Tannhörnle

Das Tannhörnle i​st eine Erhebung i​n Villingen-Schwenningen. Sie erreicht e​ine Höhe v​on ca. 766 Metern. Tannhörnle i​st auch d​er Name d​es am nordöstlichen Hang d​er Erhebung eingerichteten Naturschutzgebiets d​er Schutzklasse 4. Der westliche Teil d​es Nordhangs w​ird landwirtschaftlich genutzt, d​er Südhang i​st teilweise bebaut.

Tannhörnle

Typische Landschaft i​m Naturschutzgebiet Tannhörnle

Höhe 766 m ü. NHN
Lage Schwarzwald-Baar-Kreis, Baden-Württemberg
Gebirge Schwarzwald
Koordinaten 48° 2′ 30″ N,  25′ 34″ O
Tannhörnle (Baden-Württemberg)
Besonderheiten z. T. Naturschutzgebiet

Lage und Landschaft

Das Tannhörnle befindet sich zwischen dem Südrand Villingens und Pfaffenweiler, westlich des Magdalenenbergs. Jenseits des Warenbachs, dessen nördliches (linkes) Ufer die nördliche Grenze des Gebietes bildet, sind Reste von Grabenanlagen der Burg Runstal sichtbar. Das Gebiet wird im Osten, Norden und Westen vom Landschaftsschutzgebiet Villingen Süd umschlossen.[1] Im Süden grenzt die Wohnbebauung Pfaffenweilers an das Schutzgebiet an.[2]

Das Naturschutzgebiet hat eine Fläche von 23,2 Hektar.[3] Die ehemalige Hutweide[4] wird heute nur noch zur Landschaftspflege mit Schafen und Ziegen beweidet.[5] Die Landschaft ist von Magerrasen und Eichen geprägt.[6]

Einige bedrohte Arten s​ind hier z​u finden:

Der Kuhmoosbach mündet westlich d​es Naturschutzgebiets i​n den Warenbach, ebenso d​er Sandweglebach, d​er im Nordwesten d​er Erhebung, außerhalb d​es Naturschutzgebietes, entspringt.[1]

Schutzstatus

Der östliche Teil seines Nordhangs wurde durch das Regierungspräsidium Freiburg als höhere Naturschutzbehörde durch Rechtsverordnung vom 17. September 1982 (GBl. v. 29. Oktober 1982, S. 454) als Naturschutzgebiet unter Schutz gestellt. Nach § 4 Absatz 1 dieser Rechtsverordnung sind im „Naturschutzgebiet […] alle Handlungen verboten, die zu einer Zerstörung, Beschädigung oder Veränderung des Schutzgebiets oder seiner Bestandteile, zu einer nachhaltigen Störung oder zu einer Beeinträchtigung der wissenschaftlichen Forschung führen können.“ In Absatz 2 sind Handlungen aufgeführt, die „insbesondere“ verboten sind.[7] Das Tannhörnle ist Teil des FFH-Gebiets Baar, Eschach und Südostschwarzwald.[8]

Geschichte

Der Name i​st erstmals 1320 a​ls „an danhorn“ nachgewiesen u​nd bezog s​ich damals a​uf einen Wald a​uf der Anhöhe. Auf d​em Magerrasen wurden i​n der Wirtschaftsform d​er Allmende Weidetiere, v. a. Schafe, gehalten. In Villingen profitierten mehrere Berufszweige davon, s​o etwa Weber, Färber, Bleicher, Tuchwalker u​nd Gerber.[5] Von d​er Bedeutung dieser Berufe für Villingen zeugen d​ie in d​er Altstadt befindlichen Straßennamen Gerberstraße, Färberstraße u​nd Webergasse.

Gedenktafel für Marian Lewicki

Auf dem Gebiet des heutigen Landschaftsschutzgebietes wurde am 5. März 1942 Marian Lewicki, ein damals 23-jähriger polnischer Kriegsgefangener und Zwangsarbeiter, wegen einer Beziehung zu einer jungen Deutschen (sogenannte „Rassenschande“) auf Anordnung des Reichssicherheitshauptamts gehängt.[9] Neben der Eiche, an der er den Tod fand, erinnert ein Steinkreuz (Sühnekreuz) an sein Schicksal. Auch die sogenannte „Poleneiche“ ist noch vorhanden. Die junge Frau überlebte die KZs Ravensbrück und Auschwitz und starb im Alter von 82 Jahren in Villingen.[10] Das Sühnekreuz wurde 1988 vom Geschichts- und Heimatverein Villingen aufgestellt, eine Gedenktafel klärt über die Zusammenhänge auf.[11]

Galerie

Literatur

  • Helmut Gehring: Eine 2000 Jahre alte Weidelandschaft – Das Naturschutzgebiet „Tannhörnle“ bei Villingen hat seinen Charakter unverändert beibehalten. In: Almanach 2000. Heimatjahrbuch des Schwarzwald-Baar-Kreises. Folge 24, 2000, ISBN 3-927677-24-8, S. 243–251. (online)
  • Walter Fritz: Die Vegetation am Villinger "Tannhörnle" - ein Modell der hallstattzeitlichen Vegetation am Westrand der Baar. IN: Schriften des Vereins für Geschichte und Naturgeschichte der Baar. Band 32, Donaueschingen 1978, S. 36‑60. (online)
  • Siehe im Übrigen die Bibliografie auf den Seiten der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg
Commons: Naturschutzgebiet Tannhörnle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Ausdehnung des Naturschutzgebiets. OpenStreetMap, abgerufen am 9. Mai 2021.
  2. Stadt Villingen-Schwenningen: Bebauungsplan Tannhörnle-Vogelsang-Langes Gewann. 16. Februar 1972, abgerufen am 5. Juni 2021.
  3. Tannhörnle in der World Database on Protected Areas (englisch)
  4. Schutzgebietssteckbrief. Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg, abgerufen am 9. Mai 2021.
  5. Schafe und Ziegen weiden am Tannhörnle. In: Schwarzwälder Bote. Schwarzwälder Bote Mediengesellschaft mbH, 25. Oktober 2016, abgerufen am 5. Juni 2021.
  6. So eine amtliche Informationstafel vor Ort.
  7. Wortlaut der Rechtsverordnung
  8. Daten- und Kartendienst der LUBW. LUBW Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg, abgerufen am 29. April 2021.
  9. Geschichts- und Heimatverein Villigen: Tannhörnle. In: Villingen im Wandel der Zeit. 2018, S. 57–58 (Online).
  10. Huger, Werner: Wir erinnern uns. In: Villingen im Wandel der Zeit. 2007, S. 66–67 (Online).
  11. Huger, Werner: Sühnekreuz im Tannhörnle. In: Geschichts- und Heimatverein Villingen. 1988, S. 72–75 (Online).
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.