Sterling Hayden
Sterling Hayden (* 26. März 1916 in Upper Montclair, New Jersey als Sterling Relyea Walter; † 23. Mai 1986 in Sausalito, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Schauspieler, der mehr als 50 Filme drehte, sowie ein Segelabenteurer und Schriftsteller.
Leben
Hayden war Sohn holländischer Einwanderer. Er wuchs in Boothbay Harbor an der Küste des US-Bundesstaates Maine auf. Mit 15 Jahren arbeitete er im Sommer auf der Fahrt von Connecticut nach Kalifornien auf einem Schoner.[1] Im Alter von 17 Jahren verließ er sein Elternhaus und ging zur See. Als junger Mann arbeitete er sich schnell nach oben und erhielt mit 19 Jahren sein erstes eigenes Schiffskommando. Bereits im Alter von 20 Jahren wurde er Erster Offizier auf der Yankee von Irving Johnson, mit der er unter dessen Kommando um die Welt segelte. Zwei Jahre später erwarb er sein Kapitänspatent und wurde Besatzungsmitglied und Navigator auf der Gertrude L. Thebaud, auf der er im Winter das Gebiet der berüchtigten Neufundlandbank besegelte. Anschließend führte er die 89 Fuß (27,1 Meter) lange Brigantine Florence C. Robinson nach Tahiti.[2]
Nachdem das Schiff, das ihm zum Teil mit gehörte, in einem Sturm verloren ging, versuchte Hayden sein Glück als Schauspieler und unterzeichnete einen Vertrag mit dem Filmstudio Paramount Pictures. Er erhielt im Jahr 1941 seine ersten beiden Rollen in Virginia und Bahama Passage, durch die der großgewachsene, blonde Mann zum Hollywood-Star wurde.[3] 1941 brach Hayden jedoch seinen Vertrag, durch den er zum Drehen weiterer Filme verpflichtet war, um den Marines beizutreten. Im folgenden Jahr heiratete er die Schauspielerin Madeleine Carroll, mit der er in seinen ersten beiden Filmen zusammengearbeitet hatte.
Am 25. Juni 1943 gewannen Hayden und Carroll ein Gerichtsverfahren in Bridgeport (Connecticut), das es ihnen erlaubte, ihren Namen in „Mr. and Mrs. John Hamilton“ zu ändern, um bei den Marines eine stetige Aufmerksamkeit des öffentlichen Interesses für Hayden zu vermeiden.[4] Im Zweiten Weltkrieg diente er beim US-Geheimdienst OSS in Italien und brachte zeitweilig Waffen durch die deutschen Linien zu den jugoslawischen Partisanen. 1946 ließ er sich von seiner Frau scheiden. Im selben Jahr trat er für sechs Monate der Kommunistischen Partei bei, was ihm Schwierigkeiten mit dem Komitee für unamerikanische Umtriebe von Joseph McCarthy einbrachte. Dort bereute er im April 1951 seine Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei öffentlich und nannte die Namen anderer Kommunisten. Später verachtete er sich für seine Denunziation und entschuldigte sich.[5] Am 25. April 1947 heiratete Hayden seine zweite Frau Betty Ann de Noon.
Anschließend wandte sich Hayden wieder Hollywood zu. Er drehte weiterhin vor allem B-Filme, meist in den Genres Western, Kriegs- oder Kriminalfilm. Zu den A-Produktionen gehörten Asphalt-Dschungel (1950) unter der Regie von John Huston sowie an der Seite von zwei der größten weiblichen Filmstars ihrer Zeit, The Star (1952) neben Bette Davis und Johnny Guitar – Wenn Frauen hassen (1954) neben Joan Crawford.
1953 ließ sich Hayden auch von seiner zweiten Ehefrau scheiden. Bereits ein Jahr später heirateten die beiden jedoch erneut. 1955 trennte sich das Paar wieder. Das Sorgerecht für die vier gemeinsamen Kinder erhielt Sterling Hayden.
Der Schauspieler, der vor seiner Ehe vorgehabt hatte, mit seinem 92 Fuß (28 Meter) langen Lotsenschoner (Segelschiff) Gracie S. nach Tahiti zu fahren, das Schiff aber dann wegen seiner Heirat verkauft hatte, erwarb es 1956 zurück und taufte es in Wanderer um.[6]
Im selben Jahr drehte er Die Rechnung ging nicht auf unter der Regie von Stanley Kubrick. Außerdem versprachen sich Betty Anne und Sterling Hayden zum dritten Mal die Treue; auch dieses Mal folgte die baldige Scheidung, und zwar im August 1958.
Im Januar des folgenden Jahres erwirkte Haydens Ex-Frau eine Gerichtsanordnung (court order), der zufolge Hayden die Kinder nicht aus Kalifornien bringen durfte. Hayden plante daraufhin offiziell eine Segeltour mit der Wanderer von San Francisco nach Südkalifornien. Tatsächlich aber stellte er aus Freunden und über Zeitungsanzeigen eine gut 20 Mann starke Besatzung zusammen und brach im Januar 1959 mit dieser Mannschaft und seinen Kindern nach Tahiti auf. Betty Anne alarmierte daraufhin die US-Küstenwache, weil das Schiff angeblich nicht seetüchtig sei, und brachte über ihre Rechtsanwälte vor Gericht Anklagen von Entführung bis zu Verschwörung und Missachtung des Gerichts (contempt of court) vor.[1] Die Wanderer, die ohnehin kein Funkgerät an Bord hatte,[7] erreichte jedoch unbehelligt Tahiti. 1960 kehrte Hayden an die Westküste der USA zurück und verkaufte kurz nach seiner Ankunft den Schoner.
Am 9. März 1960 heiratete Hayden seine dritte Frau, Catherine Devine McConnell, mit der er zwei Söhne hatte. Diese Ehe hatte bis zu Haydens Tod Bestand. Bis 1962 schrieb er in Sausalito bei San Francisco auf der ehemaligen Fähre Berkeley seine Biographie mit dem Titel Wanderer (veröffentlicht 1963); er schloss sie mit den Worten Vale! Wanderer – nach eigenen Angaben war sich Hayden beim Schreiben selbst nicht darüber im Klaren, ob er sich damit von seinem Boot oder von seinem Lebensstil als einem Wanderer verabschiedete.[8] Den Winter 1962/1963 verbrachte er auf Nantucket. Zu seinen in den 1960er und 1970er Jahren gedrehten Filmen zählen Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben (Regie: Stanley Kubrick, 1964), Der Pate (Regie: Francis Ford Coppola, 1972) sowie 1900 (Regie: Bernardo Bertolucci, 1976).
1969 kaufte Hayden in den Niederlanden eine Kanalschute, die er vier Jahre später nach Paris überführte, um dort zeitweilig auf ihr zu leben.[9] Der Hauptwohnsitz der Familie Hayden lag in Wilton im US-Bundesstaat Connecticut, außerdem besaßen sie eine Zweitwohnung in Sausalito.[10] Im Jahr 1983 drehten Manfred Blank und Wolf-Eckart Bühler über Hayden den Dokumentarfilm Leuchtturm des Chaos. Ein Jahr später adaptierten sie seine Autobiografie Wanderer zu dem Spielfilm Der Havarist.
1986 starb Hayden im Alter von 70 Jahren nach zweijähriger Krankheit an Prostatakrebs.[10] Seine Asche wurde in der Bucht von San Francisco ausgestreut.[11]
Filmografie (Auswahl)
- 1941: Virginia
- 1941: Bahama Passage
- 1949: Die Stadt der Rechtlosen (El Paso)
- 1950: Asphalt-Dschungel (The Asphalt Jungle) – Regie: John Huston
- 1952: Sturmgeschwader Komet (Flat Top) – Regie: Lesley Selander
- 1952: The Star – Regie: Stuart Heisler
- 1952: Terror am Rio Grande
- 1954: Wenn Frauen hassen (Johnny Guitar) – Regie: Nicholas Ray
- 1954: Schwaches Alibi (Naked Alibi)
- 1954: Der Attentäter (Suddenly) – Regie: Lewis Allen
- 1954: Prinz Eisenherz (Prince Valiant) – Regie: Henry Hathaway
- 1955: Unternehmen Pelikan (The Eternal Sea ) – Regie: John H. Auer
- 1956: Am Strand der Sünde (The Come On) – Regie: Russell Birdwell
- 1956: Die Rechnung ging nicht auf (The Killing) – Regie: Stanley Kubrick
- 1957: Der Sadist (Valerie) – Regie: Gerd Oswald
- 1958: Sturm über Texas (Terror in a Texas Town) – Regie: Joseph H. Lewis
- 1964: Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben (Dr. Strangelove or: How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb) – Regie: Stanley Kubrick
- 1972: Der Pate (The Godfather) – Regie: Francis Ford Coppola
- 1973: Der Tod kennt keine Wiederkehr (The Long Goodbye) – Regie: Robert Altman
- 1976: Zwiebel-Jack räumt auf (Cipolla Colt) – Regie: Enzo G. Castellari
- 1976: 1900 (Novecento, Fernsehzweiteiler, alle Folgen) – Regie: Bernardo Bertolucci
- 1978: König der Zigeuner (King of the Gypsies) – Regie: Frank Pierson
- 1979: Philadelphia Clan (Winter Kills) – Regie: William Richert
- 1980: Warum eigentlich … bringen wir den Chef nicht um? (Nine to Five) – Regie: Colin Higgins
- 1980: Verrat in Belfast (The Outsider) – Regie: Tony Luraschi
- 1981: Die schwarze Mamba (Venom) – Regie: Piers Haggard
Literatur
- Sterling Hayden: Wanderer. Sheridan House, New York 1963/1998, ISBN 1-57409-048-8 (Autobiography; Leseprobe auf google books)
- Sterling Hayden: Voyage. A Novel of 1896. Sheridan House, New York 1976/1999, ISBN 1-57409-085-2 (Roman)
Siehe auch
- Gregor Hauser: Mündungsfeuer: Die 50 besten B-Western der 50er Jahre und ihre Stars. Verlag Reinhard Marheinecke 2015, ISBN 978-3-932053-85-6. S. 241–244.
Weblinks
- Sterling Hayden in der Internet Movie Database (englisch)
- Leuchtturm des Chaos (1983) in der Internet Movie Database (englisch) (Dokumentarfilm über Hayden Sterling)
- Bild von Haydens Schoner Wanderer auf dem Buchumschlag seiner Autobiographie (auf google books)
Einzelnachweise
- (9. Februar 1959). To Break Out Time (engl.; abgerufen 14. Mai 2007)
- Wanderer. By Sterling Hayden, auf der Internetseite von Sheridan House Publishers (engl.; abgerufen 12. Mai 2007)
- Jason Ankeny. Biography. Sterling Hayden auf den Seiten von Barnes & Noble.com (engl.; abgerufen 14. Mai 2007)
- aus der Beschreibung eines Photos von der Associated Press, angeblich aus dem Archiv der Zeitung San Francisco Examiner, in einer e-bay-Auktion ab dem 12. Mai 2007; gemeinsam mit einem Photo, das das Ehepaar beim Verlassen des Gerichtssaal zeigt; Notiz ist/war hier (Memento des Originals vom 16. Juni 2007 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. . (engl.; abgerufen 14. Mai 2007)
- Schnüffler, Denunzianten und ein Senator aus Wisconsin von Hans Schmid auf heise.de vom 21. Dezember 2008 (abgerufen 10. Januar 2012)
- Cunliffe, Tom, & Osler, Adrian (2001). Pilots. WoodenBoat Publications. (S. 238) Elektronische Kopie auf google books (engl.; abgerufen 14. Mai 2007)
- (24. Januar 1959). Hayden on his Way to South Seas. United Press International. Abgedruckt im Anhang von Sterling Hayden: Wanderer. Sheridan House, New York 1998 (S. 250). Elektronische Kopie auf google books
- Vorwort zur Ausgabe von 1977: Sterling Hayden (1963/1998). Wanderer. New York: Sheridan House. (S. IX). Elektronische Kopie auf google books
- Vorwort zur Ausgabe von 1977: Sterling Hayden (1963/1998). Wanderer. New York: Sheridan House. (S. XI). Elektronische Kopie auf google books
- Albin Krebs (24. Mai 1986). Sterling Hayden Dead at 70; an Actor, Writer and Sailor (Zusammenfassung) New York Times (engl.; abgerufen 14. Mai 2007)
- Findagrave.com. Abgerufen am 8. März 2019.