Städtischer Friedhof (Chemnitz)
Der Städtische Friedhof (früher: Neuer Friedhof) in Chemnitz ist der Hauptfriedhof der Stadt Chemnitz. Er liegt etwas außerhalb des Stadtzentrums im Stadtteil Bernsdorf. Der Friedhof wird begrenzt durch die Augsburger, Reichenhainer und Wartburgstraße. Im Westen trennt die Reichenhainer Straße das Krematorium sowie den Urnenhain vom Städtischen Friedhof ab.
Anlage
Vor der Anlage des städtischen Friedhofes war vor allem der Johannisfriedhof Chemnitz' wichtigster Friedhof. Mit der Verzehnfachung der Einwohnerzahl auf rund 200.000 im Zuge der industriellen Revolution von 1830 bis zum Ende des 19. Jahrhunderts und der hohen Sterblichkeit waren die bestehenden Friedhöfe bald nicht mehr aufnahmefähig. Im Jahr 1866 kam es dazu in Chemnitz zum Ausbruch der Cholera, was den Bedarf eines neuen Friedhofes noch erhöhte. So begannen im Frühjahr 1871 die Arbeiten am Neuen Friedhof.
Die Feierhalle für Erdbestattungen wurde in den Jahren 1872/73 erbaut. Die Weihe der Halle fand am 28. April 1874 durch Vizebürgermeister Vetters statt. Anschließend erfolgte auf Stadtkosten die erste Beerdigung.
Am 27. September 1885 gründete sich der Verein für Feuerbestattung in Chemnitz. Nachdem im Königreich Sachsen Feuerbestattungen nicht mehr verboten waren, erwarb der Feuerbestattungsverein das Gelände des heutigen Urnenhaines. Am 15. Dezember 1905 folgte der erste Spatenstich zum Bau des Krematoriums. Die Weihe des Krematoriums fand ein Jahr später, am 15. Dezember 1906 statt. Es war das erste Krematorium in Sachsen. Am nächsten Tag wurde die erste Kremation durchgeführt.
Die 4,10 Meter hohe Christus-Statue aus weißem Marmor befindet sich auf der Freifläche zwischen der Feier- und der Leichenhalle. Durch Stiftungen sowie Mittel von 68 Kirchenvorständen wurden im Jahre 1901 13.750 Mark für ein Monument auf dem Neuen Friedhof gesammelt. Zwischen Sockel und Sims steht ein Text aus dem Johannesevangelium Kapitel 14 Vers 19: „Ich lebe und Ihr sollt auch leben“. Die Statue des Bildhauers Richard König wurde am 2. Oktober 1904 enthüllt.
Die Fläche des Friedhofes beträgt 30,8 Hektar, die des Urnenhains 8,5 Hektar.
Mahnmal zum Gedenken an die Opfer des Bombenangriffs vom 5. März 1945
Die Stadt erteilte dem Chemnitzer Bildhauer Hanns Diettrich den Auftrag zur Errichtung eines Mahnmals zum Gedenken an die Opfer der Luftangriffe auf Chemnitz. Auf der Fläche vor dem Mahnmal fanden 1224 Bombenopfer ihre letzte Ruhestätte. Im Mittelpunkt der Plastik sieht man eine trauernde Frau mit dem toten Kind im Arm. Darüber ist ein Gedicht Louis Fürnbergs zu lesen: „Es werden sich die Wunden schließen, die furchtbar der Barbar der Menschheit schlug und leuchtend wird das Frührot sich ergiessen über die Erden-Neuland unterm Pflug.“ 1992 wurde das Mahnmal restauriert, am 7. März 2020 durch großflächiges Aufbringen linksextremistischer Parolen geschändet.[1][2]
Am Zugang zu der gleichen Rasenfläche mit den Massengräbern findet sich ein Gedenkstein mit folgender Inschrift: „Zum Gedenken an 4000 Opfer des anglo-amerikanischen Bombenterrors auf Chemnitz am 5. März 1945. Hier fanden 1224 Bombenopfer ihre letzte Ruhestätte.“ Am 5. März 1945 erfolgten die schwersten Luftangriffe, am Tag durch die Unites States Army Air Forces, in der Nacht durch die britische Royal Air Force und die kanadische Royal Canadian Air Force. Es handelte sich am 5. März 1945 um zwei von insgesamt zehn Luftangriffen auf Chemnitz.
Es gibt fünf Grabfelder mit Bombenopfern auf diesem Friedhof: Nummern 6, 22, 51, 58 (mit Denkmal), 61 (etwa 50 Ausländer: "Vereinte Nationen").
Ehrenhain der Sozialisten
Der Ehrenhain der Sozialisten wurde 1982 eingeweiht. Er befindet sich im Norden des Friedhofes. Als Motto der Gedenkstätte wurde die Aussage von Karl Marx gewählt: „Denn das Sehnen und Verlangen und DIE TAT – sie blieb uns doch!“ An diesem Ort werden antifaschistische Widerstandskämpfer aus Chemnitz und den umliegenden Kreisen geehrt. Der Entwurf und die künstlerische Gestaltung des Ehrenhains lagen in den Händen von Clauss Dietel, Hans Brockhage, Gottfried Kohl und Heinz Schumann.
Bedeutende Grabstellen
Am 19. Dezember 1878 wurde Richard Hartmann auf dem Johannisfriedhof beerdigt. Sein Schwiegersohn Eduard Keller erwarb am 19. September 1884 eine Familiengrabstelle auf dem Neuen Friedhof. Durch den Erwerb einer Nachbarstelle am 4. Oktober 1884 wurde diese erweitert. Da sich der Johannisfriedhof in Schließung befand, wurden am 2. Juni 1904 die Gebeine von Hartmann und seiner Ehefrau Auguste in die neue Grabstätte überführt.
Bilder
- Familie Richard Hartmann
- Familie Johann von Zimmermann
- Dompteuse Eller
- Familie Salzer (Schubert & Salzer AG)
- Stadtbaurat Eduard Hechler
- Familie Emil Oskar Richter
- Familie Johann Traugott Sterzel
- Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges des IR 474
- Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges des 5. Infanterie-Regiment „Kronprinz“ Nr. 104
- Denkmal für die in Kriegsgefangenschaft verstorbenen deutschen Soldaten
- Feierhalle
- Detail vom Denkmal für die Bombenopfer von Chemnitz
- Massengräber unter Rasen für Bombenopfer
- Gedenkstein für die 4.000 Bombenopfer vom 5. März 1945