Théodore Ayer
Théodore Ayer (* 25. Juli 1905 in Romont; † 1. Dezember 1974 in Freiburg) war ein Schweizer Politiker (CVP) und Staatsrat des Kantons Freiburg.
Leben und Wirken
Ayer, von Hause aus katholisch, stammt von Sorens und Romont. Seine Eltern waren Alphonse Ayer, Grundbuchverwalter des Glanebezirks, und Anna geb. Vorlet, Hausfrau, Tochter eines Arztes. Gemäss der Familientradition wurde Théodore, zweites von elf Kindern, römisch-katholisch getauft und absolvierte seine ganze politische Laufbahn in der «grossen alten Partei». Er heiratete Marie-Louise Grand, Tochter des Eugène (1870–1937), Nationalrats, und Enkelin des Louis (1843–1909), Nationalrats; beide waren Mitglied der Katholisch-Konservativen Partei. Théodores Sohn Christian Ayer, wurde ebenfalls konservativer Gemeinderat der Stadt Freiburg.
Nach dem Besuch der Primarschule in Romont und des Kollegiums St. Michael studierte Théodore Ayer Rechtswissenschaften an der Universität Freiburg, die er 1929 mit dem Lizentiat abschloss. Er wurde Schreiber des Friedensgerichts des Kreises Romont. 1932 eröffnete er in seiner Heimatstadt eine Notariatskanzlei. 1937 wurde er Mitglied des Verwaltungsrats der Banque de la Glâne, dem er 37 Jahre lang, bis in seine letzten Tage, angehörte.
1941 fand der politische Durchbruch des 36-jährigen Juristen statt: Er wurde zum Ammann der Stadt Romont ernannt und auf der konservativen Liste des Glanebezirks in den Grossen Rat gewählt. 1950 leitete er das Kantonsparlament. Zu diesem Zeitpunkt gehörte er zu den bekanntesten Persönlichkeiten seiner Region. 1947 kandidierte er für den Nationalrat.
In den allgemeinen Wahlen von 1951 wurde Théodore Ayer in den Staatsrat gewählt, dem er 15 Jahre lang angehörte (1952–1966). Er leitete den Rat im Jahr 1957, in dem das 800-jährige Bestehen Freiburgs gefeiert wurde, und 1964, dem Jahr der Landesausstellung in Lausanne, in der jeder Kanton offiziell empfangen und gefeiert wurde.
Von 1952 bis 1966 leitete Théodore Ayer die Finanzdirektion, von April bis Dezember 1966 die Direktion des Innern. Seine Bilanz war im Vergleich zu jenen seiner Vorgänger in quantitativer Hinsicht eindrucksvoll: 93 Gesetze und Dekrete, die das Kantonsparlament beriet und verabschiedete. Die wichtigsten Gesetze betrafen die Grundstückgewinnsteuer (1959), die staatliche Finanzverwaltung (1960), die Gemeinde- und Pfarreisteuern (1963), die Löhne und Gehälter des Staatspersonals (1964) und den Status der Pensionskasse des Kantons Freiburg (1965). Zu den Dekreten gehörten jene, welche die Staatsbank zur Aufnahme einer öffentlichen Anleihe ermächtigten (1957, 1964, 1966), und jene mit sozialer Note: Beitrag des Staats zum Sozialfonds (1952), jährliche Erhöhung der Primarlehrergehälter (1959) und Gratifikationen für die Dienstjahre des Staatspersonals (1964). Ein wichtiges Dekret galt der Erhöhung des Dotationskapitals der Freiburgischen Elektrizitätswerke von 40 auf 60 Millionen Franken. Ayer verwaltete das Dossier der Erweiterung der Staatskanzlei, das auf heftige Opposition stiess, und verzichtete schliesslich auf Druck des Bundes auf das Projekt.
Am 31. Dezember 1966 trat Théodore Ayer im Alter von 61 Jahren aus dem Staatsrat zurück. Bis 1973 leitete er weiterhin den Verwaltungsrat der Freiburger Staatsbank, in dem er seit 1952 die Regierung vertrat. Gemäss seinen politischen und religiösen Überzeugungen leitete er den Cercle catholique.
Am 1. Dezember 1974 starb Théodore Ayer im Alter von 69 Jahren in Freiburg. Er hinterließ das Andenken eines Politikers, der die öffentlichen Finanzen des Kantons modernisiert hat.
Literatur
- Georges Andrey, Hubertus von Gemmingen (Übersetzung): Der Freiburger Staatsrat: 1848–2011; Geschichte, Organisation, Mitglieder. Hrsg.: John Clerc, Jean-Pierre Dorand, Nicholas Gex. Paulus, Freiburg 2012, ISBN 978-3-7228-0815-4.