St. Johann (Sigmaringen)

Die römisch-katholische Pfarrkirche St. Johann (auch: St. Johannes Evangelist) i​st eine barocke Saalkirche i​n Sigmaringen i​m gleichnamigen Landkreis i​n Baden-Württemberg. Sie gehört z​ur Kirchengemeinde St. Johann Sigmaringen i​m Dekanat Sigmaringen-Meßkirch d​es Erzbistums Freiburg.

St. Johannes Evangelist beim Schloss Sigmaringen

Geschichte und Architektur

Innenansicht
Gang zwischen Schloss und Kirche
Altarraum
Kanzel

Die Kirche liegt am Nordrand der Altstadt zu Füßen des Schlosses, mit dem sie durch einen gedeckten Gang verbunden ist. Sie steht am Ort der 1359 erstmals unterhalb der Burg erwähnten romanischen Johanneskapelle. Der spätgotische, in den Jahren 1440–1444 erbaute Nachfolgebau erhielt 1464 die bis dahin zu Laiz gehörigen Pfarrrechte. Von dem Umbau unter Graf Karl II. von Hohenzollern-Sigmaringen (1580–1605) ist der 1583 vollendete Kirchturm erhalten. Eine Inschrift an der Nordseite von Hans Schaller mit dem Allianzwappen Hohenzollern/Oettingen trägt den Wortlaut: „Anno 1580 haben der Wo(h)lgebor(e)ne Herr, Herr charl Graff zu Hohenzollern / Sigmaringen unnd Vöhringen (= Veringen) Herr zu Haygerloch unnd Wehrstein / Dess hail(igen) Röm(ischen) Reichs Erbkäm(m)erer Ihrer Kais(erlichen) Mayestet Rath Des Erz-/herzogs Ferdinanden zu Öst(er)reich unnd Landes-Hauptman(n) der Graf-/schaft Hohenberg und die Hoch-Wo(h)lgebor(e)ne Frau Maria Euph(rosyne) Gräfinn / zu Hohenzollern gebor(e)ne Gräfinn von Öttingen haben diesen Thurm zu bauen angefang(en)“. Die heute erhaltene Kirche wurde in den Jahren 1757–1760 durch Johann Martin Ilg und Hans Jakob Stoffler erbaut. Im Jahr 1768 wurde das Glockengeschoss erneuert, erhöht und mit einer Zwiebelhaube bekrönt. In den Jahren 1892/1908, 1936 und 1959 erfolgten Restaurierungen und eine neubarocke Ergänzung der Ausstattung sowie eine Vergrößerung der Orgelempore, die 1908 durch den Tiroler Stuckateur Corra mit Bandelwerkornamentik versehen wurde. Das Innere ist in ein breit gelagertes rechteckiges Langhaus, ein schmales Querschiff und einen eingezogenen Polygonalchor gegliedert. Im Langhaus und im Chor ist über den gliedernden Wandpilastern ein flaches Tonnengewölbe mit Stichkappen eingezogen, über der Vierung ist ein in den Dachstuhl hineinragendes vierpassfömiges Kuppelgewölbe eingebaut.

Das Bauwerk i​st mit zarten Rocaillestuckaturen v​on Johann Jakob Schwarzmann i​m Chor u​nd am Querhausgewölbe verziert, während diejenigen a​m Chorbogen u​nd im Langhaus teilweise i​n der zweiten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts abgeschlagen wurden. Der Schmuck i​n den Fensterlaibungen w​urde 1892 d​urch Biehl ergänzt, d​ie sechs Stuckschilde über d​en Pilastern d​es Langhauses wurden 1959 n​ach Entwürfen Schwarzmanns d​urch J. Schnitzer nachgebildet. Die Deckengemälde u​nd Altarbilder wurden u​m 1760 v​on Meinrad v​on Au gemalt. Je e​in fürstlich-hohenzollernsches Wappen für d​en Bauherrn, Joseph Friedrich Ernst v​on Hohenzollern-Sigmaringen (1702–1769), befindet s​ich am Chorscheitelbogen u​nd über d​er Fürstenloge. Im Chor i​st eine Abendmahlsszene dargestellt, d​ie Zwickelbilder zeigen d​ie Auferweckung d​er Tochter d​es Jairus, d​ie Verklärung Christi u​nd Christus a​m Ölberg. In d​er Querhauskuppel i​st die Vision d​es Johannes a​uf Patmos dargestellt; d​ie Gemälde d​er Querschiffkapellen s​ind auf d​ie Heiligen d​er Altäre bezogen. Links i​st das Martyrium d​es Heiligen Fidelis, rechts dasjenige d​es Heiligen Johannes Nepomuk dargestellt, i​m Langhausfresko d​ie triumphierende Kirche.

Ausstattung

Fünf Stuckmarmoraltäre von Johann Michael Feichtmayr sind mit raumgreifender Rocaille und phantasievollen Pflanzenformen versehen, welche die Gemälde des Meinrad von Au rahmen. Das Hochaltarblatt aus dem Jahr 1767 zeigt die Kreuzigung. Über den seitlichen Portalbögen sind die Apostelfürsten als weiß gefasste Figuren von Johann Georg Weckenmann aus der Zeit um 1760 dargestellt. Der Bildhauer aus Haigerloch fertigte ebenfalls die Putti der im Aufbau sehr ähnlichen Chorbogenaltäre, im Gemälde des südlichen Altars sind die Vierzehn Nothelfer, im Gemälde des nördlichen die Heilige Sippe, komponiert um das Kinderbildnis Johannes des Täufers, dargestellt. Besonders eindrucksvoll sind die Altäre der Querarme, die aus einem Aufbau aus Voluten mit pilasterähnlichen Seitenteilen und lambrequinverziertem Gebälk, welches jeweils ein Fenster einfasst, gebildet sind; dieses bildet den Hintergrund für die beiden heiligen Märtyrer Fidelis und Johannes Nepomuk. Die ausdrucksvollen Figuren mit scharfgratigen Gewändern stehen erkennbar unter dem Einfluss Ignaz Günthers.

Neben dem Fidelisaltar befindet sich die zweiflügelige, in Messing gegossene Tür des Fidelisschreins mit Heiligenfiguren in Flachrelief auf geätztem Hintergrund mit Granatapfelmuster, welche Hermann Vischer oder Peter Vischer dem Älteren in den Jahren 1460/1480 zugeschrieben wurde; im Schrein befindet sich die Büste des Heiligen, die 1764 von Johann Baptist Hops geschaffen wurde. Ein Kruzifix mit klagender Maria stammt aus den Jahren um 1630/1640 vermutlich von Zacharias Binder. Die Prospekte der Chororgeln mit Grisaillemalerei von Au wurden 1773 von Hops geschaffen. Die Westorgel ist ein Werk von Yves Koenig aus dem Jahr 1995 mit 41 Registern auf drei Manualen und Pedal in einem neobarocken Gehäuse von 1908.[1]

Die Glasfenster enthalten mehrere Ehewappen für:

  • Friedrich Viktor Pius Alexander Leopold Karl Theodor Ferdinand Fürst von Hohenzollern (1891–1965) und Margarete Carola Wilhelmine von Sachsen (1900–1962)
  • Wilhelm Fürst von Hohenzollern (1864–1927), Maria Theresia von Bourbon-Sizilien (1867–1909) und Adelgunde von Bayern (1870–1958)
  • Leopold Fürst von Hohenzollern (1835–1905) und Antonia Maria von Portugal (1845–1913)
  • Karl Anton Fürst von Hohenzollern (1811–1885) und Josephine von Baden (1813–1900)

Literatur

  • Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Baden-Württemberg II: Die Regierungsbezirke Freiburg und Tübingen. Deutscher Kunstverlag, München, Berlin 1997, ISBN 3-422-03030-1, S. 305–306.
Commons: Stadtpfarrkirche St. Johann (Sigmaringen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Informationen zur Orgel auf orgbase.nl. Abgerufen am 13. Juni 2020.

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