Straßenbahn Royan
Die ehemalige Straßenbahn Royan war eine Schmalspurbahn, die in der Hafenstadt Royan im Westen Frankreichs zunächst dem innerstädtischen Verkehr diente und später in einige Vororte erweitert wurde.
In Royan hatte die Société Générale de Tramway de Royan (SGTR), eine Tochter der Société Centrale des Chemins de fer et des Tramways, im Auftrag der Stadt eine Dampfstraßenbahn auf 600-mm-Spur durch die Société Decauville erbauen und bis 1894 auch betreiben lassen. Auf den ersten Teilstrecken im Stadtgebiet verkehrten die Züge ab 1890; der Abzweig zum Bahnhof wurde aber nur bis 1893 befahren. Zum Beginn der Badesaison 1891 erstreckte sich die Bahn nach Südosten bis Saint-Georges-de-Didonne und nach Nordwesten bis in den Vorort Pontaillac. In der Hauptsaison verkehrten die Züge, die vornehmlich von den zahlreichen Touristen benutzt wurden, im Halbstundentakt.
Zunächst kamen 1889 gebaute Mallet-Tenderlokomotiven 020-020T mit der Achsfolge BB[Anm. 1] und einem Leergewicht von 9,5 t zum Einsatz, die in jenem Jahr bei der Decauville-Bahn der Pariser Weltausstellung gelaufen waren. Sie trugen die Namen Kairouan, Australie und Madagascar und wurden 1892 an die Chemins de fer du Calvados weitergegeben.
Für die sechs Kilometer lange Fortsetzung bis zur Küstengegend La Grande-Côte in der Gemeinde Saint-Palais-sur-Mer, die 1897 eröffnet wurde, erhielt die Compagnie du Tramway de La Grande-Côte à Royan eine Konzession. Von Anfang an führte hier die SGTR den Betrieb und wurde ab 1903 auch Eigentümerin. Im Jahr 1905 hatte das Netz mit der Strecke La Grande-Côte–Saint Palais–Royan–Didonne, die überwiegend an der Küste entlangführte, mit dem neuen Abzweig von Royan-Paradou zum Hafen von Saint-Georges-de-Didonne eine Länge von 15 Kilometern erreicht.
An der Station La Grande-Côte begann die 27 Kilometer lange Waldbahnstrecke des Unternehmens Tramway de Grande-Côte à Ronce-les-Bains (GCR) entlang der so genannten Côte Sauvage (Wilde Küste). Sie war 1892 von der Forstverwaltung als Pferdebahn in Meterspur eröffnet und 1913 auf 600 mm umgespurt worden. 1925 übernahm die SGTR den Betrieb, so dass ihr Netz nun insgesamt 42 Kilometer Länge umfasste.
1933 trat das Département Charente-Maritime an die Stelle der Stadt Royan. Anstatt mit Waldbahnzügen wurde die Strecke ab La Grande-Côte ab 1939 mit Omnibussen bedient. Der Gesamtbetrieb, der im Zweiten Weltkrieg schwere Schäden erlitt, wurde schließlich 1945 eingestellt.
Anmerkungen
- Die französische Bezeichnung der Achsfolge besteht in der Regel aus drei Ziffern: z. B. bedeutet 130 eine vordere Laufachse, drei Kuppelachsen, keine hintere Laufachse, also 1’C
Literatur
- Henri Domengie: Les petits trains de jadis – Band 8: Ouest de la France. Editions du Cabri, Breil-sur-Roya 1990, ISBN 2-903310-87-4