St-Maclou (Rouen)
Die römisch-katholische Kirche Saint-Maclou ist eine spätgotische Basilika im Zentrum von Rouen, die dem Heiligen Machutus geweiht ist. Die Kirche ist seit 1840 als Monument historique klassifiziert.[1]
Architektur
Äußeres
Die Kirche ist ein Hauptwerk der spätgotischen Architektur, das zwischen 1437 und 1517 erbaut wurde. Sie hat eine originelle Westfassade, die mit einem Rosenfenster versehen ist und von den hochaufragenden Strebebögen geprägt wird. Vor der Fassade öffnet sich eine im Grundriss polygonale Vorhalle mit fünf Jochen, die von durchbrochenen Giebeln überragt werden. Die drei mittleren Joche beherbergen drei Portale, von denen zwei mit geschnitzten Holztüren im Stil der Renaissance geschmückt sind. Das Tympanon des Hauptportals zeigt das Jüngste Gericht; in den Archivolten ist die Auferstehung der Toten dargestellt. An der linken Gebäudeecke zwischen der Rue Martainville und der Rue Damiette befindet sich ein Brunnen.
Die Kirche ist basilikal angelegt mit einem dreischiffigen Langhaus mit Seitenkapellen, einem Querschiff, das nicht über die Flucht der Kapellen herausragt, und einem ebenfalls dreischiffigen Kapellenumgangschor. Den Chorschluss bildet ein vierseitiges Polygon, dessen Besonderheit darin besteht, dass ein Pfeiler wie in der Kirche Notre Dame von Caudebec-en-Caux in die Mittelachse des Bauwerks gestellt ist, weshalb der Chorumgang keine Achsenkapelle hat.[2] Saint-Maclou hat nach der normannischen Tradition wie die Kathedrale von Rouen einen Vierungsturm, der auch als Glockenturm dient. Die 83 m hohe Turmspitze, die ihn bekrönt, wurde von 1868 bis 1872 erbaut und ist ein Werk des Architekten Jacques-Eugène Barthélémy.
Die östlich an die Kirche angebaute Sakristei ist ein Bauwerk in einem Neorenaissance-Mischstil, dessen Marmorsäulen aus Italien stammen.
Die Kirche wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, als 1944 zwei Bomben auf sie fielen, die Brände verursachten. Darüber hinaus litt sie unter Verwitterung und Umweltverschmutzung.
Inneres
Das Innere der Kirche ist auf maximalen Lichteinfall durch die großen Fenster, die den gesamten Raum zwischen den Diensten einnehmen, ausgelegt. Der nach innen offene Vierungsturm lässt weiteres Licht hereinströmen. Die Pfeiler im Inneren haben nach spätgotischer Bauweise keine Kapitelle mehr. Der stark erneuerte Chor hat seine wertvollen barocken Holzschnitzereien aus der Zeit vor der Französischen Revolution in einer Kapelle bewahrt. Der Triumphbogen des 18. Jahrhunderts, der den Chor vom Kirchenschiff trennt, ist ebenfalls erhalten geblieben. Die südwestliche Kapelle des Umgangs wurde nach dem Krieg noch nicht wieder aufgebaut, der Bogen zum Umgang ist dort vermauert.
Glasmalerei
Nur wenige alte Glasmalereien sind erhalten, und die heutigen Fenster sind an mehreren Stellen modern erneuert. Beachtenswert ist aber die Darstellung der Wurzel Jesse aus dem 15. Jahrhundert über dem Nordportal mit einem Jesse, der nach einem aus Flandern stammendem Brauch sitzt, und über dem Südportal eine Kreuzigung.
Orgel
Auf der Rückseite der Westfassade befindet sich eine Renaissance-Orgel, deren bildhauerische und klangliche Qualitäten anerkannt sind. Das Orgelgehäuse stammt von Nicolas Castille, die Orgelempore ist über eine feingearbeitete, spätgotische Wendeltreppe zu erreichen. Das heutige Orgelwerk wurde von Alfred Kern & fils im Jahr 1995 erbaut und hat 37 Register auf drei Manualen und Pedal.[3]
Das Instrument hat folgende Disposition:
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- Koppeln: II/I, III/I
Restaurierung
Im Juni 1944 wurden die Gewölbe des Umgangs und des Chores durch Bomben zerstört. Der Glockenturm und die Turmspitze drohten zusammenzubrechen. Danach wurde die Kirche wiederaufgebaut und 1965 teilweise wieder geweiht. Der Chor wurde im Jahr 2000 restauriert und der Vierungsturm am 23. Juni 2003 erneut eingeweiht. 2008 unterzeichnete die Stadt Rouen als eine der ersten Städte einen Denkmalschutzplan („Plan Patrimoine“) mit dem Staat, der Region und dem Ministerium in Höhe von mehr als 7 Millionen Euro für notwendige Arbeiten, die immer wieder verschoben worden waren. Die Arbeiten begannen im September 2011. Sie betrafen die Dachdeckung und den Dachstuhl, die Fassade des Nordquerschiffes und die gesamte Westfassade. Die mehr als 150 Jahre alten Steine von mangelhafter Qualität wurden ersetzt und die Verwitterungsschäden beseitigt. Die Restaurierung der gesamten Südfassade einschließlich des Wiederaufbaus der Sainte-Clotilde-Kapelle, die 1944 zerstört wurde, ist ebenfalls beabsichtigt.
- Südwestansicht
- Renaissanceschnitzereien am Nordportal
- Die restaurierte Fassade 2018
- Tympanon am Westportal
- Erneuertes Portal
Literatur
- Henry Decaëns, Éric Pouhier: Rouen. Editions Ouest-France, 2008 ISBN 978-2-7373-4468-8.
- Abbé Julien Loth: L’Église Saint Maclou. In: La Normandie Monumentale et Pittoresque, Seine-inférieure. Lemale et Cie, Le Havre 1893, S. 129–140.
- Linda Elaine Neagley: Disciplined Exuberance: The Parish Church of Saint-Maclou and Late Gothic Architecture in Rouen. University Park, The Pennsylvania State University Press, Penn 1998.
- Martine Callias Bey, Véronique Chaussé, Françoise Gatouillat, Michel Hérold: Corpus Vitrearum – Les vitraux de Haute-Normandie. Monum, Éditions du patrimoine, Paris 2001, ISBN 2-85822-314-9, S. 359–364.
Einzelnachweise
- Église Saint-Maclou in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)
- Diese ungewöhnliche Lösung ist in entfernten Regionen Europas angewandt worden, so zum Beispiel in der Bartholomäuskirche in Kolín oder in Hallenkirchen wie der Heilig-Geist-Kirche in Landshut und der Franziskanerkirche von Salzburg.
- Informationen zur Orgel auf orgbase.nl. Abgerufen am 5. Dezember 2020.