Steinhaus (Greetsiel)
Das Steinhaus ist das älteste erhaltene Gebäude in Greetsiel einem Ortsteil der Gemeinde Krummhörn im Landkreis Aurich in Niedersachsen. Es steht unter Denkmalschutz.[1] Möglicherweise war der Bau der erste Greetsieler Wohnsitz der Grafenfamilie Cirksena, nachdem diese ihre Residenz von Appingen in den Sielort verlegt hatte. Dort bezog sie das zwischen 1362 und 1388 erbaute „olde huus“, den Vorgängerbau der ab 1457 erbauten Burg Greetsiel.
Baubeschreibung
Das Steinhaus ist ein eingeschossiger, als Wohnhaus genutzter Backsteinbau aus dem 16. Jahrhundert. Im Kern besteht es aus einem um 1400 erbauten Turmhaus, von dem auch der Gewölbekeller erhalten blieb.[2] In seiner heutigen Form hat es eine bauliche Verwandtschaft mit dem Rentmeisterhaus in Uttum.[2] Wie dieses ist auch der Greetsieler Bau ein Steinhaus des dreiräumigen Typs, bei dem Küche und Saal durch eine Eingangshalle getrennt sind.[2]
Die Traufsteine haben die Form von Löwenköpfen. An der nördlichen Traufseite ist die ursprüngliche Fensteranordnung nachvollziehbar. Die Entlastungsbögen der Renaissancefenster mit Sandsteingliederung werden von je drei Diamantquadern geschmückt. Das Dachwerk besteht aus einem einfach liegenden Dachstuhl und ist mit glasierten Hohlpfannen bedeckt.[2]
Der Gewölbekeller stammt aus der Zeit um 1390. Er ist mit mehreren durch Gurtbögen getrennten Domikalgewölben überspannt. Im Saal wurde der ursprüngliche Fußboden mit grün und gelb verzierten Plaveuzen[3] wiederhergestellt. Bei Erdarbeiten im Garten wurde der in Sandstein gearbeitete Kamin aus der Zeit der Spätgotik/Renaissance wiederentdeckt. Der heutige Besitzer ließ ihn wieder an seinem ursprünglichen Platz einbauen.[2]
Geschichte
Die ursprünglich in Appingen ansässige Familie Cirksena ließ zwischen 1362 und 1388 das „olde huus“ errichten.[4] Vermutlich ist Häuptling Haro Edzardsna (Cirksena) der Bauherr gewesen, der auch den Bau der Greetsieler Kirche in Auftrag gab. Einer seiner Nachkommen, der spätere Graf Ulrich I. ließ zwischen 1457 und 1460 die heute nicht mehr erhaltene Burg Greetsiel erbauen.[4]
Das Steinhaus wurde um 1600 bis auf den Keller abgetragen und durch den bis heute erhaltenen Bau ersetzt. Im Zuge des Neubaus wurde der Bau um 90 Grad gedreht. Der heutige Giebel entspricht damit der Traufe des Vorgängerbaus. Der Anbau an der Südseite wurde wohl im Jahre 1929 hinzugefügt (nach einer anderen Quelle wurde er bereits 1906 angebaut).[5] Der heutige Eigentümer ließ das Haus zurückbauen und Anbauten aus späteren Jahrhunderten entfernen. Im Zuge der Arbeiten ließ er Renaissancefenster einsetzen und Entlastungsbögen mit Diamantquadern, Schmuckanker sowie die ursprüngliche Bedachung mit glasierten Hohlpfannen wiederherstellen.[2]
Weblinks
Einzelnachweise
- Siehe: Liste der Baudenkmale in Greetsiel
- Eberhard Pühl: Alte Backsteinhäuser in Ostfriesland und im Jeverland. Backsteinbauten des 15. bis 19. Jahrhunderts. Isensee Verlag, Oldenburg 2007, ISBN 978-3-89995-323-7, S. 138.
- Plaveuzen sind aus Erde gebrannte Fußbodenplatten. Abgeleitet vom Niederländischen plavuis = Fliese, Steinplatte.
- Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft: Greetsiel, Gemeinde Krummhörn, Landkreis Aurich. (PDF) Abgerufen am 25. Oktober 2017.
- Baubeschreibung laut der offiziellen Denkmalliste Krummhörns der Unteren Denkmalbehörde des Landkreises Aurich mit dem Stand vom 8. September 2015.