St. Wendalinus (Großrosseln)
Die Kirche St. Wendalinus ist eine katholische Pfarrkirche in Großrosseln im südlichen Saarland. Sie ist Hauptsitz von vier Pfarreien, die zu Großrosseln gehören. Dazu zählen die Pfarrbezirke St. Barbara (Emmersweiler), St. Nikolaus (St. Nikolaus), Herz Mariä (Dorf im Warndt) und St. Johannes der Täufer (Naßweiler). Seit 1. September 2011 gehört die Pfarrgemeinde St. Wendalinus zu der neu gegründeten „Pfarreiengemeinschaft Warndt“. Hierzu gehören die Pfarrkirchen Herz Jesu (Ludweiler), Maria Himmelfahrt (Geislautern), St. Barbara (Emmersweiler), St. Hedwig (Wehrden), St. Josef (Wehrden), St. Marien (Dorf im Warndt), St. Paulinus (Lauterbach), St. Wendalinus (Großrosseln).[1] In der Denkmalliste des Saarlandes ist die Kirche als Einzeldenkmal aufgeführt.[2]
Baugeschichte 1290 bis 1882
Die katholische Kirche Großrosselns erlebte in knapp 600 Jahren Bestand eine Baugeschichte von insgesamt vier Pfarrkirchen. Im Mittelalter war Großrosseln ein kleines Tal, umgeben von Bergen, durch das sich ein klarer, sauberer, fischreicher Fluss, die Rossel, zog. Auch die damaligen Menschen kannten das noch heute im Frühjahr auftretende Hochwasser, das zu jener Zeit weit ins Tal hinein die Erde tränkte. So ist es nachvollziehbar, dass die ersten Häuser, so auch die erste Pfarrkirche von 1290 nicht im Tal, sondern auf den umliegenden Bergen, heute Glockenberg, Rosenberg, Meisenhübel etc. gebaut wurden.[3]
Erste Kirche 1290
Die erste Kirche in Großrosseln wird im Jahr 1290 als Schenkung der Herren von Warsberg erwähnt. Sie war dem Heiligen Gallus geweiht und stand auf einem relativ hohen Berg des Dorfes. Zu jener Zeit gehörte die Kirche Großrosselns den Pfarreien St. Nikolaus, St. Avold und Naßweiler an. Knapp 450 Jahre wurde diese Kirche von der Gemeinde Großrosseln genutzt. Da überliefert ist, dass 1726, nach ihrer Zerstörung in den Jahren 1637/38 durch die Schweden im Dreißigjährigen Krieg, noch immer Mauerreste und ein steinerner Totensarg zu sehen waren, kann mit Gewissheit gesagt werden, dass die erste Pfarrkirche Großrosselns aus Stein erbaut wurde.[4] Der Glockenturm dagegen bestand lediglich aus einem kargen Holzgerüst. Daran aufgehängt war eine Glocke, etwa ein Fuß (circa 28 cm) Durchmesser, die gemessen an dem heutigen Geläut der Pfarrkirche wie eine „Eismannbimmel“ wirkt. Die Glocke diente jedoch der Gemeinde bis 1806 nicht nur als Kirchenglocke. Sie war in erster Linie „Gemeindeglocke“ und läutete auch zu anderen Anlässen, z. B. Alarm oder zum Neujahresbeginn. Von dem Berg aus konnte man sie gut bis ins Tal hören. Dieses für uns heute schäbig wirkende Holzgerüst mit seiner „Bimmel“ gab dem Berg, auf dem es stand, schließlich seinen heutigen Namen „Glockenberg“. Als hätte man es damals schon gewusst, schallt das Glockengeläut der heutigen Pfarrkirche mit einer besonderen Akustik den Glockenberg empor, was seine Namensgebung durch die einstmalige „Bimmel“ nicht nur bekräftigt, sondern von wo aus sich ein hervorragendes Panorama der Pfarrkirche St. Wendalinus Großrosseln bietet.
Zweite Kirche 1726/27
Durch die Zerstörung der ersten Kirche im Jahr 1637/38 war die Gemeinde Großrosseln knapp 90 Jahre ohne separaten Kirchbau. In der heutigen Ortsmitte, neben der Feuerwehr, Ecke Kirch- und Emmersweilerstraße wurde dann im Jahr 1726/27 eine Notkirche mit hölzernem Fachwerk errichtet. Diese Notkirche wurde von der Gemeinde gut zwei Jahrzehnte genutzt. Zu diesem Zeitpunkt war die Gemeinde Großrosseln noch immer sehr klein, so dass die wenigen Häuser, samt Kirche und Pfarrhaus, das 1745 errichtet wurde, dicht beieinander lagen.[5] Überliefert ist ebenfalls, dass die Gemeinde Großrosseln seit diesem Jahrhundert bezeugt, dass der Heilige Wendalin ihr Schutzpatron sei.[1] Wahrscheinlich deswegen weil die Gemeinde Großrosseln sich zu jener Zeit nicht mehr mit St. Gallus identifizieren konnte, der im Raum Vogesen-Elsass in Arbon, Schweiz wirkte und Patron der Stadt und des Bistums St. Gallus wurde. St. Wendalin hingegen war zum einen nicht nur Schutzpatron der einfachen Hirten, Landleute, Bauern, Tagelöhner und Landarbeiter, sondern wirkte zum anderen auch im Bistum Trier und wurde in St. Wendel des nördlichen Saarlandes begraben, was der Stadt ihren Namen gab.
Dritte Kirche 1745/50
In den vierziger Jahren des 18. Jh. wurde die bis dahin gut 20 Jahre genutzte Notkirche von 1726 aus Holz niedergerissen und eine aus Stein neu erbaut. Mit der aufkommenden Industrialisierung zogen immer mehr Menschen nach Großrosseln, was unumgänglich eine größere Kirche forderte. Nachweislich wurde die neue Kirche am 14. April 1750 „honorem sancti Wendalini“, durch Pater Ignatius, Erzpriester zu Großblittersdorf und Mönch aus der Abtei Wadgassen, dem Heiligen Wendalinus und zum gottesdienstlichen Gebrauch eingesegnet. Seither ist St. Wendalin der kirchlich anerkannte Schutzpatron der Gemeinde Großrosseln und offiziell approbiert. Der neue Kirchbau wurde ohne Gewölbe angelegt, die Decke bestand aus einer flachen Bretterdecke die an den Seiten der Wände etwas abgerundet war. Die Länge des Kirchbaus betrug 56 Fuß (knapp 16 m), die Breite 28 Fuß (knapp 9 m). Sie hatte zunächst nur ein rundbögiges Fenster im Kirchenschiff. Erst im Jahr 1823 erhielt die Kirche als Geschenk von einem wohlhabenden Ehepaar weitere fünf Fenster, sodass nun das Kirchenschiff auf jeder Seite drei Fenster aufweisen konnte. In den Jahren 1787/88 wurde die bislang fehlende Sakristei gebaut, während bis dahin lediglich das Stückchen Fläche hinter dem Hochaltar dazu benutzt wurde. Auf dem Dach befand sich ein kleiner, quadratisch angelegter Reiter als Glockenturm, der in den Dachgiebel eingelassen war. Zusammengesetzt wurde die Kirche fast ausschließlich aus Bruchstein, Ausnahme bildeten die Fenster und die Pforte, welche mit Pflastersteinen gezogen wurden.[6] Diese zweite Steinkirche wurde von der Gemeinde Großrosseln über 130 Jahre gebraucht, bis sie 1882 durch die vierte und heutige Pfarrkirche abgelöst wurde. Nach ihrem Dienst als sakrales Gebäude wurde die Kirche profaniert und zu einem Wohnhaus umfunktioniert, wobei der Chor bis heute gut erhalten deutlich als ursprünglich sakrales Bauwerk erkennbar geblieben ist. Ebenso zeigen Bilder das bis dato gut erkennbare, zugemauerte Portal und die Verzierungen der äußeren Form des Wohnhauses.
Innenausstattung
Die Innenausstattung der dritten Kirche war, wie die der Vorgängerkirchen, ebenfalls sehr spartanisch. Sie setzte sich zusammen aus Haushaltsschenkungen der Bürger, Schenkungen von Nachbargemeinden und dem was die Vorgängerkirchen bereits boten.
Altäre
Die Kirche hatte einen unansehnlichen Hochaltar und zwei notdürftige Seitenaltäre, die eine Schenkung darstellten. Knapp 30 Jahre später im Jahr 1779 kam es zu einer weiteren Schenkung wo der Kirche ein gotischer Hochaltar aus einer Kapelle zu Forbach vermacht wurde. Der bis dahin verwendete Hochaltar wurde zum Seitenaltar umgebaut, stilistisch angepasst und galt nun der Mutter Gottes, sowie der Seitenaltar auf der Epistelseite gründlich repariert, angepasst und dem Heiligen Nikolaus zugeordnet wurde.[7]
Kirchenbänke
Die Kirche verfügte im Jahr 1854 über 34 Stühle, zwei Knie- und Sitzbänke für Erwachsene im Chor, worauf acht Personen Platz fanden und 26 Bänke für 208 Personen im Kirchenschiff. Weiterhin befanden sich sechs Bänke auf der Emporbühne, die weitere 95 Plätze boten. Damit fanden in der Kirche 311 Menschen Platz. Wie es dem Brauch und der Sitte jener Zeit entsprach, konnte man ganze Kirchenbänke und einzelne Sitzplätze gegen Geld reservieren; die Kirche vermietete gegen Geld einen sicheren Platz. Ebenfalls war es Sitte, dass Frauen und Männer getrennt voneinander saßen, während Frauen die Evangelienseite und Männer die Epistelseite besetzten.[8]
Glocken
Im Jahr 1806 erhielt die Kirche zwei Glocken von 14 Zoll Durchmesser, etwa 36 cm. Die kleinere der beiden 14-Zollglocken hatte die Inschrift „Sancta Maria heischen ich, für alle Christen bitten ich, Anno 1613“. Nach 47 Jahren fiel sie beim Läuten zum Hochamt des Pfingstfestes 1853 durch den Turm herab und landete auf der Emporbühne. Zu Schaden kam niemand, woraufhin die Glocke ordentlich manifestiert wieder aufgehängt wurde.
Mit den beiden Turmglocken wurde noch eine weitere, eine dritte Glocke, die Gemeindeglocke auf dem Glockenberg angeschafft, welche mit 16 Zoll, etwa 41 cm Durchmesser, die größte von den drei neuen Glocken war. Die bis dahin genutzte 28 cm große Gemeindeglocke wurde von ihrem Dienst entbunden und ist seither verschollen. Nach 63 Jahren, im Jahr 1869, musste auch die Gemeindeglocke von 41 cm Durchmesser durch einen Riss ihren Dienst einstellen. So entnahm man der Kirche die kleine Marienglocke und nutze diese fortan als Gemeindeglocke und gab eine neue, zu gießen in der Glockengießerei Mabilon Saarburg, in Auftrag. Die zersprungene Gemeindeglocke wurde als zusätzliches Gussmaterial miteingeschmolzen. Ein Jahr später, 1870, wurde dann die neue 290 kg schwere Glocke zum Pfingstmontag geweiht und war fortan einsatzbereit für ihren Dienst im Kirchturm. Später wurden die beiden Glocken übergangsweise in die vierte Pfarrkirche übernommen, wo sie bis zum Neuguss 1902, vier großer Turmglocken, läuteten, und schließlich für die kleinste der vier neuen eingeschmolzen wurden. Was mit der 1869 auf dem Glockenberg aufgehängten Marienglocke geschah, die fortan als Gemeindeglocke genutzt wurde, ist unbekannt, die Glocke verschwand mit der Zeit immer mehr aus den Augen und dem Sinn und gilt heute, wie die erste Gemeindeglocke, ebenfalls als verschollen.
Vierte Kirche 1882/1887
Beweggründe für einen Neubau
Gut über 130 Jahre nach Nutzung der dritten Kirche von 1745 mussten die Bürger des Dorfes Großrosseln 1882 zum vierten Mal eine Pfarrkirche bauen. Diese ist schließlich bis heute das Zentrum der Kirchengemeinde und wird liebevoll von den Bürgern Großrosselns als „Rossler Dom“ bezeichnet.[9]
Erstmals zu einem Neubau aufgerufen hatte der damalige Trierische Weihbischof Johann Jakob Kraft. Bei der Gelegenheit der Firmung am 12. Mai 1873 kam er dem allseits beklagen schlechten Zustand der gegenwärtigen Pfarrkirche entgegen und legte dem Kirchenvorstand einen Neubau nah. Vor allem kümmerte es ihn, dass die nunmehr 900 Kirchenpflichtigen Bürger Großrosselns, die in der alten Kirche, die gerade mal 300 Menschen fassen konnte, nicht der Sonntagspflicht nachkommen könnten. Außerdem, so fügte der damalige Pfarrer Neckenig hinzu, läge die Kirche im Sumpf und der hintere Teil die größte Zeit des Jahres ganz im Wasser, das Mauerwerk sei baufällig geworden, der Fußboden sei selbst im Sommer noch nass, wenn es regnete laufe das Wasser an den Wänden herab. Im Winter seien die Stellen durch dicke Eiskristalle überzogen, im Inneren der Kirche herrsche eine dumpfe, feuchte und ungesunde Atmosphäre, in der Sakristei sei alles von Modergeruch durchdrungen, die Paramente schimmeln vor sich hin und die Leinengewänder würden nicht mehr trocknen, wie man heute noch in einem Spendenaufruf des Pfarrers nachlesen kann. Die Forderung nach einem Neubau war also schlicht Notwendigkeit.[10]
Finanzierung
Die Finanzierung der neuen Pfarrkirche gestaltete sich schwierig. Die Baukosten rein für den Rohbau beliefen sich auf 63.270 DM, umgerechnet rund 32.500 €. Zur damaligen Zeit war dies ein großes und teures Projekt. Mit 200 % Umlage war die Gemeinde Großrosseln mehr als belastet, sie lebte von dem was sie im Bergbau verdiente und von dem was der Garten hergab. Möglich wurde das Projekt erst mit der Erlaubnis in der Rheinprovinz und im angrenzenden Lothringen Haussammlungen durchführen zu können. So sammelten die Bürger im Umkreis mühevoll Spendengelder.[11]
Bauausführung und Baustil
Im Jahr 1882 wurde der Grundstein des Kirchbaus St. Wendalinus der Gemeinde Großrosseln gelegt. Ausgesucht hat man eine Stelle mitten im Herzen des Dorfes, ein Berg 40 Meter über dem Rosseltal. Die Kirche ist eine einschiffige Hallenkirche mit Orgelempore und leicht höher liegendem Chor. Der Baustil ist dem romanischen Stil nachempfunden, der konsequent von den Fensterbögen über den Chor- und die Deckenbögen bis hin zu den Schallluken am Glockenturm durchgehalten wurde. An den Seiten neben dem Chor befindet sich Platz jeweils für einen Seitenaltar. Heute findet sich vom Gottesdienstbesucher aus gesehen auf der rechten Seite der Marienaltar, darüber eine schlichte Marienfigur aus Holz und auf der linken Seite ein Josefsaltar, darüber ebenfalls eine schlichte Figur aus Holz, die Josef darstellt.
Die Bauzeit erstreckte sich von der Grundsteinlegung an über fünf Jahre, bis hin zur Einweihung im Jahr 1887, wobei an mehreren Inschriften die Baudurchführung nachvollzogen werden kann.
- Der Grundstein befindet sich in der Kirche vorne rechts an der ersten Säule des Chores, wobei am Fuß der Säule in lateinischer Sprache zu lesen ist: „Lapis primarius ab Episcopo Korum positus die 22. Septembris 1882“, zu deutsch, „Grundstein der Kirche gesetzt durch Bischof Korum am 22. September 1882“.
- Über dem Eingang der Sakristei steht ebenfalls in Latein, „Ecclesia aedeficate est ab architecto ARENT ex Luxemburg et per DD. SCHNEIDER ex Bous Neckenig parochus“, zu deutsch, „Die Kirche wurde errichtet durch Architekt Arendt aus Luxembourg und durch die Firma SCHNEIDER aus Bous zurzeit von Pastor Neckenig“.
- Unter dem Eingangsrelief mit Gott-Vater im Mittelpunkt, umgeben von den Symbolen der vier Evangelisten, direkt über dem Hauptportal der Pfarrkirche befindet sich folgende, in Sandstein gehauene Inschrift, „Haec domus edificata est anno MDCCCLXXXIII“, zu deutsch, „Dieses Haus des Herrn ist errichtet im Jahre 1883“.
- Auf die Einweihung der Kirche wird mit einer Inschrift, die sich im vorderen Altarraum über der kleinen Eingangspforte zum rechten Raum befindet, hingewiesen. Sie lautet, „Ecclesia consecrata est a. Rmo. Ep. KORUM d. 13. Julii 1887“, zu deutsch, „Die Kirche wurde eingeweiht durch den verehrungswürdigen Bischof Korum an folgendem Tag: 13. Juli 1887“.[12]
Ausstattung bis zur Nachkriegszeit
Die Kirche war nach ihrer Weihe im Juli 1887 sehr einfach eingerichtet. Auch künstlerische Noten an den Säulen oder andere bildnerische Mittel hielten bzw. halten sich noch heute sehr zurück. Das gesammelte Spendengeld reichte gerade für den Bau aus, so dass die Ausschmückung sich über mehrere Jahrzehnte erstreckten musste.
Aus der Not heraus wurde die Kirche mit dem bereits 1874 angeschafften gotischen Altar aus der Vorgängerkirche und ihrer angepassten Seitenaltäre ausgestattet, was dem Stil des nun neuen, romanischen Baus widersprach. Im Jahr 1890 ergriff daher der damalige Pfarrer Rahm die Gelegenheit und verkaufte die Altäre auf Nachfrage, sammelte zudem weitere Spendengelder und schuf so zwei romanische Altäre an. Im Sommer 1894 wurde der Chor mit Öl-Wachsfarben ausgearbeitet und kurz vor Weihnachten desselben Jahres ein geeigneter Hochaltar samt Kommunionbank aufgestellt. Im Sommer des folgenden Jahres 1895 kam die Pfarrei sogar in den Besitz einer eigenen Orgel der Firma Stockhausen aus Linz am Rhein. Im Jahr 1900 wurden dann zwei neue Beichtstühle romanischen Stils angeschafft und in den folgenden Jahren die Pfarrkirchenumgebung gestaltet, wobei insbesondere die Zugänge zur Kirche 1910 durch Pflasterung zu den sauberen heutigen Verhältnissen führte, sowie der Kirchgarten ansehnlich wurde. Bis zur Zeit des Endes des Zweiten Weltkrieges gingen noch weitere Jahrzehnte ins Land, wobei die Kirchengemeinde viele Treffer und Verluste zu erleiden hatte. Dabei wurde die Orgel zerstört, dreimal in einem Jahrhundert musste die Kirche ihre Glocken neu gießen lassen, sich mehrmals neue Kirchenbänke anschaffen, Renovierungen finanzieren und notwendige Reparaturen durchführen, wobei alle Pfarrangehörige ihren Teil zum Erhalt der Kirche beitrugen.[13]
Neuanschaffungen in den Jahren 1956/57
In dem Chronikbuch der Pfarrei ist zu lesen, dass in den Jahren 1956/57 folgende Neuanschaffungen gab: Kommunionbank, Kirchenbänke, Seitenaltäre, Madonna, Kerzenständer, Fußboden, Holzpodeste unter Bänken, zwei Beichtstühle, eine Glas-Pendeltür, Wandpaletten im Atrium, Anschlagtafel, Anstrich im Atrium, Lampen unter der Empore, am Eingang und Ausgang, Schriftenstand, Josef-Figur, Betschemel, Taufstein, Eingang zur Sakristei mit Überdachung, Seiteneingang mit Überdachung, Überdachung des Kellereingangs, Anlagen am Chor der Kirche, Kanalisierung an der Ostseite der Kirche etc. Am 21. Sonntag nach Pfingsten 1959 bekam die Gemeinde abermals einen neuen, mit Marmor gearbeiteten Hochaltar mit einem Gewicht von mehr als vier Tonnen. Altarkreuz, Kerzenständer und Tabernakel wurden in den Werkstätten Maria Laach gebaut.[14]
Glocken
Erstes Geläut
Der neue Kirchenbau von 1882 forderte seiner Größe entsprechend nun auch ein adäquates Geläut. Dementsprechend wurde ein Glockenstuhl zur Instandsetzung drei großer Glocken montiert. Zu Anfangs jedoch hing man die zwei alten, kleinen Glocken des letzten Kirchenbaus in den Turm übereinander, da die Anschaffung der Innenausstattung wichtiger schienen. Also nutzte man zunächst noch 20 Jahre die alten Glocken, bis dann im Jahre 1902 die Schulden der 1895 angeschafften Orgel, wie die der Dekorationen der Kirche endlich getilgt waren. Die Gemeinde war nun drauf und dran der Glockengießerei Goussol François den Auftrag zu erteilen vier Glocken zu gießen, ein Glockenquartett in Es-Dur mit den Tönen, B – G – F – Es. Obwohl der Glockenstuhl eigentlich nur für drei Glocken ausgelegt war, gedachte die Gemeinde noch eine Kleinste, eine B-Glocke hinzu zu bestellen, um eine entsprechend hohe für Taufen und Kinderbegräbnisse zu haben. Außerdem würde eine vierte Glocke mehr Abwechslung im Geläut, d. h. eine gestufte Feierlichkeit im Geläut, ermöglichen. Schließlich wurden die beiden vorhandenen alten Glocken der Glockengießerei übergeben und aus ihnen sollte so die kleine B-Glocke geschaffen werden. Als jedoch der Architekt der Kirche, Arendt aus Luxemburg eine genaue Zeichnung des Glockenturms samt den angedachten Glocken in Größe und Gewicht zur Ausarbeitung für ein Gutachten über Tragfähigkeit und Festigkeit des Turms anfertigte, kam er zu dem Schluss, dass die größte Glocke, die Es-Glocke, für die Turmstube zu breit und zu hoch sei. Arendt setzte daraufhin das Geläut einfach einen Halbton höher an, also das gleiche Klangmuster nur in E-Dur, statt Es-Dur. Damit fielen alle vier Glocken etwas kleiner aus, was dem Platzproblem in der Turmstube Abhilfe schuf. Das Glockenquartett sollte so nun in der Abfolge H – Gis – Fis – E erklingen. Arendts Errechnung sei Dank konnte so eine Fehlbestellung verhindert werden, sein Problemlösungsvorschlag das Glockenquartett in E-Dur zu gießen wurde angenommen, und mit der genannten Glockengießerei ein Vertrag über vier Glocken aus Bronze aufgesetzt. Am 19. Mai wurden die neuen Glocken geprüft und für gut befunden. Insgesamt wog das neue Bronzegeläut 2532 kg, das wie folgt aufgeteilt war:
Ton | Gewicht in Kg |
---|---|
H | 289 |
Gis | 490 |
Fis | 709 |
E | 1044 |
Die Glocken wurden am 6. Juni 1903 geweiht und entsprechend ihrer Beschriftung zugeordnet. Die kleine H-Glocke, die Schutzengelglocke allen Kindern der Pfarrei, die Gis-Glocke, die Barbaraglocke, allen Jünglingen und Jungfrauen der Pfarrei, die Fis-Glocke, die Marienglocke allen Frauen der Pfarrei und die große E-Glocke, die Wendalinusglocke, allen Männern der Pfarrei. Zudem war die größte Glocke auch die Totenglocke. Zu lesen ist auf den Glocken folgendes:
1. | H-Glocke: | Den heiligen Schutzengeln der Pfarrei – In Leibes- und Seelengefahren wolle gnädig uns bewahren! |
2. | Gis-Glocke: | Der Hl. Barbara, der Patronen der Bergleute – Hilf uns in jeder Not, und steh uns bei im Tod! |
3. | Fis-Glocke: | Ave Maria – Oh Mutter! Bei der Glocke Klang hör deiner Kinder Lobgesang! |
4. | E-Glocke: | Dem Hl. Wendalin, dem Patron der Pfarrei Großrosseln – Guter Hirte Wendalin, beschütze deine Herde! |
Außer diesen Inschriften besaßen die Glocken die entsprechenden Bilder ihrer Schutzpatrone auf der Außenseite. So erklang das Bronzequartett in E-Dur 11 friedliche Jahre und legte sich weit über die stillen Wälder des Warndtgebietes. Die Idylle war mit Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 vorbei. Wie viele Menschen der Pfarrei fielen auch die Glocken dem Krieg zum Opfer. Sie wurden alle vier abmontiert und für den Waffenbau eingeschmolzen.
Zweites Geläut
Vier Jahre nach Kriegsende wurde 1922 ein neues Bronzegeläut, gänzlich dem alten identisch, dieselben Inschriften, Bilder, Größe, Form und Klang angeschafft. Gut 20 Jahre erschallte nun das neue E-Dur Bronzequartett im Anklang an seinen Vorgänger und verkündete der Gemeinde Freude und Leid. Die Bürger der Gemeinde hatten sich so über 30 Jahre an den vertrauten Klang der Heimat Großrosseln gewöhnt. Während des Zweiten Weltkriegs 1939 bis 1945 fielen die Glocken erneut dem Krieg zum Opfer. Mit Ausnahme der kleinen H-Glocke, der Schutzengelglocke, wurden im Juli 1942 die Barbara-, Marien- und Wendalinusglocke abtransportiert. Als 1942 „Sieg auf Sieg“ folgte, brachte man sie wieder zurück in den Turm, und es sah aus, als könnten sie dort nun auch bleiben. Leider war die Zeit des Hoffens nach drei Jahren in traurige Gewissheit umgeschlagen, als sie 1944 schließlich dem totalen Einsatz zum Opfer fielen. Bis dahin läuteten sie manch gefallenen Soldaten in der Ferne ab, ungewiss ob sie bleiben können oder selbst bald folgen werden.
Drittes Geläut
Am 27. Mai 1952 gab die Pfarrgemeinde einen dritten Auftrag vier Glocken zu gießen, welche bis heute erhalten sind. Diesmal bei dem Gußstahlwerk „Bochumer Verein“ in Bochum. Der Vertrag weist, wie die vorangegangenen Verträge, dasselbe Glockenquartett in E-Dur auf, also Inschriften, Bilder, Größe, Form und Tonart identisch, allerdings, dieses Mal nicht aus Bronze, sondern Stahl. Da die kleine H-Glocke, die übriggebliebene Schutzengelglocke aus Bronze sich auf Grund des Materials in Klangfarbe und Harmonie zu stark vom Rest dreier Stahlglocken abheben würde, montierte man sie ab und vermachte sie der Kirchengemeinde Herz Mariä Dorf im Warndt, wo sie bis heute per Seilzug von Hand geläutet wird. So wurde auch die kleine H-Glocke, die Schutzengelglocke für Großrosseln St. Wendalinus aus Stahl neu gegossen. Am 10. Februar 1953 wurde das neue Stahlglockenquartett geweiht, während Spendengelder zur Restfinanzierung gesammelt wurden. Insbesondere war auch in den nächsten Jahren geplant die Glocken mit entsprechenden Läutemaschinen zu elektrifizieren, was schließlich bald umgesetzt wurde.[15]
Aufgelistet ist Ton, Gewicht und Durchmesser der gegenwärtigen Glocken wie folgt zu notieren:
Ton | Gewicht in Kg | ∅ in Meter |
---|---|---|
H | 240 | 0,87 |
Gis | 430 | 1,045 |
Fis | 630 | 1,18 |
E | 940 | 1,35 |
17 Glocken von 1290 bis 1953
Anzahl | Größe/Gewicht | Erscheinungsjahr | Verwendungszweck | Ort | Weiterverwertung | Jahr des Verlusts |
---|---|---|---|---|---|---|
1 | 1 Fuß (circa 28 cm) | 1290 | Kirchen- u. Gemeindeglocke | Glockenberg (1. Kirche) | - | 1806 |
3 | 14 Zoll (circa 36 cm) | 1806 | Dachreiter (Marienglocke) | 3. Kirche | Gemeindeglocke | 1869 |
14 Zoll (circa 36 cm) | 1806 | Dachreiter (Größere Glocke) | 3. Kirche | Eingeschmolzen als neue Kirchenglocke | 1903 | |
16 Zoll (circa 41 cm) | 1806 | Gemeindeglocke | Glockenberg | Eingeschmolzen als neue Kirchenglocke | 1870 | |
1 | 290 kg | 1870 | Dachreiter | 3. Kirche | Eingeschmolzen als neue Kirchenglocke | 1903 |
4 | 289 kg | 1903 | Kirchturm | 4. Kirche | Verwertet im Ersten Weltkrieg | 1914 |
490 kg | ||||||
709 kg | ||||||
1.044 kg | ||||||
4 | 289 kg | 1922 | Kirchturm | 4. Kirche | In Gebrauch Dorf im Warndt Herz Mariä | - |
490 kg | Verwertet im Zweiten Weltkrieg | 1944 | ||||
709 kg | ||||||
1.044 kg | ||||||
4 | 240 kg | 1953 | Kirchturm | 4. Kirche | In Gebrauch | - |
430 kg | ||||||
630 kg | ||||||
940 kg |
Glocken heute
Der Glockenturm der Pfarrgemeinde St. Wendalinus Großrosseln trägt seit über 60 Jahren, bis heute, ein Stahlgeläut von 2240 kg, was gegenüber den einstmals vorhandenen Bronzegeläuten zwar um knapp 300 kg leichter ist, aber dafür im Klang umso eigner. Stahlglocken sind aufgrund ihrer Hochtonfrequenz eigentlich nur als Übergangsglocken gedacht. Im Gegensatz zu Bronzeglocken fehlt ihrem Klang die Eigenschaft sich besonders weit auszubreiten. Dies liegt vor allem an der höheren Schallgeschwindigkeit, weshalb die Glocken eine geringere Abklingdauer haben. Durch diese Klangeigenschaften wirken die Glocken beim Läuten etwas „kreischend“, vor allem wenn man in nächster Nähe vor dem Turm steht. Gerade die großen Bassglocken Fis und E sind nicht so weit zu hören, wie einstmals ihre früheren, im Krieg gefallenen Bronzeschwestern. Außerdem werden Stahlglocken nicht mit der üblichen Krone zur Aufhängung gegossen, wie das bei Bronzeglocken der Fall ist, was zudem ihre Aufhängung unkonventionell macht. Auch der Elastizitätsmodul spielt eine Rolle. Bei Gussstahl ist er erheblich höher als bei Bronze, wodurch der Klöppel einen kürzeren Kontakt mit der Glocke hat und der Anschlag härter klingt. In Großrosseln hat man sich inzwischen aber an den rauen Klang des E-Dur Stahlglockenquartett gewöhnt – er ist zum Klang der Heimat geworden, Erbe und gleichzeitig Mahnmal zwei dicht aufeinander gefolgter Weltkriege und ihrer Opfer.
Zuletzt saniert wurden die Glocken im Juli 2011, wobei alle Klöppel an der Aufschlagstelle neu ummantelt wurden, da sie stark abgenutzt waren. Bei dieser Gelegenheit wurde auch die große E-Glocke zum Dienst das Angelusgeläut zu übernehmen, abgelöst, die bis dahin über viele Jahrzehnte am Morgen um 7, am Mittag um 12 und am Abend um 19 Uhr Arbeitsbeginn, Mittagspause und Feierabend verkündete. Diese Aufgabe übernimmt seither die Gis-Glocke, die Barbaraglocke, da man dachte, dass es liturgisch korrekter sei wenn die Hl. Barbara als Schutzpatronin der Bergläute Arbeitsbeginn, Mittagszeit und Feierabend verkündet.
Läuteordnung
Viele Jahrzehnte erklingt das Stahlgeläut der Pfarrkirche St. Wendalinus Großrosseln in gestufter Feierlichkeit, wobei sich sagen lässt, dass bis weit ins erste Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts folgende Läuteordnung sich nach dem zweiten vatikanischen Konzil einstellte:
Anlass | Dauer | Kleine Glocke h | Mittlere Glocke gis | Große Glocke fis | Größte Glocke e |
---|---|---|---|---|---|
Angelusgeläut (07:00, 12:00 und 19:00 Uhr) | |||||
Vorläuten | 3x3 Schläge zum Engel des Herrn | - | - | - | x |
Nachläuten | 3 min. | - | - | - | x |
Frühmesse / Werktagmesse | |||||
Vorläuten | 5 min. | - | - | - | x |
Hauptläuten | 5 min. | x | x | x | - |
Vorabendmesse | |||||
Vorläuten (Rosenkranz) | 5 min. | x | x | x | x |
Hauptläuten | 5 min. | x | x | x | - |
Hochamt / Fest / Hochfest | |||||
Vorläuten | 5 min. | x | x | x | x |
Hauptläuten | 5 min. | x | x | x | - |
Christmette | |||||
Vorläuten | 10 min. | x | x | x | x |
Hauptläuten | 10 min. | x | x | x | x |
Taufen / Hochzeiten | |||||
Vorläuten | 5 min. | - | - | - | x |
Hauptläuten | 5 min. | x | x | x | - |
Begräbnisse | |||||
Vorläuten | 5 min. | - | - | - | x |
Hauptläuten | 5 min. | x | x | x | - |
Prozessionsgeläut zum Friedhof | 20 min. | - | - | - | x |
Besonderes Geläut | |||||
Jahreswechsel | 10 min. | x | x | x | x |
Wandlungsgeläut | Dauer der Einsetzungsworte | - | - | - | x |
Bis auf vereinzelte Veränderungen, wie das Angelusgeläut das seit Juli 2011 nunmehr durch die Gis-Glocke, die Barbaraglocke übernommen wird, ist die Läuteordnung weitgehend unverändert geblieben.
Uhrwerk
Mit der Elektrifikation der freischwingenden Glocken wurde auch das mechanische Uhrwerk gegen eine elektronische Uhr ausgetauscht. Seither kann mit Sicherheit gesagt werden, dass der Kirchturm viertelstündig die Uhrzeit schlägt. Dabei bewegen sich die freischwingenden Glocken nicht. Ein elektronisch gesteuerter, mit dem elektronischen Uhrwerk verbundener Hammer schlägt an der Außenseite der unteren Stelle auf jede Glocke auf und verkündet so im Zusammenspiel mit den anderen die aktuelle Uhrzeit. Für jede Viertelstunde ist die Abfolge H – Fis – Gis zu hören, während die volle Stunde auf der großen E-Glocke verkündet wird.
Orgel
Im Jahr 1964 gab der Kirchenvorstand die heutige Orgel mit 36 Registern bei dem Orgelbaumeister Hugo Mayer in Heusweiler in Auftrag, wobei die Bischöfliche Behörde zur Finanzierung nur 25 Register, also 70.000 DM, genehmigte. So entstand eine Differenz von 30.000 DM die noch aufzubringen war. Teile der alten „Stockhausenorgel“ von 1895 wurden dabei verwertet, was die Differenzsumme um 12.000 DM senkte. Der Rest von 18.000 DM wurde über Spenden und Zuschüsse der Zivilgemeinde finanziert. Insgesamt kostete das neue Instrument gut 100.000 DM, dessen letzte Rechnung am 6. Februar 1967 beglichen wurde. Im Jahr 2011 wurde die „Heusweilerer Mayerorgel“ zuletzt rundum saniert. Wie bereits erwähnt verfügt das Instrument über 36 Register, weiterhin über 3 Manuale, ein Pedalsystem und Schleifladen mit elektrischer Traktur. Das Werk zählt insgesamt 2.466 Pfeifen, davon 188 Holzpfeifen, 138 Kupferpfeifen und 2.140 Zinnpfeifen. Die größte Pfeife misst 5,30 m Länge, die kleinste 4 mm.[16][17]
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- Koppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P
- Spielhilfen: 3 freie Kombinationen, Tutti, Pleno, Generalkoppel, Crescendowalze, Einzelabsteller für Zungen und Sesquealter 3f (SW)
Neuerungen durch das zweite vatikanische Konzil
Im Zuge des zweiten vatikanischen Konzils 1962 bis 1965 wurden 1968 einige Neuerungen nach den Vorgaben des Konzils in der Kirche vorgenommen. Mit dem Einzug der Muttersprache des jeweiligen Landes durch die Liturgiereform von 1963 Sacrosanctum Concilium wichen Hochaltar, Kommunionbank und Kanzel gegen einen Volksaltar der in der Mitte des Chores Platz nahm und einem Lesepult auf Augenhöhe mit der Gemeinde. Die Gemeinden waren ganz bestrebt Christus ins Zentrum der gottesdienstlichen Verkündigung zu setzen, so bildhaft besonders eindrucksvoll zu sehen an dem 1977 geschaffenen Holzkreuz, das die Pfarrgemeinde am 30. Oktober des Jahres gegen 17 Uhr im Chor über den Altar, freischwebend, heraufzog. Das Kreuz ist mit seiner Länge von 3,10 m Blickfang eines jeden Besuchers der die Kirche betritt. Der Corpus Christi daran misst eine Länge von 1,60 m, so kommt das Kreuz einem Modell in Lebensgröße sehr nahe. Gearbeitet ist das Riesenkruzifix aus Eiche und wurde von dem Bildhauer und Holzschnitzer Jakob Oberhollenzer gefertigt.
Kirchenchor „Cäcilia“ Großrosseln
Der Kirchenchor Cäcilia wurde im Jahr 1743 gegründet. Seither pflegt er das kirchliche Liedgut und gestaltet festliche Messfeiern in der Pfarrgemeinde mit. Zur Probe treffen sich die Sänger jeden Donnerstag um 20 Uhr im Pfarrheim St. Wendalinus Großrosseln. Gegenwärtiger Ansprechpartner für Interessenten und Vorsitzender ist Manfred Prediger.
Ökumene
Nach dem zweiten vatikanischen Konzil 1962 bis 1965 gestaltete sich zunehmend eine Annäherung und partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen der evangelischen Kirchengemeinde Großrosseln-Karlsbrunn und der katholischen Kirchengemeinde St. Wendalinus Großrosseln. Neben Treffen zwischen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern beider Konfessionen, in denen das Kennenlernen und die Begegnung im Vordergrund stehen, sind auch einige Projekte gewachsen. Besonderen Ausdruck findet die Zusammenarbeit auch in gemeinsamen Gottesdiensten, Gastgeschenken wie Osterkerzen oder Taufgeschirr. Besonders während der Amtszeit von Pastor Konrad Pissarsky und Pfarrer Werner Schumann evangelischer Seits erfuhr der freundschaftliche Ausbau beider Kirchengemeinden einen besonderen Auftrieb.
Chronologie auf einen Blick
1290
Die erste Kirche in Großrosseln wurde als Schenkung der Herren von Warsberg erwähnt. Sie stand auf dem Glockenberg und war dem Heiligen Gallus geweiht. In dieser Zeit wurden die Großrosseler Christen von den Pfarrern der Pfarreien aus St. Nikolaus, St. Avold und Naßweiler betreut.
1726
Die zweite Kirche, eine Notkirche aus Holz wurde auf dem damals lothringischen Gebiet in der jetzigen Ortsmitte neben der Feuerwehr mit hölzernem Fachwerk errichtet. Seit diesem Jahrhundert sieht sich die Gemeinde Großrosseln dem Hl. Wendalinus als Schutzpatron zugehörig.
1743
Der Kirchenchor „Cäcilia“ Großrosseln St. Wendalinus wurde gegründet.
1745/50
Die dritte Kirche wurde errichtet, dieses Mal wieder aus Stein. Nachweislich wurde sie am 14. April 1750 „honorem sancti Wendalini“, durch Pater Ignatius, Erzpriester zu Großblittersdorf und Mönch aus der Abtei Wadgassen, dem Heiligen Wendalinus und zum gottesdienstlichen Gebrauch eingesegnet. Seither ist St. Wendalin als Schutzpatron der Gemeinde Großrosseln kirchlich offiziell approbiert.
1882
Die vierte Kirche wurde gebaut, da die vorhandene gravierende Feuchtigkeitsschäden aufwies; diese ist noch heute das Zentrum der Gemeinde. Die Finanzierung gestaltete sich schwierig. Im Umkreis wurden mühevoll Spendengelder gesammelt.
1902
Das erste Geläut aus vier großen Bronzeglocken wurde angeschafft. 1914 wurden die Glocken Opfer des Ersten Weltkrieges.
1907
Schwester Blandine Merten kam am 1. Juli als Lehrerin nach Großrosseln und blieb bis Mai. Sie wurde im Jahre 1987 vom Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.
1910
Die Franziskanerinnen von Waldbreitbach errichteten eine ambulante Krankenpflege für Großrosseln und die Nachbargemeinden. Sie richteten auch einen Kindergarten ein, welcher noch heute existiert.
1922
Das zweite Geläut aus vier großen Bronzeglocken wurde angeschafft, dem ersten in Klang, Material, Größe, Zuordnung der Schutzpatrone und Beschriftung völlig identisch. Dieses wurde Opfer des Zweiten Weltkrieges.
1923
Das Klostergebäude wurde neben dem heutigen Rathaus erbaut. Die Schwestern richteten auch ein kleines Altersheim ein.
1953
Das dritte Geläut von vier großen Glocken wurde angeschafft. Den beiden vorangegangenen zwar in Tonart, Zuordnung der Schutzpatrone und Beschriftung identisch, doch der große Unterschied: die vier Glocken wurden aus Stahl gegossen und sind daher im Klang härter. Bald wurden sie elektrifiziert und das mechanische Uhrwerk durch ein elektronisches abgelöst. Glocken und Uhr versehen ihren Dienst bis heute.
1965
Am 3. Oktober wurde die Hugo Meyer-Orgel aus Heusweiler eingeweiht. Unter Verwendung von einigen Teilen der Vorgänger „Stockhausenorgel“ von 1895 besteht sie aus 36 Registern und 2466 Pfeifen. Sie ist gegenwärtige Kirchenorgel und wurde 2011 letztmals saniert.
1968
Konrad Pissarsky wird Pfarrer in Großrosseln. In den folgenden Jahren wird die Pfarrkirche innen nach den Vorgaben des 2. Vatikanischen Konzils umgestaltet. Vor allem Hochaltar, Kommunionbank und Kanzel werden zugunsten eines Volksaltars und Lesepult ausgetauscht. Es entsteht in Zusammenarbeit mit Pfarrer Werner Schumann ein partnerschaftliches Verhältnis zur evangelischen Kirchengemeinde Großrosseln-Karlsbrunn.
1971
Das Kloster wird aufgelöst; der Kindergarten geht zur Pfarrgemeinde über.
1977
Ein Riesenkruzifix aus Eiche von dem Bildhauer und Holzschnitzer Jakob Oberhollenzer wird über dem Altar aufgehängt.
2003
Die Pfarrkirche wurde renoviert. Eine Spenderin finanzierte ein neues Dach. Dabei wurden zwei Dachgauben wieder errichtet, die durch Kriegsschäden während der Renovierung damals nicht berücksichtigt wurden.
2007
Lothar Stoffel wurde Pfarrer in Großrosseln. Sein Vorgänger Konrad Pissarsky verblieb als Ruhestandsgeistlicher in Großrosseln.
2008
Es wurde eine Pfarreiengemeinschaft mit Herz Mariä (Dorf im Warndt) und St. Barbara (Emmersweiler) gebildet. Der Pfarreienrat konstituierte sich.
2009
Konrad Pissarsky verstarb am 4. Juli im Alter von 74 Jahren.
2010
Am 16. Oktober wurde eine Reliquie der Seligen Mutter Rosa in die Pfarrkirche St. Wendalinus überführt.
2011
Am 1. Juli nahm Pfarrer Axel Maria Kraus seinen Dienst als Kooperator in der Pfarreiengemeinschaft Großrosseln auf. Zum 1. September wurde die Pfarrgemeinde Teil der Pfarreiengemeinschaft Warndt.
Chronologische Abfolge der Priester
Löwen | Hubertus | 1727–1733 |
Riche | Heinrich | 1733–1735 |
Backholt | Nikolaus | 1735 |
Leysen | Nikolaus | 1735–1745 |
Geiben | H. M. | 1745 |
Hesse | Nikolaus | 1745 |
Laux | Wendlin | 1746 |
Höffling | Martin | 1751 |
Bauer | Mathias | 1761 |
Mohrbach | Michel | 1779 |
Schuller | Phillip | 1789–1821 |
Altmeyer | Nikolaus | 1821 |
Stieldorf | Peter-Josef | 1821–1829 |
Thees | Johann | 1829–1834 |
Steinmetz | Peter | 1834–1842 |
Orth | Johann | 1842–1860 |
Fey | Joh. Gustav | 1860–1867 |
Neckenig | Peter | 1867–1885 |
Glattfelder | Anton | 1885–1887 |
Rahm | Peter-Josef | 1887–1896 |
Lorscheid | Josef | 1896–1905 |
Ley | Anton | 1905–1917 |
Francois | Karl | 1917–1927 |
Brettnacher | Nikolaus | 1927–1937 |
Schmitz | Gottfried | 1937–1954 |
Grün | Alois | 1954–1962 |
Weier | Aloys | 1962–1967 |
Pastor Pelzer | Pfarrverwalter | 1968 |
Pissarsky | Konrad | 1968–2007[18] |
Stoffel | Lothar | 2007–heute |
Literatur
- Handbuch: 100 Jahre Pfarrkirche St. Wendalinus Großrosseln 1982.
- Marschall, Kristine: Sakralbauwerke des Klassizismus und des Historismus im Saarland. Institut für Landeskunde im Saarland, Saarbrücken 2002, ISBN 978-3-923877-40-9, S. 666.
Weblinks
Einzelnachweise
- Pfarreiengemeinschaft Warndt. Abgerufen am 26. Oktober 2014.
- Denkmalliste des Saarlandes / Teildenkmalliste Regionalverband Saarbrücken. (PDF; 1.757 kB) Landesdenkmalamt Saarland, 13. Oktober 2017 .
- 100 Jahre Pfarrkirche St. Wendalinus Großrosseln 1982, S. 9
- 100 Jahre Pfarrkirche St. Wendalinus Großrosseln 1982, S. 10
- 100 Jahre Pfarrkirche St. Wendalinus Großrosseln 1882, S. 12
- 100 Jahre Pfarrkirche St. Wendalinus Großrosseln 1882, S. 16–17
- 100 Jahre Pfarrkirche St. Wendalinus Großrosseln 1882, S. 17
- 100 Jahre Pfarrkirche St. Wendalinus Großrosseln 1882, S. 22–23
- 100 Jahre Pfarrkirche St. Wendalinus Großrosseln 1882, S. 52
- 100 Jahre Pfarrkirche St. Wendalinus Großrosseln 1882, S. 4 u. 53
- 100 Jahre Pfarrkirche St. Wendalinus Großrosseln 1882, S. 4 u. 52
- 100 Jahre Pfarrkirche St. Wendalinus Großrosseln 1882, S. 54–55
- 100 Jahre Pfarrkirche St. Wendalinus Großrosseln 1882, S. 59–60
- 100 Jahre Pfarrkirche St. Wendalinus Großrosseln 1882, S. 61
- 100 Jahre Pfarrkirche St. Wendalinus Großrosseln 1882, S. 46–51
- 100 Jahre Pfarrkirche St. Wendalinus Großrosseln 1882, S. 62.
- Kirche St. Wendalinus – Großrosseln. Abgerufen am 26. Oktober 2014. Siehe auch:
- Pissarsky Konrad in der Datenbank Saarland Biografien.