St. Elisabeth (Ballenstedt)
Die Kirche St. Elisabeth ist die römisch-katholische Kirche von Ballenstedt im Landkreis Harz in Sachsen-Anhalt. Ihre gleichnamige Pfarrei gehört zum Dekanat Halberstadt im Bistum Magdeburg.
Lage
Der Sakralbau befindet sich in der Quedlinburger Straße, die vom Untertor der Altstadt aus nördlich am Schloss Ballenstedt vorbei in Richtung Nordwesten aus der Stadt hinaus führt. Zwischen Straße und Kirche bildet der Riederische Grenzbach einen Graben.
Geschichte und Gestalt
Später als die meisten Städte Sachsen-Anhalts erhielt auch Ballenstedt wieder eine katholische Kirche. Hauptgrund hierfür waren die Saisonarbeiter, die aus katholischen Gegenden kamen, denn noch 1925 war nur ein Prozent der Einwohner katholischen Glaubens.[1] In den Jahren 1926 und 1927 fand katholischer Gottesdienst in einem Klassenraum der Alleeschule statt, und von 1927 bis 1931 bestand in Ballenstedt eine Notkapelle. 1930 wurde in Ballenstedt ein Gebäude als Pfarrhaus erworben.
Der Entwurf der Kirche stammte vom Magdeburger Architekten J. Arnold, der einen schlichten Putzbau schuf, der in den Jahren 1931 bis 1933 entstand und der Architektur der Moderne zuzurechnen ist.[2] 1931 erfolgte der erste Spatenstich und die Grundsteinlegung, und 1933 die Kirchweihe.[3]
Der wuchtige Nordturm gewinnt durch seinen Portikus-Anleihen enorm an Wirkung. In den rundbogigen Blendarkaden, die sich fast über die gesamte Höhe des Turmes an der Nordseite erstrecken, befinden sich Sgraffito vom Kirchenmaler Bernd Terhorst aus Emmerich. Das Motiv der Blendarkade findet sich auch bei den Fenstern des Kirchenschiffs sowie an der Ost- und Westseite des Turmes. Das Südende des Bauwerks bildet eine Art Querhaus, welches den sonst strengen Bau etwas auflockert, da es an der Westseite wie ein Querarm gestaltet ist, an der Ostseite aber aus der Achse geschoben wurde. Auch an anderen Stellen wurde für Auflockerungen gesorgt. So befinden sich am Turm oben kleine Fenster oder in seiner Nordwestecke ein angedeuteter Grundstein mit der Inschrift AD MDCCCCXXXI AEDIFIC (lateinisch für: Im Jahre des Herrn 1931 erbaut). Der Sakralbau steht als Baudenkmal unter Denkmalschutz und ist im Denkmalverzeichnis mit der Nummer 094 50305 erfasst.[4]
Am 1. Juli 2006 wurde aus der Pfarrei St. Elisabeth in Ballenstedt und der Pfarrvikarie St. Johannes Baptist in Harzgerode der Gemeindeverbund Ballenstedt – Gernrode – Harzgerode errichtet,[5] der später zu einer Pfarrei verschmolz. Im Jahr 2018 geriet die Kirche wegen eines Finanzskandals bundesweit in die Schlagzeilen.[6][7][8][9][10]
Name
Das Patrozinium der Kirche lautet vollständig St. Elisabeth und Bonifatius und erinnert damit zum einen an den englischen Apostel der Deutschen Bonifatius und zum anderen an die ungarische Königstochter Elisabeth, beides historische Personen, die nach Thüringen kamen, und dort für den katholischen Glauben wirkten. Aufgrund der Gemeinde der Gründungszeit wird das Gotteshaus auch Schnitterkirche genannt.[2][11]
Innenraum
Das Innere wurde schlicht gehalten, Bleiglasfenster im expressionistischen Stil mit geometrischen Figuren bestimmen den Raum.[2][12] Das Lindenholz-Kreuz wurde im Jahr 1973 aufgestellt und stammt vom Bildhauer Friedrich Press aus Dresden.[13] Der Tabernakel von 1961 ist eine Emailarbeit von Dora und Hubert Kleemann. Die Marienstatue von Julius Mormann entstand bereits 1939.
Umfeld
Vor der Kirche, jenseits des Grabens, befindet sich eine monumentale Hand, die aus der Erde ragt und die Hand des Schöpfers darstellen soll. Sie stammt vom Bildhauer Franz Guttmann aus Freiburg im Breisgau.[12] Sie entstand bereits in den Jahren 1970 bis 1972 und trägt den Titel Gebet - ›Aus der Tiefe, Herr, rufe ich zu Dir‹. Aufgestellt wurde sie im Jahr 1993. Das neue Pfarrhaus St. Bonifatius wurde im Jahr 2011 geweiht,[13] nachdem der baufällige Vorgängerbau aus den 1950er Jahren 2010 abgerissen worden war.
Literatur
- Holger Brülls: Kirchenbau und kirchliche Kunst der Moderne in der katholischen Diaspora. In: Die St. Elisabeth-Kirche in Mieste (Altmark) und ihre Fenster von Lorenz Humburg. (=Treffpunkt Denkmal; 4), hrsg. vom Landesheimatbund Sachsen-Anhalt, Halle 2018, Seite 40.
- Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Sachsen Anhalt I. Regierungsbezirk Magdeburg. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2002, ISBN 3-422-03069-7.
- Landesamt für Denkmalpflege Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt. Band 7.2: Falko Grubitzsch, unter Mitwirkung von Winfried Korf und Theo Gosselke: Landkreis Quedlinburg. Halle 2007, ISBN 978-3-86568-072-3.
- Klaus-Martin Bresgott: St. Elisabeth Ballenstedt, in: ders.: Neue Sakrale Räume. 100 Kirchen der Klassischen Moderne. Zürich 2019. S. 170f.
Weblinks
- Ballenstedt - St. Elisabeth. Stadt Ballenstedt, abgerufen am 7. Oktober 2020.
Einzelnachweise
- Ballenstedt - St. Elisabeth. Stadt Ballenstedt, abgerufen am 7. Oktober 2020.
- Dehio, S. 66.
- Ballenstedt - Die katholische Kirche St. Elisabeth. harzlife.de, abgerufen am 9. Oktober 2020.
- Denkmalverzeichnis des Landes Sachsen-Anhalt (PDF; 9,9 MB) – Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung (der Abgeordneten Olaf Meister und Prof. Dr. Claudia Dalbert; Bündnis 90/Die Grünen) – Drucksache 6/3905 vom 19. März 2015 (KA 6/8670).
- Amtsblatt des Bistums Magdeburg, Ausgabe 7/2006. bistum-magdeburg.de, abgerufen am 8. Oktober 2020.
- Sachsen-Anhalt. Katholischer Pfarrer klaut 120.000 Euro aus Kirchenkasse. 18. November 2018, abgerufen am 7. Oktober 2020.
- Rita Kunze: Pfarreikasse geplündert Selbstanzeige: Pfarrer aus Ballenstedt stiehlt 120.000 Euro. In: Mitteldeutsche Zeitung. DuMont Mediengruppe, 18. November 2018, abgerufen am 7. Oktober 2020.
- Dennis Lotzmann: Betrüger. Pfarrer stottert Schulden bei Kirche ab. In: Volksstimme. Bauer Media Group, 7. März 2019, abgerufen am 7. Oktober 2020.
- Katrin Schröder & Ingo Kugenbuch: Geld der Kirche veruntreut. „Bei 120.000 Euro ist es nicht geblieben“. In: Mitteldeutsche Zeitung. DuMont Mediengruppe, 9. März 2019, abgerufen am 7. Oktober 2020.
- Rita Kunze: 120.000 Euro Schaden. Haft auf Bewährung für entlassenen Pfarrer. In: Mitteldeutsche Zeitung. DuMont Mediengruppe, 13. Juni 2019, abgerufen am 7. Oktober 2020.
- Denkmalverzeichnis, S. 73.
- Denkmalverzeichnis, S. 74.
- Informationstafel der Stadt vor der Kirche aus der Reihe „Anhalt(en) in Ballenstedt“ (Nr. 5).