St. Thomas von Canterbury (Ellen)
St. Thomas von Canterbury ist die römisch-katholische Pfarrkirche des Niederzierer Ortsteils Ellen im Kreis Düren in Nordrhein-Westfalen.
Das Bauwerk ist unter Nr. 2 in die Liste der Baudenkmäler in Niederzier eingetragen und dem hl. Thomas Becket geweiht.
Geschichte
Um das Jahr 1190 ist vermutlich durch eine Stiftung von Graf Wilhelm dem Großen von Jülich in Ellen das Prämonstratenserinnen-Kloster errichtet worden. Um diese Zeit wurde wahrscheinlich auch eine Kirche in Ellen erbaut. Ob es schon zuvor eine Kirche oder Kapelle in Ellen gab, ist nicht bekannt.
Im Liber valoris aus dem Jahr 1308 werden Kirche und Kloster aufgeführt, außerdem ist Ellen zu dieser Zeit bereits eigenständige Pfarrei im Dekanat Jülich, Erzbistum Köln. Die Klosterkirche war zugleich Pfarrkirche des Ortes und der Prior der Prämonstratenserinnen war zugleich Ortspfarrer. Die Klosteraufsicht hatten seit dem 13. Jahrhundert im Wechsel die Klöster Steinfeld, Hamborn und Knechtsteden. Diese stellten auch die Pfarrer und Priore.
Im Zuge der Französischen Besatzung der linksrheinischen Gebiete und der Säkularisation wurde das Prämonstratenserinnenkloster im Jahr 1802 aufgelöst und die Nonnen vertrieben. Damit endete die Geschichte des Ellener Klosters nach über 600 Jahren. Die Kirche diente von nun an nur noch als Pfarrkirche, die Klostergebäude wurde nach und nach abgerissen.[1] Da das Erzbistum Köln durch die Franzosen aufgelöst worden war, wurde Ellen dem neuen Bistum Aachen zugeteilt. 1825 kam die Pfarre wieder an das Erzbistum Köln, da das Bistum Aachen wieder aufgelöst wurde. Seit 1930 gehört Ellen nun zum so genannten Zweiten Bistum Aachen.[2]
Baugeschichte
Der Überlieferung nach soll es in Ellen bereits um das Jahr 700 eine Kapelle gegeben haben, die um 1100 zerstört wurde, was jedoch nirgendwo belegt ist. Wahrscheinlich im Zuge der Klostergründung Ende des 12. Jahrhunderts wurde eine Kirche in Ellen erbaut. Es handelte sich vermutlich um eine Saalkirche in Formen der Romanik. Ein Brand im Jahr 1548 beschädigte dieses Gotteshaus, woraufhin das Kirchengebäude renoviert werden musste.
Mitte des 17. Jahrhunderts wurde ein Kirchenneubau erforderlich und die romanische Kirche 1661 abgerissen. Mit dem Bau einer neuen Kirche an gleicher Stelle begann man 1662. Die feierliche Kirchweihe erfolgte 1683. Dieses Bauwerk sowie die angrenzenden Klostergebäude wurden durch französische Revolutionstruppen im Jahre 1794 stark beschädigt und teilweise zerstört. Wahrscheinlich wurde die Kirche in den folgenden Jahren notdürftig wieder hergerichtet.
Da die Pfarrkirche aus 1662 Mitte des 19. Jahrhunderts nicht mehr den Ansprüchen gerecht wurde und von den Zerstörungen im Jahr 1794 schwer gezeichnet war, entschied man sich für einen Neubau unter Einbeziehung des Glockenturms. So entstand um 1856 die heutige Pfarrkirche im Stil der Neugotik. Zwischen 1881 und 1887 wurden die Obergeschosse des alten Glockenturms abgetragen und in den beiden Untergeschossen die Sakristei eingebaut. Zugleich baute man den heutigen Glockenturm nach Plänen von August Carl Lange an die Westseite des Kirchenschiffs an.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche so stark beschädigt, dass einige Gewölbe einstürzten. Beim Wiederaufbau sind die Gewölbe vollständig wiederhergestellt worden. Bis 1954 waren alle Schäden behoben.[3][4]
Baubeschreibung
Die Ellener Pfarrkirche ist eine neugotische, siebenjochige Saalkirche aus Backsteinen mit einem vorgebauten, viergeschossigen Glockenturm mit achtseitigem Turmhelm, der von vier kleinen Filialtürmchen begleitet wird. Im Osten schließt das Gebäude mit einem dreiseitig geschlossenem Chor. An der Ostwand angebaut ist die zweigeschossige Sakristei. Das gesamte Kirchenschiff wird von Kreuzrippengewölben überspannt. Die Fenster besitzen Maßwerk und sind zweibahnig.
Ausstattung
Im Innenraum befindet sich eine moderne Ausstattung. Der Volksaltar besteht aus Marmor und ist Teil des 1978 neugestalteten Altarraums. Die Pläne dazu lieferte Adolf Zech aus Kreuzau. Am 15. Oktober 1978 war die Altarweihe. Die Kreuzwegstationen sind Reliefs aus der Nachkriegszeit. Ältestes Ausstattungsstück ist ein Vesperbild aus Flötenstein aus dem Jahr 1420 und wurde aus der Vorgängerkirche übernommen. Der Taufstein aus schwarzem Marmor wurde 1673 geschaffen und stammt ebenfalls noch aus der Vorgängerkirche.[5][6] Die Buntglasfenster sind Werke von Gudrun Müsse-Florin aus dem Jahr 1979.[7]
Im Besitz der Pfarre ist seit dem 15. Jahrhundert eine Kreuzreliquie. Dadurch war Ellen in der Vergangenheit auch Ziel von Wallfahrten. Noch heute hat das Kreuzfest in Ellen einen hohen Stellenwert.
Orgel
Die Orgel besitzt 16 Register und ist ein Werk der Firma Weimbs Orgelbau aus Hellenthal. Das Instrument wurde 1973 erbaut.[8]
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Glocken
Nr. | Name | Durchmesser (mm) | Masse (kg, ca.) | Schlagton (HT-1/16) | Gießer | Gussjahr |
1 | - | 965 | 511 | as' +5 | Willibrord Stocky, Jülich | 1798 |
2 | Nikolaus | 866 | 425 | b' +5 | Johannes Mark; Eifeler Glockengießerei, Brockscheid | 1971 |
3 | Maria | 726 | 245 | des" +6 | Johannes Mark; Eifeler Glockengießerei, Brockscheid | 1971 |
Pfarrer
Folgende Pfarrer wirkten bislang an St. Thomas als Seelsorger:[10]
von – bis | Name |
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vor 1830–1847 | Johann Leonhard Nybein[11] |
1847–1865 | Hermann Joseph Meckel[12] |
1865–1870 | Wilhelm Ketteler[13] |
1870–1900 | Peter Joseph Beuel[14] |
1900–1904 | Edmund Hubert Klein[15] |
1904–1940 | Viktor Timmermann |
1941–1970 | Josef Lambertz |
1970–1974 | Pater Johannes Arndt |
1974–1981 | Johannes Spölgen |
1981–1983 | Vakant |
1983–2011 | Heinrich Müller |
Seit 2011 | Andreas Galbierz |
Weblinks
Einzelnachweise
- Paul Hartmann, Edmund Renard: Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Band 9: Die Kunstdenkmäler des Kreises Düren. Herausgegeben von Paul Clemen, Düsseldorf 1910, S. 126.
- Bischöfliches Generalvikariat (Hrsg.): Handbuch des Bistums Aachen 3. Ausgabe, Aachen 1994, S. 319.
- St. Thomas von Canterbury in Ellen. In: Internetseite Kirchenmusik in der Region Düren. Abgerufen am 5. November 2017.
- Kath. Pfarrkirche St. Thomas von Canterbury in Niederzier - Ellen. In: Homepage von Käthe und Bernd Limburg. Abgerufen am 5. November 2017.
- Bischöfliches Generalvikariat (Hrsg.): Handbuch des Bistums Aachen 3. Ausgabe, Aachen 1994, S. 320.
- St. Thomas von Canterbury in Ellen. In: Internetseite Kirchenmusik in der Region Düren. Abgerufen am 28. Februar 2016.
- Niederzier-Ellen, Kath. Kirche St. Thomas von Canterbury. In: Internetseite Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jahrhunderts e.V. Abgerufen am 28. Februar 2016.
- St. Thomas von Canterbury Ellen. In: Internetseite Kirchenmusik in der Region Düren. Abgerufen am 28. Februar 2016.
- Norbert Jachtmann: Glockenmusik in der Region Düren
- Bischöfliches Generalvikariat (Hrsg.): Handbuch des Bistums Aachen 3. Ausgabe, Aachen 1994, S. 319.
- Erzbischöfliches Generalvikariat (Hrsg.): Handbuch der Erzdiözese Köln. Band 3, Köln 1833, S. 18.
- Erzbischöfliches Generalvikariat (Hrsg.): Handbuch der Erzdiözese Köln. Band 10, Köln 1863, S. 88.
- Erzbischöfliches Generalvikariat (Hrsg.): Handbuch der Erzdiözese Köln. Band 12, Köln 1869, S. 71.
- Johann Peter Ferdinand (Hrsg.): Handbuch der Erzdiözese Köln. Band 16, Köln 1892, S. 81.
- Erzbischöfliches Generalvikariat (Hrsg.): Handbuch der Erzdiözese Köln. Band 18, Köln 1901, S. 82.