Straßenbahn Gent
Die Genter Straßenbahn ist einer von fünf Straßenbahnbetrieben in Belgien. Der Betrieb in Gent, der Hauptstadt von Ostflandern, wird wie die Straßenbahn Antwerpen und die Küstenstraßenbahn von der flämischen Nahverkehrsgesellschaft De Lijn betrieben. Das Straßenbahnnetz umfasst drei Linien, die teilweise in angrenzende Gemeinden führen. Die Netzlänge beträgt rund 30 km. Die Spurweite des Trambetriebs beträgt wie bei den beiden anderen Betrieben des Unternehmens 1000 mm (Meterspur). Die Oberleitungsspannung beträgt 600 Volt (Gleichstrom).
Straßenbahn Gent | |
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Basisinformationen | |
Staat | Belgien |
Stadt | Gent |
Eröffnung | 1875 |
Betreiber | De Lijn |
Infrastruktur | |
Streckenlänge | 32 km |
Spurweite | 1000 mm (Meterspur) |
Stromsystem | 600 V DC Oberleitung |
Betrieb | |
Linien | 3 |
Fahrzeuge | 54 PCC-Wagen, 14 HermeLijn, 48 Flexity II (seit 2015) |
Liniennetz (geographisch) |
Bis 1991 wurde die Straßenbahn vom regionalen Verkehrsbetrieb Maatschappij voor Intercommunaal Vervoer te Gent (MIVG, Gesellschaft für interkommunalen Nahverkehr in Gent) betrieben. Aus der MIVG, der Antwerpener MIVA und den flämischen Teilen der Nationale Maatschappij van Buurtspoorwegen (NMVB/SNCV) entstand damals das neue Unternehmen De Lijn.
Außer der Straßenbahn besaß Gent lange Zeit den einzigen Oberleitungsbus-Betrieb des Landes, der jedoch nur aus einer Linie bestand und 2009 eingestellt wurde.
Geschichte
Pferdebahn
Im Jahr 1875 eröffneten die Tramways de ville de Gand (Straßenbahnen der Stadt Gent) einen Pferdebahnbetrieb in der flämischen Stadt. Es gab 43 Fahrzeuge, davon 14 offene und 29 geschlossene Wagen, und rund 100 Pferde.
Akkumulatorbahn
Am 13. August 1897 ging die Konzession an zwei Gesellschaften über: die Société Anonyme des Railways Economiques de Liège-Seraing et Extensions (RELSE, „Aktiengesellschaft der Kleinbahn Lüttich-Seraing und Erweiterungen“) und die Compagnie Générale des Railways à voie étroite (Allgemeine Gesellschaft für Schmalspurbahnen). Am 4. Januar 1898 gründeten die beiden Unternehmen die Société Anonyme des Tramways Electriques de Gand (TEG, „Genter Elektrische Straßenbahnen AG“), um das Stadtnetz vom Pferdebahn- auf Akkumulatorbetrieb umzurüsten. Akku-Straßenbahnen galten um 1900 als Alternative zur heute üblichen Elektrischen Straßenbahn, da sie zwar auch elektrisch angetrieben wurden, aber keine Oberleitung gelegt werden musste.
Die Akkustraßenbahnwagen besaßen eine Leistung von 25 PS und verkehrten auf den sieben ehemaligen Pferdebahnlinien. Jeder Wagen hatte 45 Plätze, die Höchstgeschwindigkeit betrug 12 km/h – nicht, weil eine höhere Geschwindigkeit technisch nicht möglich gewesen wäre, sondern weil die Genehmigungsbehörden eine solche nicht erlaubten. Um die Akkumulatoren aufzuladen, wurde ein kleines Kraftwerk mit einer Leistung von 600 Kilowatt errichtet.
Elektrische Straßenbahn
Die Akkumulatortechnik konnte sich in Gent ebenso wenig durchsetzen wie in anderen Städten. Die anfällige Technik war dem Oberleitungsbetrieb unterlegen. Deshalb wurde 1903 entschieden, das Genter Netz mit Oberleitungen auszurüsten. 1904 eröffnete die TEG die erste mit Oberleitungsspannung betriebene elektrische Straßenbahnlinie.
1961 löste die Maatschappij voor Intercommunaal vervoer te Gent die TEG als Betreiberin ab, 1991 folgte, wie beschrieben, die neue Gesellschaft De Lijn. Am 12. September 2004 feierte die Genter (elektrische) Straßenbahn ihren 100. Geburtstag.
1993 wurde die Linie 21 in die südöstliche Vorortgemeinde Melle verlängert, 1999 die Linie 21/22 vom St.-Pieters-Bahnhof bis Zwijnaardebrug. 2005 wurde die südliche Erweiterung der Linie 1 bis zum Messegelände Flanders Expo in Betrieb genommen.
Der Ast der Linie 22 nach Gentbrugge Boswachterstraat wurde erst 2010 bis Dienstcentrum (Braemkasteel) verkürzt, und dann 2016 ganz eingestellt (und daraufhin die verbleibende Linie 21 in 2 umbenannt); heute werden die Überreste zum Abstellen von Straßenbahnen genutzt.
Am 13. März 2016 verlängerte man außerdem die Linie 4 zu einer neuen Endstelle am Universitair Ziekenhuis (UZ) und am 24. Oktober gleichen Jahres die Linien 21 und 22 in Zwijnaarde weiter in den Ortskern zur Bibliothek. Die sogenannte Brabantdam – Vogelmarkt – Kouter, auch BraVoKo-Achse, in der Innenstadt wurde im Laufe des Jahres 2016 eingehend renoviert, sodass eine temporäre Linie 24 und mehrere Umleitungen nötig waren.
Fahrzeuge
Die Genter Straßenbahn verwendet 54 vierachsige PCC-Triebwagen (Serie 6200), die ab 1971 bei La Brugeoise et Nivelles (BN) in Brügge hergestellt wurden und zurzeit modernisiert werden. Außerdem gibt es 14 Niederflurstraßenbahnwagen des Typs HermeLijn (Serie 6300). Auf der Linie 1 kommen ausschließlich Niederflur-Fahrzeuge zum Einsatz. Die übrigen Fahrzeuge der Serie 6300 werden auf der Linie 21/22 eingesetzt, die darüber hinaus mit Wagen der Serie 6200 bedient wird. Die Linie 4 wird ausschließlich mit den PCC-Wagen der Serie 6200 bedient.
Liniennetz
Es gibt drei Straßenbahnlinien, die sich an mehreren Punkten im Stadtgebiet schneiden. Am Bahnhof Gent-Sint-Pieters (Sint Pietersstation), dem Hauptbahnhof der Stadt, treffen alle Linien zusammen. Die zweite Linie verzweigte sich ursprünglich kurz vor ihrem östlichen Ende und führte zur Unterscheidung der Endpunkte die Liniennummern 21 und 22, wird seit Dezember 2016 jedoch nur noch 2 genannt, nachdem der Ast der Linie 22 nach Gentbrugge Dienstcentrum eingestellt worden war[1]. Auf den Linien 1 und 4 werden im Berufsverkehr Verstärkungsfahrten mit verkürztem Linienweg eingesetzt.
Linie | Linienweg |
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1 | Flanders Expo (Messegelände) – Bahnhof Sint-Pieters – Korenmarkt – Rabot – Wondelgem – Evergem (Brielken) |
2 | Zwijnaarde Bibliotheek – Bahnhof Sint-Pieters – Rozemarijnbrug – Kouter – Gent Süd – P+R Gentbrugge – Melle Leeuw |
4 | Gent UZ – Bahnhof Sint-Pieters – Rozemarijnbrug – Rabot – Muidebrug – Korenmarkt – Gent Süd – Gentbrugge (Moscou) |
Gestrichene Liniennummern werden seit der Neuausrichtung des Netzes am 2. Juli 1984 nicht mehr verwendet.[2]
- Verschwenkte Gleise führen in die Sint-Niklaasstraat
- PCC-Triebwagen am Korenmarkt, 2004
- Zahlreiche PCC-Wagen tragen Vollwerbung, Gleise auf dem Botermarkt gibt es nicht mehr
- Flexity II auf der InnoTrans 2014
Weblinks
Literatur
- André ver Elst: De Gentse stadstram in beeld. Europese Bibliotheek, Zaltbommel/Niederlande 1981, ISBN 90-288-1497-3.
Einzelnachweise
- Bert Staes: Weg met tram 22, welkom tram 2. Het Nieuwsblad, 10. Dezember 2016, abgerufen am 1. Juli 2017 (niederländisch).
- blog.seniorennet.be