St. Walburga (Walberberg)
Die St.-Walburga-Kirche, eine ehemalige Klosterkirche der Zisterzienserinnen, ist die römisch-katholische Pfarrkirche in Walberberg, einem Stadtteil von Bornheim im Rhein-Sieg-Kreis (Nordrhein-Westfalen). Die Pfarrgemeinde St. Walburga gehört zum Seelsorgebereich Bornheim Vorgebirge des Dekanates Bornheim im Erzbistum Köln.
Geschichte und Architektur
Die Herren von Walberberg, von deren Burg noch der sogenannte Hexenturm aus dem 12. Jahrhundert zeugt, erwarben für ihre Eigenkirche Teile der von Erzbischof Anno nach Köln überführten Reliquien der heilgen Walburga. Für die Betreuung der bald darauf hierhin einsetzenden Wallfahrt wurde durch Erzbischof Philipp von Heinsberg ein Priesterkonvent an der Kirche gegründet. 1197 wurde er durch Erzbischof Adolf I. durch Zisterzienserinnen aus dem Kloster Hoven ersetzt. Nonnen von Walberberg besiedelten Kloster Lilienthal. Das Kloster wurde durch Erzbischof Dietrich 1447 in ein Männerpriorat umgewandelt. 1591 übernahmen Jesuiten aus Köln das Kloster.
An der Stelle der heutigen romanischen ehemaligen Klosterkirche ist eine kleine Saalkirche des 8. Jahrhunderts nachgewiesen. Kern der bestehenden Anlage ist ein Saalbau des frühen 11. Jahrhunderts mit eingerücktem Chor und Annexkapellen. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts erfolgten eine Aufstockung des Mittelschiffs und Anbau der Seitenschiffe. Nach 1197 wurde im Westen eine Erweiterung mit Nonnenempore vorgenommen, um 1200 folgte die Erweiterung um die kreuzrippengewölbte Jodokuskapelle im südlichen Chorwinkel. Nach 1230 wurde der Chor in spätromanischen Formen neu aufgeführt. An der Stelle eines kleinen Dachreiters errichteten die Jesuiten über dem Ostteil der Kirche einen hohen, geschieferten Turm aus Holz, der von einer kleinen Turmkugel mit Metallstrahlen umgeben ist und mit Kreuz und Wetterhahn gekrönt wird.
Nach Kriegszerstörung erfolgte die Wiederherstellung in den 1950er Jahren ohne Rekonstruktion des Chorturms. Ein neuer Turm wurde 1962 in schlichten Formen und spitzem gotisierendem Turmhelm neben dem nördlichen Seitenschiff hinzugefügt.
Glocken
Im Zweiten Weltkrieg mussten die Glocken abgeliefert werden, nur die kleine Glocke von Andreas Rodenkirchen aus dem Jahre 1879 blieb im Turm. Sie wurde beim Brand des hölzernen Turms 1944 zerstört. Zwei Glocken konnten nach dem Krieg auf dem Glockenfriedhof in Hamburg wiedergefunden werden: Maria, die zweitgrößte von Martin Legros 1745 gegossen, und die dritte, Johann Baptist von Cort von Stummel aus dem Jahre 1657. Die übrigen vier wurden 1984/85 von der Glockengießerei Mabilon angefertigt.[1]
Nr. |
Name |
Ø (mm) |
Masse (kg) |
Nominal (HT-1/16) |
Gussjahr |
Glockengießer |
1 | Petrus | 1500 | 2163 | des1 –1 | 1985 | Fa. Mabilon & Co., Saarburg |
2 | Maria, Walburga und Jodocus | 1320 | 1450 | es1 –1 | 1745 | Martin Legros, Malmedy |
3 | Johann Baptist | 1148 | 1000 | ges1 +3 | 1657 | Cort von Stummel |
4 | Walburga | 980 | 550 | as1 +3 | 1984 | Fa. Mabilon & Co., Saarburg |
5 | Margarethe | 870 | 370 | b1 +2 | 1984 | Fa. Mabilon & Co., Saarburg |
6 | Jodokus | 810 | 325 | ces2 +1 | 1985 | Fa. Mabilon & Co., Saarburg |
Orgel
Die Orgel wurde 1994 von Orgelbau Weyland, Leverkusen-Hitdorf, gebaut. Sie hat 31 Register, 2 Manuale und das erste als Koppelmanual ohne eigenes Werk. Die Traktur funktioniert rein mechanisch und hat keinerlei Hilfsmittel, ebenso die Koppeln. Die rein mechanischen Superkoppeln sind voll ausgebaut. Alle Koppeln korrespondieren zwischen Registratur und Fußschaltern (Pistons). Die Tremulanten für HW und SW sind frei einstellbar in Frequenz und Amplitude. Auch die Zungenabsteller innerhalb der Werke sind frei einstellbar.
Das Gehäuse ist selbsttragend aus massiver Spessarteiche. Die Traktur besteht aus Holz, die Wellen sind aus Metall. Der Violon 16' stammt noch von Franz Wilhelm Sonreck (1857).[2]
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- Koppeln:
- Normalkoppeln: II/I, III/I, II/P, III/P
- Superkoppeln: III/I (ausgebaut), III/P
- Spielhilfe: Balanciertritt für Crescendo, Balanciertritt für die große Schwelljalousie, Balanciertritt für die Echojalousie, Setzer (512-fach) mit Sequenzer vor- und rückwärts, 2 programmierbare Crescendi, 3 programmierbare Festkobinate, Recall, Nachtigall
Einzelnachweise
- Nach Glockenbuch Dekanat Bornheim (Memento des Originals vom 12. Januar 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Orgel in Walberberg, abgerufen am 7. April 2020.
Literatur
- Paul Clemen: Die Kunstdenkmäler der Stadt und des Kreises Bonn. (= Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Bd. 5, 3). Schwann, Düsseldorf 1905.
- Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Nordrhein-Westfalen. Band 1: Rheinland. Bearbeitet von Claudia Euskirchen, Olaf Gisbertz, Ulrich Schäfer. Deutscher Kunstverlag, Berlin u. a. 2005, ISBN 3-422-03093-X.
- Peter Pfister: Klosterführer aller Zisterzienserklöster im deutschsprachigen Raum. 2. Auflage, Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 1998, S. 384–385.