Stiftung Arbeit und Umwelt
Die Stiftung Arbeit und Umwelt der IG BCE ist der Nachhaltigkeits-Think-Tank der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie. Ihr Hauptsitz ist seit 2001 Hannover[1]. Eine weitere Niederlassung befindet sich seit 2018 in Berlin. Die Stiftung ist Mitglied im Bundesverband deutscher Stiftungen. Das Stiftungsvermögen beträgt derzeit rund 3 Millionen Euro.[2]
Geschichte
Gegründet wurde die gemeinnützige Stiftung Arbeit und Umwelt 1990 von der damaligen IG Chemie, Papier, Keramik. Damit war sie europaweit die erste Umweltstiftung einer Gewerkschaft und ist dies bis heute geblieben. Anlass zur Gründung war das 100-jährige Bestehen der IG Chemie, Papier, Keramik. Das Stiftungskapital betrug 1 Million DM.[3] Stiftungssitz war Bitterfeld.
Im Frühjahr 1991 wurde die IG Chemie, Glas, Keramik in Ostdeutschland aufgelöst. Der Auflösungskongress beschloss, aus dem vorhandenen Vermögen das Kapital der Stiftung Arbeit und Umwelt mit 6 Millionen DM aufzustocken.[4] Die Stiftung verfolgte zuerst vor allem das Ziel, nach der deutschen Einheit insbesondere in Ostdeutschland die drängenden Themen Umweltsanierung und Qualifizierung im aktuellen Wandlungsprozess zu bearbeiten. Auf der Grundlage eigener Studien begann die Stiftung Arbeit und Umwelt, Unternehmen zu beraten, Weiterbildungen durchzuführen und konkrete Umweltprojekte zu begleiten. Es wurden Studien zur Arbeits- und Umweltsituation in der Chemiebranche im Gebiet der ehemaligen DDR durchgeführt und auf Veranstaltungen diskutiert. Auf dieser Basis wurden Handlungsempfehlungen erarbeitet für einen nachhaltigen regionalen Strukturwandel. Besonderes Gewicht wurde auf die Zusammenarbeit mit den betroffenen Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen gelegt. Während zuerst die meisten Projekte zu Organisation des Umweltschutzes in Unternehmen durchgeführt wurden, kamen später auch Projekte hinzu, bei denen durch Kooperationen mit Kommunen und Unternehmen die Abfallwirtschaft in den neuen Bundesländern neu organisiert wurden, wobei die dortigen Erfahrungen aus der Recyclingwirtschaft und dem Ressourcenschutz aufgegriffen wurden.
1994 wurde die neue Umweltministerin im Kabinett Kohl V, Angela Merkel, stellvertretende Vorsitzende der Stiftung Arbeit und Umwelt und blieb dies bis 1999. Im Jahr 1997 fusionierte die IG CPK mit der IG Bergbau und Energie (IG BE) sowie der Gewerkschaft Leder (IGL) zur Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), an die seitdem die Stiftung Arbeit und Umwelt organisatorisch angebunden ist.
Im Jahr 2017 wurde die Stiftung inhaltlich neu aufgestellt als Nachhaltigkeits-Think Tank mit einer ausgeprägt industriegewerkschaftlichen und arbeitnehmerorientierten Perspektive. Ab 2018 wurden unter anderem mehrere Standortkonferenzen zum Thema Strukturwandel und Kohleausstieg in der Lausitz und Nordrhein-Westfalen organisiert sowie Studien mit dem Schwerpunkt Regional- und Strukturpolitik im Folge des Kohleausstiegs veröffentlicht. Weitere Veranstaltungen folgten ab 2019 zu den Schwerpunktthemen Beschäftigungseffekte der deutschen Klimapolitik, sozial gerechte CO2-Preismodelle, mögliche Beschäftigungseffekte und technologische Optionen einer Verkehrswende, Digitalisierung und Arbeitsqualität sowie gewerkschaftliche Gestaltungsoptionen im Hinblick auf den betrieblichen Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI).
Organisationsstruktur
Die Stiftung hat einen fünfköpfigen Vorstand:
- Michael Vassiliadis (Vorstandsvorsitzender), Vorsitzender der IG BCE,
- Herlind Gundelach (Stellvertreterin), Mitglied der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag,
- Alexander Bercht, Abteilungsleiter Politik und Gesellschaft, IG BCE,
- Margit Conrad, ehemalige Bevollmächtigte für das Land Rheinland-Pfalz im Bund und in Europa,
- Thomas Wessel, EVONIK, Arbeitsdirektor und Mitglied des Vorstandes
Im Beirat der Stiftung sind:
- Michael Deister (stellvertretender Beiratsvorsitzender) Stellvertr. Konzern-Betriebsratsvorsitzender Continental AG,
- Lutz Pscherer (Beiratsvorsitzender), Gesamtbetriebsratsvorsitzender der 50 Hertz Transmission GmbH,
- Ralf Bartels, IG BCE Abteilungsleiter Energiewende/Nachhaltigkeit,
- Cornelia Harm, Mitglied des Betriebsrates BASF SE,
- Peter Jahns, Geschäftsleitung der Effizienz-Agentur NRW,
- Gertraud Lauber, IG BCE Reach/Wasserwirtschaft,
- Harry Lehmann, Umwelt-Bundesamt (UBA), Leiter Fachbereich I: Umweltplanung und Nachhaltigkeitsstrategien,
- Christa Liedtke, Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH,
- Holger Rohn, Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie,
- Stefan Schostok, Oberbürgermeister der Stadt Hannover.
Ziele und Aufgaben
Die Stiftung legte bereits zur Gründung als ihre zentrale Aufgabe fest, Verbesserungen der Umwelt-, Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen in einer modernen Industriegesellschaft zu fördern. Dieses Anliegen war zu dieser Zeit noch nicht selbstverständlich, die Vereinbarkeit von Arbeit und Umwelt wurde damals noch kontrovers diskutiert. Heute ist der Klimawandel ins Zentrum der politischen Wahrnehmung gerückt. Vor diesem Hintergrund und der rapiden technologischen Veränderung wächst das Risiko gesellschaftlicher Ungleichheit. Die Stiftung Arbeit und Umwelt legt heute entsprechend ihren Arbeitsschwerpunkt auf die Förderung einer erfolgreichen ökologischen und wirtschaftlichen Transformation, für die soziale Gerechtigkeit, Gute Arbeit und demokratische Mitbestimmung im Arbeitsumfeld als unverzichtbare Ausgangsvoraussetzung gesehen wird.
Als ihre Leitvorstellung bezeichnet die Stiftung eine „nachhaltig-zukunftsverträgliche Entwicklung“. Dies bedeutet, so die Satzung, dass die heutige Generation so leben und wirtschaften soll, dass sie ihre eigenen Bedürfnisse befriedigen kann, ohne die Zukunftschancen der nachfolgenden Generationen zu gefährden.
Zu den Zielen gehört laut Satzung unter anderem, die soziale Sicherheit, Arbeit, Gleichberechtigung und individuellen Entwicklungschancen zu erhalten und langfristig zu sichern.
Die Stiftung ist bundesweit tätig und fördert laut Satzung ausschließlich Projekte in Deutschland. Diese können allerdings mit ausländischen Partnern kooperieren. Einige Projekte werden mit Drittmitteln unterstützt.
Seit 2017 legt die Stiftung in ihrer Arbeit einen Schwerpunkt auf Analysen und Studien, die in Veranstaltungen in Fachkreisen und in der Öffentlichkeit vorgestellt werden und zu politischen Handlungsempfehlungen in den Themenbereichen Nachhaltige Industriepolitik und Industriearbeit der Zukunft ausgearbeitet werden. Der empirische Fokus liegt dabei auf den Branchen im Organisationsbereich der IG BCE (die Energiewirtschaft und energieintensiven Industrien). Zudem werden Betriebsräte in Fragen der aktuellen Transformationsprozesse fortgebildet und betreut.
Finanzierung
Die Stiftung finanziert sich aus den Zinsen und Erträgen des Stiftungskapitals und von Spenden. Seit 1998 ist die Stiftung wegen Förderung des Umweltschutzes als besonders förderungswürdige Organisation anerkannt.
Umweltpreise
Diese wurden von 1993 bis 2015 verliehen (Auswahl)
2002
Dieser Preis ging in dem Jahr an das Zwingenberger Unternehmen SurTec: „SurTec – Chemiefabrik als Passivhaus“ als ein Beispiel aus dem produzierenden Gewerbe und an „BE-SiNNTE ARCHITEKTUR – von der Industriebrache zur Kultur-Werkstatt“ für den Umbau der Paulmann Fabrik zu Wohn- und Gewerbeeinheiten in Wennigsen („Beispiele für eine nachhaltige Industrie- und Gewerbearchitektur unter Einbeziehung der Landschaft und einer arbeitnehmergerechten Gestaltung der Arbeitsplätze und der Arbeitsumwelt“).
2007
Preisträger waren die Unternehmen Bionade GmbH, SkySails GmbH & Co. KG und Geohumus International GmbH & Co. KG. Er richtete sich in diesem Jahr an Existenzgründer, die einen praktischen Beitrag zum Umweltschutz und zur nachhaltigen Entwicklung leisten. Für Bewerber aus Nordrhein-Westfalen wurde darüber hinaus ein Sonderpreis des Landes NRW ausgelobt, ihn erhielt die DeTec GmbH aus Detmold.
2005
Das von der Stiftung Arbeit und Umwelt geförderte Projekt „MIMONA“ (Mitarbeiter-Motivation zu Nachhaltigkeit) des Bundesdeutschen Arbeitskreises für umweltbewusstes Management (B.A.U.M.) wurde von der Deutschen UNESCO-Kommission als UN-Projekt der Dekade für nachhaltige Bildung ausgezeichnet.[5]
2008
Die von der Stiftung Arbeit und Umwelt unterstützte Initiative innerhalb der Business and Biodiversity Initiative „Spinnenseide als Zellgerüst für künstliche Organe“ wurde auf der UN-Konferenz für biologische Vielfalt ausgezeichnet.[6]
2010
Zum 20-jährigen Stiftungsjubiläum lobte die Stiftung einen mit insgesamt 25.000 Euro dotierten Umweltpreis aus für gelungene Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz unter Einbeziehung der Belegschaft. Den 1. Platz belegte die Stadtverwaltung der Landeshauptstadt Hannover, Fachbereich Gebäudemanagement für ihr Projekt „Tatort“ am Werkhof Hermann-Löns-Park. Die 39 Beschäftigten haben dort in den Jahren 2007 bis 2009 mehr als 40 Prozent Wärmeleistung eingespart, dazu noch Wasser und Strom. In Summe eine Ersparnis von gut 15.000 Euro plus 30,5 Tonnen CO2. Der „Tatort“ Werkhof ist Teil eines groß angelegten Projekts „Tatort Büro“, in das auch Feuerwehr, Verwaltungen, Museen Freizeitheime, Bibliotheken und mehr einbezogen sind. 30 Prozent der jährlichen Einsparungen gehen als Prämie an die Belegschaft – für Verbesserungen des Arbeitsumfeldes. Den 2. Platz teilen sich die Evonik Degussa GmbH, Werk Rheinfelden (Baden), und die Deutsche Edelstahlwerke Specialty Steel in Witten, den 2. Platz die Currenta GmbH & Co. oHG in Leverkusen und UPM Nordland Papier in Dörpen/Emsland. Einen Sonderpreis in Höhe von 2.500 Euro stiftete das Umweltministerium des Landes Nordrhein-Westfalen. Er ging an die Solvay Chemicals GmbH, Werk Rheinberg.
Die Stiftung Arbeit und Umwelt trat in diesem Jahr außerdem als Partnerin u. a. des Zweiten Deutschen Elektromobil-Kongresses und des Dritten Biowerkstoff-Kongresses auf.
Weblinks
Einzelnachweise
- www.arbeit-umwelt.de (Memento des Originals vom 6. Mai 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Satzung (PDF)
- Selbstauskunft der Stiftung, Stand Februar 2020
- Arbeit Mensch Natur. Jubiläumsmagazin der Stiftung Arbeit und Umwelt der IG BCE. Stiftung Arbeit und Umwelt, S. 2, abgerufen am 26. März 2020.
- Bundesverband deutscher Stiftungen: Umweltstiftungen stellen sich vor. S. 98, abgerufen am 26. März 2020.
- Mimona: Mitarbeiter Motivation zur Nachhaltigkeit. Abgerufen am 25. Februar 2020.
- Spinnenprojekt auf der UN-Konferenz für biologische Vielfalt. Deutsches Verbände Forum, 29. Mai 2008, abgerufen am 27. Mai 2020.