Standard
Ein Standard ist eine vergleichsweise einheitliche oder vereinheitlichte, weithin anerkannte und meist angewandte (oder zumindest angestrebte) Art und Weise, etwas zu beschreiben, herzustellen oder durchzuführen, die sich gegenüber anderen Arten und Weisen durchgesetzt hat oder zumindest als Richtschnur gilt. In dieser Bedeutung ist der Begriff Standard insbesondere in den Bereichen Technik und Methodik üblich, bei Menschenrechten, Lebensstandard oder Umweltschutz. Dabei findet der Begriff sowohl Verwendung zu allgemein anerkannter Zielsetzungen als auch bezüglich allgemein anerkannter Realisierungen.
Ein Standard kann
- in einem formalisierten oder nichtformalisierten Regelwerk (in einer oder mehreren Regeln oder einer Norm) beschrieben sein oder
- sich ungeplant ergeben.
In der (Produktions)technik findet sich neben dem Industriestandard der herstellerspezifische Standard und der offene Standard.
Interessierte Kreise können Maßnahmen ergreifen, um einen Standard zu fördern oder einen anderen Standard zurückzudrängen. Solche Auseinandersetzungen nennt man Formatkrieg. Als erster großer Formatkrieg der Industriegeschichte gilt der Stromkrieg (war of currents), als um 1890 Thomas Alva Edison (1847–1931) und George Westinghouse (1846–1914) darum stritten, ob die von Edison favorisierte Gleichspannung oder die von Westinghouse favorisierte Wechselspannung die geeignetere Technik für die großflächige Versorgung der Vereinigten Staaten von Amerika mit elektrischer Energie sei. Letztlich stritten die Unternehmen um Marktanteile.
Bedeutung
Im Englischen wurde Standard in seiner heutigen Bedeutung ursprünglich nur in der Form des Königsstandards gebraucht. Im Namen oder Zeichen (der Standarte) des Königs festgelegte Normen wurden als maßgebend betrachtet. Ein Standard ist so eine Art Sammelpunkt, um den man sich schart – ähnlich der Standarte („ein an einer Stange gehisstes Feldzeichen, meist ein plastisches Bild, das den Sammlungsort eines Truppenteils in der Schlacht markierte und so zum Insigne dieses Truppenteils wurde“).
Standard ist allgemein als eine Regel oder Norm bekannt. Es gibt aber auch klare Definitionen, beispielsweise von British Standards (früher „British Standards Institute“): „Ein Standard ist ein öffentlich zugängliches technisches Dokument, das unter Beteiligung aller interessierter Parteien entwickelt wird und deren Zustimmung findet. Der Standard beruht auf Ergebnissen aus Wissenschaft und Technik und zielt darauf ab, das Gemeinwohl zu fördern.“
Standard und Norm
Im Bereich Technik und Naturwissenschaften wird der Begriff Standard im Allgemeinen als Oberbegriff verwendet für
- technische Normen (im Sinne von Übereinkünften bestimmter Organisationen), die sich in der Praxis eine breite Akzeptanz verschafft haben,
- gesellschaftliche und politische Normen, welche durch Gesetze und Verordnungen vorgegeben werden und für
- Vereinheitlichungen, die sich ungeplant infolge gesellschaftlicher Prozesse und Erfahrungen der Praxis ergeben, entwickelt und als eine Art stillschweigende Übereinkunft („Konvention“) etabliert haben, zum Beispiel Industriestandards und „herstellerspezifische (proprietäre) Standards“.
Von De-facto- oder Quasi-Standards spricht man, wenn sich Methoden oder Regeln in der Praxis durchsetzen und nicht infolge von Vereinbarungen, Gesetzen, Verordnungen oder Ähnlichem gesetzt sind.
Im deutschen Sprachgebrauch ist in den letzten Jahren eine Begriffsverwirrung eingetreten, indem „Standard“ analog dem englischen Begriff standard auch für Normen verwendet wird. Zur Unterscheidung zwischen den Begriffen „Norm“ und „Standard“ im traditionellen deutschen Sprachgebrauch siehe unter Normung. Eine Norm ist eine weithin faktisch (manchmal auch rechtlich) anerkannte und durch ein Normungsverfahren beschlossene, allgemeingültige sowie veröffentlichte Regel zur Regelung eines Sachverhaltes. Alle Instanzen eines Normungsverfahrens wurden durchlaufen, anschließend wurde sie beschlossen und veröffentlicht. Voraussetzung für eine Norm ist, dass sie technisch ausgereift ist und einen Nutzen für den Anwender hat. Aus dem englischen Sprachgebrauch kommt der Begriff De-jure-Standard (wobei die englische Schreibweise auf die Bindestriche verzichtet), der sich mit dem deutschen Begriff Norm deckt.