St. Nicolaus (Hamburg-Alsterdorf)
Die evangelisch-lutherische Kirche St. Nicolaus im Hamburger Stadtteil Alsterdorf liegt auf dem Gelände der Evangelischen Stiftung Alsterdorf direkt an der Sengelmannstraße.
Kirchenbau
Die Kirche St. Nicolaus hat eine wechselvolle Geschichte als Anstaltskirche der von Pastor Heinrich Sengelmann gegründeten Alsterdorfer Anstalten. Noch zu Lebzeiten von Sengelmann wurde sie 1889 im neogotischen Stil durch den Architekten Gustav Otte erbaut. (Vorausgegangen war ein Dreier-Wettbewerb unter anderem mit Julius Faulwasser). Sie ist eines der letzten noch erhaltenen historischen Gebäude der damaligen Alsterdorfer Anstalten. Der Grundriss und eine Querschnittszeichnung wurden bereits 1890 in Hamburg und seine Bauten, Band 1 abgebildet. Die gesamte Länge der Kirche beträgt etwa 31 Meter und die Breite etwa 16,5 Meter.
Zeitweise war sie die Kirche der ehemaligen Evangelisch-Lutherischen Kirche im Hamburgischen Staate und der nachfolgenden Nordelbischen Kirche für den Stadtteil Alsterdorf.
- Fensterausschnitt
Vom Inneren der Kirche gibt es zwei Fotoaufnahmen aus den ersten 75 Jahren: Das Foto aus der Zeit vor 1908 zeigt den Kirchenraum mit einer aus Rankengirlanden und einigen Text-Kartuschen gestalteten Jugendstil-Ausmalung.[1] Ein jüngeres Bild, das nach dem Ersten Weltkrieg aufgenommen worden sein muss, weil links neben dem Altarraum bereits eine ‚Ehren-Tafel‘ für die Gefallenen angebracht war, lässt etwas deutlicher das zentrale Glasfenster über dem Altar erkennen, aus dem auch der abgebildete Foto-Ausschnitt entnommen ist.[2] Dieses wurde nach Entwürfen des jungen Künstlers Melchior Lechter vorgenommen.[3]
Renovierung 1938
Bei der Renovierung, die zum 75-jährigen Jubiläum von den Architekten Hopp und Jäger vorgenommen wurde, sind mit einer Erneuerung der Orgel und Empore, der Seitenfenster sowie Entfernung des darunter umlaufenden Sockels – und stattdessen Ausmalung mit einem schlichten weißen Farbanstrich – auch eine Erneuerung der Gefallenen-Ehrung im umgestalteten Vorraum, der Kanzel, des Taufständers sowie des Altars von ihnen durchgeführt worden. Zudem wurde der Altarraum vollständig dadurch umgestaltet, dass unter Ersetzung des defekten Altarraumfensters die Ostwand geschlossen und ein großflächiges Wandbild mit einem Kruzifixus darauf seinen Platz gefunden hat.
Innenausstattung
Altarraum-Wandbild
In einer nur unvollkommen erhaltenen Entwurfszeichnung – betitelt mit „Umgestaltung Innenraum Vorschlag 2 Hamburg den 18. III. 1936 Arch. H. Distel / A. Grubitz“ war bereits zuvor an dieser Stelle eine großflächige Kreuzes-Darstellung angedacht worden. Vermutlich wegen eines Flugzeugabsturzes[4] und anderweitigem Finanz- und Baubedarf wurde jedoch dieses Vorhaben noch nicht realisiert, sondern erst mit der o. g. Renovierung. Dieses Wandbild hat – insbesondere in den Jahren nach 1987 – Kontroversen hervorgerufen, so dass sich seitdem verschiedene Interpretationen gegenüber stehen.
Außer der zentralen Darstellung des Gekreuzigten lässt das Foto von 1938[5] die formale Gestaltung mehrerer Figurengruppen erkennen:
„a. Im oberen Umfeld zum Kreuz ist ganz oben die erwähnte Geist-Taube auszumachen sowie die die himmlische Welt repräsentierenden Engelgestalten – je zwei zur linken und zwei zur rechten Seite; durch die Farbgebung sind sie als ‘Hintergrund‘ weniger hervorgehoben;
b. im darunter sichtbaren Umfeld des ‘Vordergrundes‘ ist rechts vom Kreuz eine Gruppe von fünf Personen um die – für Alsterdorfer mit Sicherheit auf Grund der fast fotografischen Darstellung – erkennbare Figur des Anstaltsgründers H. Sengelmann positioniert;
c. eine weitere Gruppe im ‘Vordergrund‘, die dicht von der linken Seite des Kreuzes an – in einem sich etwas entfernenden und gebogenen Winkel bis unterhalb des Kreuzes – zusammensteht, umfasst acht Personen; davon ist ebenfalls durch die Nutzung einer Bildvorlage im äußersten, linken Winkel-Eckpunkt Martin Luther als Mönch mit Tonsur deutlich auszumachen;
d. in Verlängerung der Schenkel des ‘unteren Winkelteils‘ der acht Persone Personen – jedoch durch einen Zwischenraum etwas abgetrennt – befinden sich im rechten Bildteil des Vordergrundes zwei weitere Personen: eine davon ist durch die Gestaltung ohne eigene Kleidung und in Zuordnung zur Begleitung deutlich als behindert dargestellt; durch die Positionierung in Bezug auf die Gruppe c) und auf der rechten Bildseite auch unterhalb der Gruppe b) entsteht eine besondere Zuordnung zu beiden.“[6]
Deutungsprobleme bieten in den Gruppen (b) und (d) diejenigen Personen, die ohne ‘Heiligenschein‘ dargestellt sind. Dabei handelt es sich in der ‘Sengelmann-Gruppe‘ (b) um ein Kleinkind[7] und einen halbwüchsigen Jungen an Sengelsmanns Seite. Für beide lässt das Bild keinerlei Behinderung erkennen, so dass als Grund für die Darstellungsweise ‘ohne Heiligenschein‘ ein solcher gemeinsamer Hintergrund ausscheidet.
Seit 1987 wird jedoch das Gegenüber von 12 Personen ‘mit Heiligenschein‘ zu den dreien ‘ohne‘ mit Wertigkeiten der Menschen in Zusammenhang gebracht und diese drei ohne Begründung als Menschen mit Behinderung gedeutet. Da ab dieser Zeit zu Recht das an Alsterdorfer Anstalts-Bewohnern in der Kriegszeit verübte NS-Mordgeschehen der „Euthanasie“ angeprangert wurde, hat diese Interpretation eine gewisse Akzeptanz gefunden. Andererseits ist diese Interpretation zugleich mit den genannten und weiteren Problemen verbunden, denn es werden zusätzlich mehrere fragliche Dinge angenommen:
- die Entstehung des Bildes 1938 liegt zeitlich mehrere Jahre vor den bezeugten Morden an über 600 Menschen mit Behinderungen aus Alsterdorf;
- die Christus-Darstellung bilde einen „arischen“ Jesus (vgl. Evangelische Stiftung Alsterdorf#Wandbild des arischen Christus) und geradezu einen Muskelmann[8] ab, wie es auf der Alsterdorfer Webseite und in einigen Dokumenten heißt;
- das Bild sei von dem damaligen Anstaltsleiter, Friedrich Lensch, hergestellt. Er habe quasi seine spätere Entscheidung zur Meldung von Personen, die zum Teil in andere Anstalten abtransportiert wurden, in der Darstellung ohne Heiligenschein (= ‚lebensunwert‘) bereits Jahre früher zum Ausdruck gebracht.[9]
Diese historischen Zuordnungen sind jedoch nach einer anderen Sicht nicht tragfähig und berücksichtigen nicht alle verfügbaren zeitgenössischen Quelleninformationen.
- Für die Renovierung der Kirche hat Pastor Lensch ausdrücklich auf die Tätigkeit der Architekten Hopp und Jäger verwiesen. Aufgrund des Wissens über die künstlerische Ausbildung von Hopp sowie über seine Entwürfe und Ausführungen für andere Kirchen ist es wahrscheinlicher, dass die wesentlichen Elemente der Darstellung von Hopp entworfen wurden. Allerdings hat Lensch durchaus auch Details (hauptsächlich einige der Gesichtsdarstellungen) selbst gestaltet.[10] Schon allein die Herstellung von Vorlagen für einen – die große Wandfläche abdeckenden – Entwurf, der in richtigen Proportionen zur Ausführung übertragen wurde, wäre nicht von Lensch zu erwarten. Hopp dagegen hatte bereits z. B. 1924 bei der Ausmalung der Stadthalle die Deckenmalerei des Hochzeit-Saales vorgenommen. Er war gelernter Dekorationsmaler.
- Die Vermutung, dass ein „arischer“ Jesus dargestellt sei, lässt sich durch den Vergleich mit ähnlichen Darstellungen nicht verifizieren.[11]
- Die Erklärung der differenzierten Darstellung – mit und ohne Heiligenschein – ist nicht so zu verstehen, dass Behinderte niemals ‚mit‘ dargestellt werden könnten. Vielmehr spielt für die Zulassung zum Altar-Sakrament in damaliger Zeit die Konfirmation eine entscheidende Rolle. Die drei Personen ohne Gloriole sind solche, die nicht konfirmiert sind: ein Kleinkind, ein Junge sowie ein als stark behindert Dargestellter. Zur ‚Gemeinschaft der Heiligen‘, wie es das Glaubensbekenntnis formuliert, gehörten nach damaliger Vorstellung nur diejenigen, die am Abendmahl teilhaben – in Einung mit den Himmlischen.[12] Insofern sind im Altarbild in Gruppe (a) auch als Hintergrund vier Engelfiguren um das Kreuz sowie eine Taube darüber mit Heiligenschein abgebildet, womit sowohl der dritte Artikel des Glaubensbekenntnisses als auch die Abendmahlsliturgie ausgelegt und veranschaulicht werden. Wenn eine Unterscheidung durch das Bild ausgedrückt wird, dann ist es die Zulassung zum Abendmahl, die damals an andere Bedingungen geknüpft war, als es in den Jahrzehnten ab den 1970er Jahren der Fall war. Auch die Predigt und Auslegung des „Heiligenscheines“ 1938 durch Pastor Lensch formuliert die Wertschätzung der anvertrauten Behinderten und eine ausdrückliche Abgrenzung vom „Euthanasie“-Denken.[13] Der Text ist 1938 veröffentlicht worden, was damals durchaus als mutige Stellungnahme gegen offizielle NS-Sicht zu beurteilen ist[14] und nicht der oben geschilderten und ab 1987 verbreiteten gegenteiligen Sicht entspricht.
Die Konfirmation derjenigen Behinderten, die die entsprechende Unterrichtung aufnehmen konnten, ist in der Zeit ab 1933 regelmäßig in den „Briefen und Bildern aus Alsterdorf“ für den Sonntag Palmarum bezeugt.[15] Ihre Zulassungsberechtigung zum Abendmahl war damit gegeben. Es ist nicht ausgeschlossen, dass einige der jüngeren Personen auf dem Altarbild mit Heiligenschein solche konfirmierten Gemeindeglieder darstellen.
Neuer Altaraufsatz
Mit der besonderen Bedeutung des Konfirmations-Sonntags Palmarum hängt ein Element der Neugestaltung des Altars zusammen. Dieser hat bei der Renovierung 1938 einen Aufsatz erhalten, der durch die Metallbildhauerin Eva Dittrich erarbeitet wurde. Zu fünf kirchlichen Festtagen hat sie in Absprache mit Bernhard Hopp Szenen biblischer Motive in dünne Kupferblech-Reliefs getrieben. Diese Festtagsreihe beginnt mit dem Einzug Jesu in Jerusalem, wie eine Abbildung des Altars von 1938 zeigt. Es folgen in der Reihenfolge der neutestamentlichen Erzählungen Weihnachten, Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten. Das entspricht der Perikopenordnung, in der zum Beginn des Kirchenjahres, am 1. Sonntag im Advent, Matthäus 21,1–9 als Evangeliumstext gelesen wird. damit soll die Bedeutung von Advent = Ankunft Jesu herausgestellt werden. Dieselbe Evangeliumslesung ist dem Palmsonntag zugeordnet.
- Palmarum
- Weihnachten
- Ostern
- Himmelfahrt
- Pfingsten
Umgestaltungen der Kirche
Die Feier des Abendmahls ist in evangelischen Kirchen sowohl rechtlich (seit den 1970er Jahren) als auch praktisch einem Wandel unterworfen, der Jüngeren kaum bewusst ist – und der zur Umgestaltung in zahlreichen Kirchen geführt hat. Voraussetzung der Abendmahls-Teilnahme ist allein die Taufe, und vielfach werden neue Formen praktiziert, die den Charakter als gemeinsame Sammlung um den Altar herum als ‚Tisch des Herrn‘ haben. In St. Nicolaus ist deshalb der durch eine umlaufende Stufe etwas erhöhte und gemauerte Altar durch einen mobilen Tisch ersetzt worden. Die zuvor praktizierte Anmeldung entfiel. Die fünf ehemaligen Altarreliefs wurden auf die Kassetten der Kanzel platziert, wobei die Reihenfolge chronologisch nach dem Kirchenjahr ‚korrigiert‘ wurde, so dass von links nach rechts umlaufend jetzt das Weihnachtsbild den Anfang macht.
Aufgrund der Interpretation des Altar-Wandbildes sind mehrere Versuche unternommen worden, dessen den Raum bestimmende Sichtbarkeit zu verändern. Ein erster Versuch, mit einem Vorhang das Wandbild zu verdecken, wurde aufgegeben. Der Bauausschuss der Nordelbischen Kirche legte einerseits fest, dass das Ensemble von 1938 erhalten bleiben solle, aber durch ein alternatives Kunstwerk möglicherweise die Raumgewichtung neu vorgenommen werden könnte. Allerdings hat die von Klaus-Jürgen Luckey geschaffene Metallskulptur, die den kreuztragenden Christus auf seinem Leidensweg in der legendären Begegnung mit Veronica und deren Schweißtuch in Szene setzt, diese Erwartungen nicht erfüllt. Der dritte Versuch einer optischen Brechung durch ein Kunstwerk eines behinderten Künstlers stellt im Vordergrund die Vielfalt des Universums dar und erlaubt aus dem Raum nur einen gebrochenen Durchblick auf das Wandbild.
In dem denkmalgeschützten Gebäude das Wandbild ganz zu entfernen, gehört zu den erklärten Zielen der Evangelischen Stiftung Alsterdorf. Ob das Kunstwerk, dessen Urheber noch keine 70 Jahre verstorben sind, entfernt werden darf, ist noch ungeklärt. Ähnlichen rechtlichen Fragen unterliegt auch die geplante Entfernung der Kanzel mit den Reliefs von Eva Dittrich.
Orgel
Im Jahr 1866 wird eine Orgel, welche zuvor bis 1863 in der Brunsbütteler Jakobuskirche erklang, in die Vorgängerkapelle der St. Nicolauskirche umgesetzt. Dieses Instrument, von der Brunsbütteler Jakobuskirche von einem noch rätselhaften Herrn Hans Jürgen Pape für 500 mk erworben (es handelte sich nicht um die Stellwagen-Orgel aus der Glücksstädter Schlosskapelle!) wurde mit dem Neubau der St. Nicolauskirche an die Hamburger St. Jacobi-Gemeinde veräußert. Der reich verzierte Barockprospekt diente als Grundlage für ein neues Instrument für deren 1860 erbauten Kapelle auf dem neuen St. Jacobi-Friedhofes in Eilbek (später Osterkirche in Hamburg-Eilbek). 1895 erfolgte durch Ernst Röver in der neuen St. Nicolauskirche ein Neubau, der 1930/1935 durch einen unbekannten Orgelbauer um drei Register erweitert wurde. Emanuel Kemper & Sohn führte 1952 einen Umbau durch. Die heutige Orgel stammt aus dem Jahr 1963 und wurde von Walcker & Cie. als opus 4461 gebaut und 1989 von Claus Sebastian renoviert und umgebaut.[16] Das Instrument verfügt über 25 Register, die sich auf drei Manuale und Pedal verteilen. Spiel- und Registertrakturen sind mechanisch. Die Disposition lautet:[17]
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- Koppeln: I/II, III/I, I/P, II/P, III/P
Literatur
- Ralf Lange: Architektur in Hamburg. Junius Verlag, Hamburg 2008, ISBN 978-3-88506-586-9, S. 234.
- Uwe Gleßmer / Alfred Lampe: Kirchgebäude in den Alsterdorfer Anstalten: Die Umgestaltungen der St. Nicolauskirche, Friedrich K. Lensch (1898–1976) und Deutungen des Altar-Wandbildes. 2. korrigierte und erweiterte Auflage. Books on Demand, Norderstedt 2016, ISBN 978-3-7392-1298-2.
- Uwe Gleßmer / Alfred Lampe: Mit-Leiden an Alsterdorf und seinen Geschichtsbildern von den Anstalten. Books on Demand, Norderstedt 2019, ISBN 978-3-7504-0860-9.
Weblinks
Einzelnachweise
- In Bilder aus den Alsterdorfer Anstalten (1908) S. 7 Tafel II Bild 4 Digitalisat URL=http://resolver.sub.uni-hamburg.de/goobi/PPN77000069X.
- Alsterdorfer Anstalten in Wort und Bild (1932) S. 37 Digitalisat http://resolver.sub.uni-hamburg.de/goobi/PPN657029246.
- Zu den Inhalten und insbesondere zu den Engeldarstellungen in der Rosette über der Darstellung des die Kinder segnenden Jesus, siehe bei Gleßmer / Lampe (2019) S. 236ff.
- siehe dazu Lensch, Friedrich: Der Leib des Menschen und das Christentum.- in: Hamburgische Kirchenzeitung (1936) S. 137–138 Hamburgische Kirchenzeitung 1936. Abgerufen am 18. Februar 2020.
- Foto des Altarraums. In: huj-projekt.de (Kirchenbauten von einem Hamburger Architekturbüro (1930 bis 1962/80)). Abgerufen am 12. Februar 2020.
- Gleßmer / Lampe (2019) S. 115.
- wahrscheinlich ist damit der Tod seines Sohnes Gustav nach acht Monaten sowie der der ersten Frau, Adele Sengelmann, angedeutet; siehe Gleßmer / Lampe (2019) S. 121; dort auch zur kinderlosen zweiten Ehe mit Jane Elisabeth Sengelmann.
- Aussage des Psychologen Michael Wunder, zitiert nach Ursula Storost: Psychiatrie im Nationalsozialismus. In: Deutschlandfunk. 25. November 2010, abgerufen am 12. Februar 2020.
- Siehe z. B. in Stefanie Endlich, Monica Geyler-von Bernus, Beate Rossié (Hrsg.): Christenkreuz und Hakenkreuz. Metropol Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-940938-12-1, S. 102 f. Dort wird diese Ansicht ausführlich dargelegt. „Pastor Friedrich Lensch persönlich“ wird als Urheber des Bildes bezeichnet und es wird behauptet, dass „drei der Dargestellten […] als Menschen mit Behinderung erkennbar“ wären. Tatsächlich sind zwei der Personen ohne Heiligenschein eindeutig Kinder.
- Der einzige Beleg, dass Lensch an der Ausgestaltung des Bildes beteiligt war, stammt aus den Tagebuch-Notizen von Hopp, der an einem der Tage seiner zahlreichen Aufenthalte an der Baustelle am 22.9.1938 notiert: „P. Lensch ist bei dem Bild beschäftigt“; siehe Gleßmer / Lampe, 2016, ISBN 978-3-7392-1298-2, S. 122. Eine ausführlichere Darstellung der beiden Autoren ist 2019 unter ISBN 978-3-7504-0860-9 im Rahmen des Hopp-und-Jäger-Projektes entstanden (siehe dort u. a. auch als PDF).
- Ähnliche, von Hopp entworfene Altarwand-Ausmalungen mit einem Kruzifixus liegen für die Maria-Magdalenen-Kirche (1938) als auch für die Johanneskirche in Pötrau bei Büchen (1953) vor, ohne dass die Idee einer „arischen“ Anmutung des Gekreuzigten hier als Kritik dokumentiert – oder durch kunstgeschichtliche Stilelemente sinnvoll zu begründen wäre. Die Verweise auf die Darstellung als „Muskelmann“ ist unbegründet.
- Instruktiv ist die Sicht, die der auf Pastor Sengelmann folgende Anstaltsleiter Pastor Paul Stritter (und Vorgänger von P. Lensch) 1910 auf einem Kongress unter dem Titel „Die Konfirmation Schwachsinniger“ vorgetragen hatte. Quelle aus Upload: Paul Stritter: Die Konfirmation Schwachsinniger. [Sonderdruck: Konferenzvortrag von Direktor Pastor Stritter]. Norden 1910. – Nicht so ausführlich, jedoch inhaltlich entsprechend stellt er das Problem Konfirmation – Abendmahlsteilnahme in Stritter (1930) SB S. 13 dar (Upload).
- Briefe und Bilder aus Alsterdorf 1938 Jubiläumsbericht huj-projekt.de PDF
- vgl. zu den Reaktionen des Ortsgruppen- und des Kreisleiters der NSDAP bei Gleßmer / Lampe (2019) S. 132 sowie das entsprechende Dokument (aus StAHH 213-12_0013 Band 071, p. 125f.
- Die Hefte sind verfügbar (mit aufsteigenden Jahreszahlen) beginnend unter der Adresse huj-projekt.de/downloads/Briefe_u_Bilder_aus_Alsterdorf_1933.pdf bis 1937 sowie für 1931f und einem ersten Heft „…1938-1_Zum_75j.pdf“.
- Günter Seggermann, Alexander Steinhilber, Hans-Jürgen Wulf: Die Orgeln in Hamburg. Ludwig, Kiel 2019, ISBN 978-3-86935-366-1, S. 153.
- Orgel von St. Nicolaus orgbase.nl; abgerufen am 1. Februar 2017.