St.-Christians-Kirche (Garding)
Die St.-Christians-Kirche steht im Zentrum der Stadt Garding auf der höchsten Erhebung Eiderstedts. Der Kirchturm ist noch heute der höchste Punkt Eiderstedts und diente lange als Seezeichen. Sie gehört heute zum Kirchenkreis Nordfriesland in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland.
Geschichte
Baugeschichte
Die ursprünglich den Heiligen Christian, Bartholomäus und Maria Magdalena geweihte Kirche wurde angeblich 1109 als Hauptkirche von Everschop gegründet. Zunächst war es nur eine hölzerne Kapelle, die ab 1117 durch den kreuzförmigen Backsteinbau abgelöst wurde. Von diesem sind noch die Seitenwände des Langhauses mit zwei vermauerten romanischen Rundbogenfenstern erhalten. Die ursprünglich kurzen Kreuzarme wurden später verlängert. Der gotische Westturm wurde im 13. Jahrhundert angefügt.
1483–1488 wurde die Kirche gotisch überformt. Anstelle eines älteren Altarraums wurde der zweijochige Chor errichtet und die ursprünglich flache Decke durch ein Kreuzrippengewölbe über zwei Stützpfeilern ersetzt. Der romanische Chorbogen blieb dabei erhalten. St. Christian ist die einzige Eiderstedter Kirche, deren Einwölbung noch komplett erhalten ist, und neben der Johanniskirche (Krummesse) und der St.-Johannis-Kirche (Petersdorf auf Fehmarn) die einzige zweischiffige Kirche im norddeutschen Raum. Durch den Umbau erhielt die Kirche ein hohes, spitzes Dach. Gleichzeitig wurde der obere Teil des Turms errichtet. Die damalige Ausmalung ist noch in Teilen erhalten.
1610/20 wurden die Emporen eingezogen. 1637 am Johannistag wurde der Kirchturm von einem Blitz getroffen. Das mutige Eingreifen der Zimmerleute rettete die Kirche und die umliegenden Häuser.[1] 1660 wurde das Dach abgeflacht. Das heutige Walmdach stammt von 1848. Die Außenwände wurden später verblendet, die gotischen Fenster und Portale dabei überformt. Anfang des 19. Jahrhunderts erhielt der Turm seinen Helm.
1981 wurde das Niveau des Fußbodens wieder auf die ursprüngliche Höhe abgesenkt. Dabei fand man am westlichen Pfeiler das Fundament eines spätgotischen Taufpodests.[2]
Pastoren
1524 hielt Hermann Tast auf dem Kirchhof vor der Gardinger Kirche die erste Reformationspredigt Eiderstedts.[3] Um 1530 hatte sich die Reformation in der Region durchgesetzt. Im Zusammenhang damit wurde wohl die Altarplatte mit der Aufschrift „Hic sunt reliquiae reconditae“ (Hier sind die Reliquien aufbewahrt) zerschlagen.
1562 wurde Volquard Jonas, der zuvor von 1549 an der erste Generalpropst für Holstein herzoglichen Anteils gewesen war, Hauptpastor in Garding und Propst von Eiderstedt. Er verließ Garding aber bald wieder, um Pastor in Rendsburg zu werden. Sein Nachfolger wurde um 1570 Petrus Aurifaber, angeblich der Bruder von Luthers letztem Famulus Johannes Aurifaber.[4] Von Benedict Meyer, der bis 1642 Pastor war, und seinem Bruder, dem Bürgermeister Peter Meyer, existieren zwei Epitaphien in der Kirche. Hauptpastoren in Garding und Pröpste von Eiderstedt waren auch die Chronisten Petrus Petrejus und Marcus Detlef Voss. Theodor und Tycho Mommsen wurden im Diakonat der Kirche, dem heute ältesten Haus von Garding, als Söhne des Diakons Jens Mommsen geboren.
Ausstattung
Die Kanzel von 1563 ist das erste Beispiel des „Eiderstedter Typus“. Der vierseitige Korb zeigt als Reliefdarstellungen den Sündenfall, die Eherne Schlange, die Kreuzigung Christi und die Auferstehung, darüber jeweils die Wappen der Stifters. An der Brüstung und an der Kanzeltür wurden später Gemälde angebracht.
Der dreiflügelige Gemäldealtar von 1596 gilt als „Hauptwerk des Manierismus in Schleswig-Holstein“.[2] Er ist von dem niederländischen Malers Marten van Achten signiert, der in der Malerwerkstatt in Tönning arbeitete, die auch weitere Altäre für Eiderstedter Kirchen schuf. Später war er Hofmaler auf Schloss Gottorf. Die Mitteltafel zeigt Christus im Garten Getsemani, die Bilder der Seitenflügel Szenen aus der Passionsgeschichte, in der Predella stehen die Einsetzungsworte, die der Pastor bei der Feier des Abendmahls zu sprechen hat.
Der Taufstein aus schwarzem Marmor stammt von 1654, die Triumphkreuzgruppe aus dem 15. Jahrhundert.
Bereits 1512 bekam die Kirche ihre erste Orgel.[3] Deren Hauptprospekt ist einer der ältesten Norddeutschlands. Das älteste Uhrwerk Schleswig-Holsteins war früher mit einem Uhrschlagmännchen von 1512 und einer St.-Georgs-Figur, die mit einem Drachen kämpft, verbunden.
Die Bilder der Nordempore stellen die Josephsgeschichte dar. Die leeren Kassetten der Orgelempore werden anlässlich der 900-Jahr-Feier mit Bildern des Malers Thomas Weisenberger gefüllt.[5]
- Altar von Marten van Achten
- Taufstein
- Deckel der Taufe
- Orgel mit gotischem Gehäuse
Literatur
- Hartmut Beseler: Kunsttopographie Schleswig-Holstein. Neumünster 1974, S. 215–218.
- Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Hamburg, Schleswig-Holstein. 3. überarbeitete und aktualisierte Auflage, Deutscher Kunstverlag, München 2009, ISBN 978-3-422-03120-3, S. 308–310.
Weblinks
Einzelnachweise
- Voss: Nachrichten von den Pröpsten u. Predigern in Eiderstedt seit der Reformation, S. 114
- Dehio (Lit.), S. 309
- Marcus Detlef Voss: Nachrichten von den Pröpsten u. Predigern in Eiderstedt seit der Reformation. Ueberarb. u. fortges. von Friedrich Feddersen. Altona 1853; S. 109
- Voss: Nachrichten von den Pröpsten u. Predigern in Eiderstedt seit der Reformation, S. 112f
- Empore