Carl Woelck
Carl Woelck (* 21. September 1868 in Rosenberg in Westpreußen; † 23. September 1937 in Berlin)[1] war ein deutscher Verwaltungsjurist. Als Bürgermeister betrieb er von 1906 bis 1919 den Wandel Weißensees zur Stadt.
Leben
Ausbildung
Nach dem Abitur am Thorner Gymnasium studierte Carl Woelck Rechtswissenschaft an der Universität Leipzig. Er wurde im Corps Lusatia Leipzig aktiv.[2] Da er wegen eines Lungenleidens nicht auf blanke Waffen Satisfaktion geben konnte, wurde er Corpsschleifenträger.[3] 1896 wurde er in Leipzig zum Dr. iur. promoviert.[4]
Stadtrat in Schöneberg
Am 13. Dezember 1899 wurde er vom Magistrat der Stadt Schöneberg zum Magistratsassessor gewählt. Die Stelle trat er am 1. Januar 1900 an. Zuvor war er beim Magistrat von Charlottenburg als Gerichtsassessor tätig.[5]
Bereits ein Jahr später, am 11. März 1901, wurde er von der Stadtverordnetenversammlung einstimmig zum besoldeten Stadtrat gewählt und am 22. April 1901 in sein Amt eingeführt.[6] In dieser Position war er unter anderem für Gemeindesteuersachen, Grundeigentumssachen, Vollstreckungsangelegenheiten, sowie Angelegenheiten des Armenwesens zuständig.[7][8] So war er Vorsitzender des Gemeindesteuerausschusses, stellvertretender Vorsitzender der Armendirektion,[9] sowie Mitglied der Grundeigentumsdeputation. Anfangs war er auch stellvertretender Vorsitzender des Kuratoriums für die Volksbücherei.[10][11]
Darüber hinaus vertrat Woelck die Stadt Schöneberg bei den Verbandsversammlungen Deutscher Gewerbegerichte am 19. September 1900 in Mainz, sowie am 10. und 11. September 1901 in Lübeck.[12] Auch beim 24. ordentlichen Brandenburgischen Städtetag, der am 16. und 17. September 1901 in Luckenwalde stattfand, nahm er als Vertreter der Stadt teil.[13]
Am 18. November 1905 legte er sein Amt als Stadtrat aufgrund seiner Wahl zum Amts- und Gemeindevorsteher von Weißensee nieder.[14]
Gemeindevorsteher von Weißensee
1905 wurden das Dorf Weißensee und Neu-Weißensee zu einer Großgemeinde mit 37.500 Bewohnern zusammengelegt. Woelck wurde am 6. November 1905 zu ihrem Gemeindevorsteher gewählt.[15][16] Seit dem 10. März 1906 führte er die Amtsbezeichnung Bürgermeister.[17][18] Er gewann Carl James Bühring als Stadtbaurat. Mit ihm wollte er aus „dem planlosen Gemenge von dörflichen Anwesen, Äckern, Wegen, Häusern und Fabriken ein vorbildliches Gemeinwesen machen“ und das Stadtrecht erreichen. Mit Otto Pasedag sorgte er für Industrieansiedlungen, den großzügigen Bau von einfachen und exklusiven Wohnungen, das Angebot an Bauland und Projekten mit günstigen Hypothekenbedingungen, die Entwicklung der Verkehrswege und der Energie- und Wasserversorgung sowie für eigene Abwasseranlagen.[19] Bührings neues Ortszentrum – ein Backsteinensemble mit Schule, Stadthalle, Pumpwerk und Wohnhäusern – steht unter Denkmalschutz.[20] Oberregierungsrat Woelck veranlasste den Ankauf des Weißen Sees und die Gestaltung der Uferpromenade als öffentliche Parkanlage. Zu seinen Verdiensten gehört auch die Errichtung des Gemeindeforums zwischen 1908 und 1912 nach Bührings Entwürfen.[21] Er resignierte, als Weißensee nicht selbstständige Stadt, sondern Vorort von Groß-Berlin wurde.[20] Am 20. April 1920 trat er von seinem Amt zurück und ging daraufhin in den Ruhestand. Danach war das Amt des Gemeindevorstehers in Weißensee bis zur Eingemeindung nach Berlin im Oktober 1920 unbesetzt.[22][23][18]
Der Bereich östlich des Weißen Sees wird heute durch eine städtische Bebauung geprägt, die im Wesentlichen auf Woelck zurückgeht.
Spätere Tätigkeiten
Nach seiner Tätigkeit als Gemeindevorsteher war er als Regierungsrat beim Finanzamt Cosel beschäftigt.[24]
Am 7. Juni 1920 wurde er vom Kreisausschuss des Kreises Niederbarnim in das Schiedsgericht für Groß-Berlin gewählt, um den Kreis dort zu vertreten. Das Schiedsgericht war dafür Zuständig eine Entscheidung zu treffen, wenn im Zuge der Verhandlungen, die Berlin in Folge der Bildung Groß-Berlins mit den Kreisen Teltow, Niederbarnim und Osthavelland über Geldentschädigungen für die nach Berlin eingemeindeten Städte und Gemeinden und den Verbleib der Kreis- und Provinzialeinrichtungen führte, keine Einigung erzielt wird.[24]
Am 23. September 1937 starb Carl Woelck nur zwei Tage nach seinem 69. Geburtstag in Zehlendorf und wurde auf dem Friedhof Weißensee (Roelckestraße) beigesetzt.
Ehrungen
Von 1995[25] bis 2017 war sein Grab als Ehrengrab der Stadt Berlin gewidmet.[26]
Seit 1915 trägt die Woelckpromenade seinen Namen.[21]
Familie
Sein 14 Jahre jüngerer Bruder Kurt Woelck war der letzte Oberbürgermeister von Spandau.
Weblinks
- berlinstreet.de (Momento des Originals vom 14. Oktober 2012 im Internet Archive)
- Bild des Familiengrabes
Einzelnachweise
- StA Berlin-Zehlendorf Sterberegister Nr. 286/1937
- Kösener Corpslisten 1960, 3, 687.
- Conventsprotokolle im Archiv des Corps Lusatia
- Dissertation: Die Voraussetzungen der Entstehung und rechtlichen Wirksamkeit des Retentionsrechts nach gemeinem Recht.
- Zweiter Verwaltungsbericht des Magistrats der Stadt Schöneberg. 1. April 1899 bis 31. März 1903., S. 87 (Abschnitt: 9. Personalien. a) Höhere Beamte.), abgerufen am 14. August 2021
- Zweiter Verwaltungsbericht des Magistrats der Stadt Schöneberg. 1. April 1899 bis 31. März 1903., S. 58, abgerufen am 12. August 2021
- Personal-Nachweisung der Gemeinde-Verwaltung der Stadt Schöneberg. September 1902., S. 19, abgerufen am 12. August 2021
- Personalnachweisung der Gemeindeverwaltung der Stadt Schöneberg. Dezember 1904., S. 12, abgerufen am 12. August 2021
- Personalnachweisung der Gemeindeverwaltung der Stadt Schöneberg. Dezember 1904., S. 50, abgerufen am 14. August 2021
- Personal-Nachweisung der Gemeinde-Verwaltung der Stadt Schöneberg. September 1902., S. 53, abgerufen am 14. August 2021
- Personalnachweisung der Gemeindeverwaltung der Stadt Schöneberg. Dezember 1904., S. 53, abgerufen am 14. August 2021
- Zweiter Verwaltungsbericht des Magistrats der Stadt Schöneberg. 1. April 1899 bis 31. März 1903., S. 401, abgerufen am 15. August 2021
- Zweiter Verwaltungsbericht des Magistrats der Stadt Schöneberg. 1. April 1899 bis 31. März 1903., S. 97, abgerufen am 15. August 2021
- Dritter Verwaltungsbericht des Magistrats der Stadt Schöneberg. 1. April 1903 bis 31. März 1908., S. 27, abgerufen am 12. August 2021
- vor 116 Jahren am 06.11.1905 - Dr. jur. Carl Woelck wird Gemeindevorsteher in Weißensee, abgerufen am 10. Mai 2021
- Albrecht Molle: Aus der Geschichte des Munizipalviertels in Weißensee. (PDF; 1,5 MB) S. 13 (Momento des Originals vom 5. Juli 2016 im Internet Archive)
- Schöneberg. In: Friedenauer Lokal-Anzeiger. 13. Jahrg., Nr. 59, vom 10. März 1906, S. 3, abgerufen am 16. August 2021
- Rainer Kubatzki: Vor dem Hof des Schulzen stand der Gerichtsbaum – Schulzen, Gemeinde- und Amtsvorsteher in Weißensee. In: Berlinische Monatsschrift (Luisenstädtischer Bildungsverein). Heft 7, 1997, ISSN 0944-5560, S. 40 (luise-berlin.de). Abgerufen am 10. Mai 2021
- Joachim Bennewitz: 100 Jahre Verkehrsplanungen für Weißensee. In: Berlinische Monatsschrift (Luisenstädtischer Bildungsverein). Heft 11, 2000, ISSN 0944-5560, S. 42–50 (luise-berlin.de).
- Forum. sagen.at (Momento des Originals vom 22. Februar 2014 im Internet Archive)
- Woelckpromenade. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)
- Kleine Mitteilungen. In: Vossische Zeitung. Jahrgang 1920, Nr. 202, vom 20. April 1920, S. 4, abgerufen am 5. März 2022
- Amtsniederlegung des Weißenseer Bürgermeisters. In: Berliner Morgenpost. 23. Jahrg., Nr. 111, vom 21. April 1920, Erste Beilage. (S. 5), abgerufen am 5. März 2022
- Ortsnachrichten für Friedenau und Schöneberg. Das Schiedsgericht für Groß-Berlin. In: Friedenauer Lokal-Anzeiger. Jahrg. 27, Nr. 125, vom 7. Juni 1920, S. 2, abgerufen am 24. Oktober 2021
- Vorlage – zur Kenntnisnahme – über die Anerkennung und weitere Erhaltung von Grabstätten namhafter und verdienter Persönlichkeiten als Ehrengrabstätten Berlins, Abschnitt A), Nr. 31 (S. 2) (PDF; 138 KB) Drucksache 12/5696 des Abgeordnetenhauses von Berlin, 23. Mai 1995.
- Friedhof XV – Weißensee mit Nennung des Ehrengrabes