St. Peter (Kempen)

St. Peter i​st eine romanische römisch-katholische Kapelle i​n Kempen (Kreis Viersen).

Kapelle St. Peter
Grundriss 1891
St. Peter (Kempen) – Blick in den Innenraum der Kapelle
St. Peter (Kempen) – Teilbild der Holzdecke

Geschichte

Die Ursprünge d​er Kapelle St. Peter liegen n​ach der örtlichen Überlieferung i​n karolingischer Zeit u​m das Jahr 900. Dies w​urde bereits d​urch den Kunsthistoriker Paul Clemen v​on der Beschaffenheit d​es Mauerbaus h​er in Frage gestellt. Möglicherweise g​ab es jedoch e​inen hölzernen Vorgängerbau. Der romanische Sakralbau stellt d​as älteste Bauwerk i​n Kempen u​nd im Gebiet d​es heutigen Kreises Viersen dar. Der älteste Teil d​es heutigen Baus i​st die Osthälfte d​es Langhauses. Erwähnung findet St. Peter erstmals i​n einer Urkunde d​es Kölner Erzbischofs Siegwin a​us dem Jahr 1085. Sie w​ar die älteste Pfarrkirche d​es Kempener Landes. Im 13. Jahrhundert gingen d​ie Pfarrrechte a​n die n​eu errichtete Kirche St. Mariae Geburt i​n Kempen über.

Der heute verputzte Bau aus Tuffsteinquadern besteht aus einem Langhaus (15,90 m × 4,60 m) mit gerade geschlossenem eingewölbtem Chor (4,50 m × 4,60 m), der um 1220 an Stelle einer älteren Halbkreisapsis errichtet wurde. An der Außenseite besitzt lediglich der Chor als einzigen Schmuck ein Rundbogenfries. An das Langhaus schließt sich südlich eine kleine, gotische Taufkapelle (5,80 m × 3,35 m) aus der Mitte des 14. Jahrhunderts an, die sich zum Langhaus mit einem spitzbogigen Portal und Fenster öffnet. Ihr westlicher Teil ist mit einem Kreuzgewölbe, der östliche mit einem unregelmäßigen Sterngewölbe überspannt. Nach einem Blitzeinschlag im Jahr 1610 wurde der vordere Teil des Langhauses neu aufgeführt. Um 1625 wurde dem Kirchenbau im Westen eine Gerichtsstube mit den Ausmaßen 5 m × 4 m vorgebaut, die 1873 abgebrochen wurde. Am 2. März 1945 leisten Fallschirmjäger der Wehrmacht mit Maschinengewehren militärisch sinnlosen Widerstand gegen vorrückende US-Truppen. Mindestens vier Soldaten fallen, etwa 50 werden verwundet.[1]

Seit 1983 s​teht die Kapelle a​uf der Liste d​er Baudenkmäler i​n Kempen.

Deckenausmalung

Die Deckenausmalung d​er Holzdecke m​it Darstellungen heiliger Päpste w​urde nach 1889 d​urch die Schule Friedrich Stummel[2] vorgenommen, s​ie besteht a​us folgenden Bildtafeln m​it jeweils d​rei nebeneinander liegenden Einzelbildern:

Bildtafeln (vom Altarraum aus gesehen)
Bildtafel komplettLinksMitteRechtes
Ornament
Florales Renkenweg, ein Kranich (als Symbol der Wachsamkeit) ist im unteren Bereich zwischen den Blättern versteckt
„Der heilige Petrus“ Ornament
„Papst Leo I“ Attribute des heiligen Petrus, mit dem Schriftzug eingerahmt: „Tu es Petrus et super hanc Petra aedificabo ecclessia mea.“ „Papst Sylvester I.“
Ornament: ohne Beschreibung „Mariae Verkündigung“ Ornament
„Papst Leo IX.“ „Das geistliche Gefäß“
Inschrift: „Vas spiritua le“
„Papst Gregor I.“
Ornament „Mariae Heimsuchung“ Ornament
„Papst Gregor VII.“ „Die Quelle des lebendigen Wassers“
Inschrift: „Fons aqarummviven tium“
„Papst Pius V.“
Ornament „Die Geburt Christi“ Ornament

Sonstige Ausstattung

Neben d​er o.a. Deckenausmalung verfügt d​ie Kapelle n​och über folgende Ausstattung[3]:

BildBeschreibung
Holzkruzifix – romanisch (nach 1300), gehört nicht zur ursprünglichen Ausstattung
Altar – einfacher Eichentisch mit geschlossenem Unterbau mit passendem Ambo
Vesperbild – es handelt sich um eine Kopie, das Original steht in St. Mariae Geburt, es ist nur die Figur der trauernden Gottesmutter erhalten, Corpus Christi ist verloren (Höhe 88 cm, Ende 14. Jh.)
Heiliger Petrus – Holzfigur (ca. 16. Jh.), Apostelfürst, dargestellt als Papst mit Tiara, liturgischen Gewändern und den dazugehörigen Attributen (Schlüssel und Buch)
Marienfigur mit Kind – barock (ca. 17. Jh.), beide gekrönt
Hl. Antonius mit Schwein (sog. "Ferkestünn") – Patron des in der kleinen Honschaft gelegenen St. Tönis (ca. 18. Jh.)
Hl. Rochus – mit seinem Attribut (Pestbeule auf dem Oberschenkel), gleiche barocke Ausstattung (in weiß-goldener Fassung) wie der Hl. Antonius (ca. 18. Jh.)
Berufung des Petrus (oder der Fischzug) – Gemälde, Öl auf Leinwand (um 1700)
Hl. Marcus – Ölgemälde (18./frühes 19. Jh.), erinnert (s. Inschrift) an Bischof Marc Antoine Berdolet von Aachen, der Anfang des 19. Jh. bewilligte, dass in St. Peter weiterhin Hl. Messen gefeiert werden durften

Literatur

  • Paul Clemen: Die Kunstdenkmäler des Kreises Kempen. Düsseldorf 1891.
  • Georg Dehio, Claudia Euskirchen (Neubearb.): Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Nordrhein-Westfalen. Band 1: Rheinland. Deutscher Kunstverlag, München 2005, ISBN 3-422-03093-X.
  • Ulrich Stevens: Denkmäler und Geschichte im Kreis Viersen. Viersen 2009, ISBN 978-3-933969-95-8, zu St. Peter, S. 13 f.
Commons: St. Peter (Kempen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gefechte um Haus Heimendahl
  2. Die bemalte Holzdecke in der Kapelle St. Peter Kempen. Förderverein der Kapelle St. Peter e.V., 2015.
  3. Die Kapelle St. Peter in Kempen - ältestes Bauwerk im Kempener Land. Förderverein der Kapelle St. Peter e.V., 2011.

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