit Markus Jütte, dem Geschäftsführer für den kaufmännischen Bereich, einigen. Nach derzeitigem Stand wird der „Masterplan“ aber nicht vollständig umgesetzt werden können.[11]
Das Tierparkteam hat viele Pläne für die Zukunft, um den Tierpark für Besucher attraktiver zu gestalten, etwa durch Ansiedlung zoologischer Raritäten.[12] Im hinteren Teil des Parks schräg gegenüber dem Gehege der Rotgesichtsmakaken ist ein bislang unbenutztes Gelände von 230 m2 Größe in ein Erdmännchengehege umgewandelt worden.
Für die weitere Zukunft plant der Tierpark die Schaffung von Themenbereichen, wie es sie beispielsweise in der „Zoom“-Erlebniswelt in Gelsenkirchen gibt. Auch sollen die Tiere so verlegt werden, dass Tiere, die sich in der Natur einen Lebensraum teilen, auch im Tierpark miteinander leben. Ein weiteres großes Anliegen ist die Sanierung der Gehege mit Hilfe von Spendengeldern. Ein stärkerer Fokus soll außerdem auf die Zucht gelegt werden,[13] wobei dieser Ansatz durch den Tod des Sri-Lanka-Leoparden-Katers Negombo einen empfindlichen Rückschlag erhalten hat.
Einzelnachweise
- Tierpark Hamm gGmbH Hamm auf der Webseite des Verbands der Zoologischen Gärten, abgerufen am 26. April 2015.
- Anneliese Beeck, Hamm unterm Hakenkreuz. 1930–1945. Westfälischer Anzeiger Verlagsgesellschaft. Hamm 2007. ISBN 978-3-924966-33-1.
- Hans-Karl Dotter, Anneliese Beeck, Streiflichter aus unserer Stadt. Hammer Wochenkalender 1991. Der Westfälische Anzeiger war dabei. Rückblick auf 25 Jahre Stadtgeschichte, Hamm 1991.
- Naturkundemuseum im Tierpark ist Geschichte. Artikel, Westfälischer Anzeiger Hamm, vom 28. Januar 2015
- Aktuelle Haltungen Vierhornziege. In: Webseite Zootierliste. 1. Februar 2015, abgerufen am 26. April 2015.
- Trauer im Tierpark: Leopardin „Shankiri“ tot. In: Webseite Westfälischer Anzeiger. 20. Februar 2015, abgerufen am 26. April 2015.
- http://news.nationalgeographic.com/news/2005/06/0616_050616_siberiantiger.html
- Internetseite der Stadt Hamm – Tigertrio verlässt Tierpark. (Memento vom 3. Juni 2009 im Internet Archive)
- Video Tiger-Abschied. (Memento des Originals vom 27. August 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Modell des „Masterplans 2017“, eingesehen am 10. Januar 2011 im Naturkundemuseum in Hamm.
- http://www.hammtv.de/Tierpark-Chef-Kay-Dobenecker-im-HammTV-Interview_00007728.html
- Westfälischer Anzeiger vom 5. Februar 2011.
- Stadtanzeiger für Hamm und Bönen vom 16. Februar 2011.