Stadtbahn Regensburg
Die Stadtbahn Regensburg ist ein Projekt zur Wiedereinführung des schienengebundenen Öffentlichen Personennahverkehrs, nachdem in Regensburg bereits von 1903 bis 1964 die Straßenbahn Regensburg verkehrte.
Geschichte
Bereits 1967 soll schon über eine Wiedereinführung nachgedacht worden sein. Die Regensburger Verkehrsbetriebe zeigten sich interessiert an den neuen schaffnerlosen Straßenbahnen Freiburgs.[1]
Auch in den 1970er Jahren wurde immer wieder über eine Wiedereinführung diskutiert. Eine 1994 in Auftrag gegebene Studie empfahl der Stadt Regensburg die Einführung einer Stadtbahn, allerdings damals wieder meterspurig. Auch eine 1993 vom VCD veröffentlichte Studie legte eine Einführung einer Stadtbahn nahe.[2]
Eine weitere Studie im Jahr 2006 bescheinigte der Stadtbahn aber einen deutlich zu niedrigen Nutzen.[3] Allerdings wurde die Studie seitens des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) stark kritisiert. Hauptkritikpunkt war der zum Scheitern verurteilte Ansatz von drei Linien im Reduktionskonzept. Hier schlug der VCD vor zunächst die am stärksten förderfähige Nord-Süd-Linie einzeln zu prüfen, dann wäre eine Förderfähigkeit gegeben. Auch wenn bislang keine konkreten Pläne existieren, so werden bei Baumaßnahmen schon die möglichen Trassenführungen berücksichtigt, wie beispielsweise beim Neubau der Nibelungenbrücke oder auch beim absichtlichen Erhalt der ehemaligen Gütergleise in Schwabelweis.
Seit Ende November 2006 wurde ein Vorschlag einer ersten Ausbaustufe, die sogenannte Mini-Stadtbahn, von verschiedenen Seiten unterstützt.[4] Dabei handelt es sich um eine Nord-Süd-Strecke, die von Wutzlhofen im Norden über Konradsiedlung, Nordgaustraße, Donau-Einkaufszentrum, Donaumarkt, Hauptbahnhof/Albertstraße, Friedenstraße und Universität zum Universitätsklinikum führen soll. Eine Verlängerung wäre möglich.
Auch im Zwischenbericht zu einer erneuten Untersuchung, der im September 2008 dem Regensburger Stadtrat vorgelegt wurde, wird die Nord-Süd-Achse priorisiert. Regensburg ist allerdings laut dem Bericht bereits heute eine „sehr gute Busstadt“, der Systemwechsel zu einer Stadtbahn wäre nur langfristig anzustreben. Als Zwischenstufe wurde genannt: Ein so genanntes „BRT“-System, das für Busse eine vom MIV unabhängige Fahrbahn ermöglicht. Dieses könnte im Vollausbau als eine Art Busbahn mit Doppelgelenkbussen auf diesen autarken Strecken verkehren. Diese Übergangslösung wurde in der laufenden Untersuchung jedoch noch nicht auf ihre Wirtschaftlichkeit geprüft; dies wird Gegenstand weiterer Prüfungen sein.[5]
Nach dem Heidelberger Verkehrsplaner Robert Wittek-Brix gäbe es für ein autonomes Straßenbahnsystem, auch mit Verknüpfung ins Umland, keine Förderfähigkeit. Ähnlich dem Modell in Zwickau sollten daher besser bestehende Regionalzuglinien mit Dieselhybrid- oder Akkuhybridfahrzeugen mit Oberleitung durch die Innenstadt statt um diese herum und ohne Oberleitung in Richtung Hof geführt werden. Hierzu wären sechs Kilometer Neubaustrecke vom Regensburger Nordosten bis zum Hauptbahnhof nötig. Statt der circa 300 Millionen Euro für eine Stadtbahn sind dafür 60 Millionen Euro zu veranschlagen. Außer Universität und Krankenhaus wären die wesentlichen Punkte der „Dienstleistungsachse“ angebunden.[6][7][8]
Das österreichische Planungsbüro Komobile, das auch die Straßenbahn Gmunden ins Umland erweiterte und von Regensburg zur Prüfung eines höherwertigen ÖPNV beauftragt wurde, gab in einer ersten Stellungnahme dem „Tram-Train“-Modell eine klare Absage.[9] Zusätzliche Verkehre seien auf den nicht elektrifizierten Strecken nicht darstellbar.
Der Regensburger Architekturprofessor Walter Weber gründete 2016 mit insgesamt 19 Mitgliedern ein neues „Bündnis für einen hochwertigen ÖPNV im Raum Regensburg“. Die Interessengemeinschaft fordert einen Paradigmenwechsel in der Verkehrspolitik, nämlich „Eine leistungsfähige, umweltfreundliche Stadtbahn mit weitgehend eigener Trasse“.[10]
Im Oktober 2017 wurde vom Komobile ein Zwischengutachten veröffentlicht, welches die Stadtbahn in Regensburg empfiehlt und für förderfähig beurteilt. Die Errichtung der Stadtbahn würde nun 246 Millionen kosten, wovon Regensburg einen Anteil von 19 % zu tragen hätte.[11] Die SPD Regensburgs möchte die Stadtbahn bis 2030 verwirklichen.[12]
Am 19. Juni 2018 beschloss der Planungsausschuss des Regensburger Stadtrates einstimmig die Einführung einer neuen Stadtbahn in Regensburg zum schnellstmöglichen Zeitpunkt.[13][14][15]
Am 29. Juni 2018 wurde der Beschluss des Planungsausschusses vom Stadtrat bei nur einer Gegenstimme bestätigt.[16][17]
Am 5. November wurde Bürgermeister Jürgen Huber, der einst die Stadtbahnprüfung in den Koalitionsvertrag verhandelte, von DBV-Präsident Gerhard J. Curth im Berliner Abgeordnetenhaus mit dem Preis des Deutschen Bahnkundenverbandes für sein außerordentliches Engagement für eine neue Regensburger Stadtbahn ausgezeichnet: „In ihrer Laudatio würdigte Sybille Uken, Co-Sprecherin des Berliner Bündnisses Pro Straßenbahn, die Weitsicht und Konsequenz von Jürgen Huber. Bezogen auf die Berliner Verkehrsprobleme sei Regensburg ein Vorbild für Berlin.“[18][19][20]
Linien
Beabsichtigt als Startkonzept sind zwei Linien vom Norden in den Süden der Stadt:
- Linie A von Wutzlhofen über Weichs, Altstadt, Hauptbahnhof und Universität zum Klinikum
- Linie B von der Nordgaustraße (Höhe Isarstr.) zunächst parallel zur Linie A zum Hauptbahnhof und weiter über Furtmayr- und Landshuter Straße zum Bahnhof Burgweinting
Beide Linien sollen tagsüber jeweils alle 5 Minuten bedient werden, womit sich zwischen Nordgaustraße und Hbf eine Fahrzeugfolge von 2–3 Minuten ergibt. Dementsprechend sollen Buslinien, die heute meist als Durchmesser- oder Radiallinen über den Bahnhofplatz oder Albertstraße fahren, nicht mehr in die City fahren, sondern als Zubringer zu den Stadtbahnen fungieren. Entsprechende Umstiegsknoten im Norden und Süden sind vorgesehen.
Auch sollen Buslinien gegenüber heute zusätzliche Ring- und Tangentenverbindungen herstellen.
Für einen weiteren Netzausbau ist eine dritte Linie in den Gutachten angedacht:
- Linie C vom Donaupark in Prüfening zur Irler Höhe über Prüfeninger Straße, Bismarckplatz, Hauptbahnhof, Stobäusplatz, Greflingerstr. und das Ostenviertel
Weblinks
Einzelnachweise
- Moritz Neufeld: RÜCKBLICK 1967. In: Badische Zeitung. 26. September 2017 (badische-zeitung.de [abgerufen am 26. September 2017]).
- VCD: Auf neuen Gleisen. Hrsg.: VCD.
- Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 7. September 2007 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Artikel in der Mittelbayerischen Zeitung zur Mini-Stadtbahn (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Sitzungsvorlage (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. im Ausschuss für Stadtplanung, Verkehr, Umwelt- und Wohnungsfragen, 17. September 2008.
- Robert Wittek-Brix: Neuer Ansatz. (PDF) Robert Wittek-Brix, abgerufen am 1. Juni 2016.
- Stadtbahn Regensburg. In: stadtbahnregensburg.de. Abgerufen am 13. Juni 2016.
- Norbert Lösch: Neue Variante: Bahn fährt durch die City. In: Mittelbayerische Zeitung. 11. August 2016, abgerufen am 11. August 2016.
- Julia Ried: Verkehrsplaner schlagen Stadtexpress vor. In: mittelbayerische.de. 4. Juli 2016, abgerufen am 7. Juli 2016.
- Norbert Lösch: Bündnis fordert Vollgas beim ÖPNV. In: mittelbayerische.de. 15. September 2016, abgerufen am 16. September 2016.
- Bettina Dostal: Regensburg: Eine Stadtbahn in Regensburg ist nützlich und wird empfohlen. In: idowa.de. 12. Oktober 2017, abgerufen am 13. Oktober 2017.
- Regensburger SPD-Fraktion will die Stadtbahn noch vor dem Jahr 2030 Realität werden zu lassen. In: Pressemitteilung der SPD-Fraktion auf wochenblatt.de. 13. Oktober 2017 (wochenblatt.de [abgerufen am 13. Oktober 2017]).
- Beschlossene Sache: Stadtbahn Regensburg kommt. 19. Juni 2018 (tvaktuell.com [abgerufen am 19. Juni 2018]).
- Julia Ried: Regensburg bekommt eine Stadtbahn. In: Mittelbayerische Zeitung. 19. Juni 2018 (mittelbayerische.de [abgerufen am 19. Juni 2018]).
- Bettina Dostal: Regensburg: Stadtbahn einstimmig beschlossen. In: idowa.de. 19. Juni 2018, abgerufen am 19. Juni 2018.
- Marcel Kehrer: Öffentlicher Nahverkehr: Regensburg bekommt die Straßenbahn - und eine S-Bahn? In: br.de. Bayerischer Rundfunk, 29. Juni 2018, abgerufen am 21. August 2019.
- Regensburg: Stadtrat beschließt Stadtbahn. In: TVA Ostbayern. 29. Juni 2018, abgerufen am 1. Juli 2018.
- LOK Report - DBV: Kommunal-Preis geht an Jürgen Huber, Bürgermeister der Stadt Regensburg. Abgerufen am 28. Dezember 2019 (deutsch).
- Bahnpreis für Regensburger Bürgermeister Huber - charivari. Abgerufen am 28. Dezember 2019.
- Jürgen Huber erhält den Bahnkunden-Preis. 18. Oktober 2018, abgerufen am 28. Dezember 2019 (deutsch).