St. Nikolai (Pritzwalk)
Die evangelische Pfarrkirche Sankt Nikolai in Pritzwalk ist seit über 750 Jahren Mittelpunkt kirchlichen Lebens der Stadt. Regelmäßig wird hier zu Gottesdiensten, zu Zeiten des Gebetes und der Stille wie auch zu kirchenmusikalischen Veranstaltungen eingeladen. Im Stadtzentrum gelegen, prägt sie das Stadtbild.
Baugeschichte
Der Bau der Stadtkirche St. Nicolai begann im Jahre 1256, als Pritzwalk auch das Stadtrecht erhielt. Die Hauptkirche der Stadt Pritzwalk erhielt das Patrozinium des heiligen Nikolaus und nachträglich der heiligen Maria.
Nach Bränden, die die Vorgängerkirche, vermutlich eine kreuzförmige Basilika mit westlichem Querturm, wiederholt zerstörten oder verwüsteten, wurde das Gotteshaus umgebaut oder erweitert. Damit hat sich die Gestalt des Bauwerkes über die Jahrhunderte mehrmals verändert. Lediglich der Turm mit der romanischen Westfassade aus sauber gequadertem Feldsteinmauerwerk blieb immer an der gleichen Stelle. Nach einer Feuersbrunst im Jahre 1501 gab eine damit notwendig gewordene Rekonstruktion der Pfarrkirche im Wesentlichen die heute sichtbare Gestalt.
Am 1. November 1821 wurde die Kirche durch einen weiteren großen Stadtbrand zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte bis 1828, jedoch zunächst ohne hohen Turm. Dieser wurde erst 1880 bis 1882 in neugotischen Backsteinformen nach Plänen des Berliner Architekten Friedrich Adler neu errichtet. Der Turm wurde im Zweiten Weltkrieg beschädigt. In den 1970er-Jahren mussten defekte filigrane Schmuckelemente wie Fialen, Attikabögen und Gesimse umfangreich abgebrochen werden. 1999/2000 erfolgte die Rekonstruktion des Turmes nach den alten Plänen. Die Sanierung umfasste die Wiederherstellung fehlender Mauerwerkselemente, die Fassadensanierung einschließlich des Feldsteinsockels, die Neugestaltung der Turmentwässerung, die Neueindeckung der Turmquerhäuser, die Sanierung von Fenstern und der Holz-Treppenanlage.
Äußere Gestalt
Stadtbildprägend ist der 72 m hohe, bis in die Spitze aus gebrannten Ziegel- und Formsteinen gemauerte neugotische Turm.
In ihrer heutigen Erscheinungsform ist die Pfarrkirche St. Nikolai eine spätgotische Hallenkirche mit drei gleich hohen Schiffen, polygonalem Umgangschor im Osten und dem Turm im Westen. In ihr steckt die frühgotische Basilika des 13. Jahrhunderts. Das Mauerwerk bestand ausschließlich aus sorgfältig bearbeiteten, fast gleichmäßig großen und sehr regelmäßig geschichteten Feldsteinen. Vom ursprünglichen kreuzförmigen Feldsteinbau aus dem 13. Jahrhundert sind Teile des ehemaligen Querschiffes und der Unterbau des Turmes erhalten. An der südlichen Langhausseite befindet sich eine zweigeschossige Kapelle (Taufkapelle im unteren Geschoss) aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.
Ausstattung
Das Gewölbe des Langhauses wird von Rundpfeilern getragen (im Chor mit Ziegelinschriften). Die Strebepfeiler sind nach innen gezogen. Der Chor und die Seitenschiffe sind überspannt von gebusten Kreuzrippengewölben, während das Mittelschiff, die Südkapelle (Taufkapelle) sowie die Turmhalle Sterngewölbe tragen.
Der wertvolle spätgotische Flügelaltar von 1520, der die heilige Anna als Zentralfigur zeigt, stammt aus der 5 km östlich von Pritzwalk gelegenen ehemaligen Wallfahrtskirche Alt Krüssow (Leihgabe seit 1976).[1]
Die Altargarnitur ist Berliner Eisenkunstguß nach Entwürfen von Karl Friedrich Schinkel. Die sonstige Innenausstattung der Kirche ist aus neugotischer Zeit (um 1882).
In der Taufkapelle – als Winterkirche genutzt – zeigt ein Glaskunstfenster (Entwurf: Ilse Fischer (Malerin), 1953; Ausführung: Katharina Peschel, Berlin-Mahlsdorf) den gekreuzigten Christus, seine Mutter Maria und der Jünger Johannes. Ein bemerkenswertes Detail der mittelalterlichen Bauausstattung der Taufkapelle sind die figürlichen glasierten Eckkonsolen, die das Sterngewölbe tragen. Es sind groteske Wesen mit langen Ohren und herausgesteckten Zungen gezeigt. Ganz ähnliche Konsolen besitzt die Nordkapelle der Wallfahrtskirche Alt Krüssow, die ebenfalls im frühen 16. Jahrhundert entstanden ist und eine ähnliche Giebelgestaltung aufweist.
- Altar
- Taufkapelle (Winterkirche)
- Figürliche Konsole in der Taufkapelle
- Schuke-Orgel
- Zuberbier-Orgel
Kirchengeschichte
Die Gründung der Kirche war um das Jahr 1230. Der Chor mit Hochaltar wurde 1441 durch den Bischof von Havelberg, Konrad von Lintorff geweiht.
Als 1539 die lutherische Reformation auch Pritzwalk erreichte, wurde aus der bis dahin katholischen eine nun evangelische Kirche. Heute gehört die Pfarrkirche zum Evangelischen Kirchenkreis Havelberg-Pritzwalk.
Kirchenmusik
Die Orgel wurde 1956/58 durch die Firma Schuke (Potsdam) gefertigt. Es war der erste große Orgelneubau dieser Orgelbaufirma nach dem Zweiten Weltkrieg.
Das Schleifladen-Instrument hat 2.664 Pfeifen auf drei Manualen und Pedal. Das Instrument hat folgende Disposition:
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- Koppeln: I/II, III/II, I/P, II/P., III/P.
In der Taufkapelle befindet sich eine einmanualige Zuberbier-Orgel mit 294 Pfeifen und folgender Disposition:
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Diese kleine Orgel wurde von Johann Friedrich Leberecht Zuberbier im Jahre 1784 gebaut. Die Orgel in der Taufkapelle wird während der kalten Jahreszeit für Gottesdienste und im ganzen Jahr für kammermusikalische Veranstaltungen genutzt.[2]
Einzelnachweise
- Wallfahrtskirche Alt-Krüssow
- Archivierte Kopie (Memento vom 10. August 2014 im Internet Archive)
Weblinks
- Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09160485 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg
- Kirche St. Nikolai – Kirchgemeinde Pritzwalk
- Kirche St. Nikolai – Stadt Pritzwalk
- Routen der Romanik in Berlin und Brandenburg – St. Nikolaikirche, Pritzwalk