Spreewerk Lübben
Das Spreewerk Lübben ist ein Munitionsentsorgungsunternehmen und früherer Munitionshersteller in Börnichen, einem Ortsteil von Lübben.[1]
Die Vorgeschichte des Unternehmens begann im Zweiten Weltkrieg im Jahr 1944 mit dem Baubeginn der Gebäude. Wahrscheinlich sollte das Werk als Zulieferer für die Munitionsanstalt in Krugau dienen. Das Kriegsende im Jahr 1945 kam der Aktivierung des Werkes zuvor. Die errichteten Gebäude lagen daraufhin über ein Jahrzehnt brach. Am 1. Mai 1957 ordnete die DDR-Regierung an dieser Stelle die Errichtung eines Munitionswerkes an.[1] Das Unternehmen wurde als Volkseigener Betrieb organisiert.[2] Die naheliegende Spree war der Namensgeber dieser Einrichtung. Ab 1961 stellte die Munitionsfabrik vor allem Munition für Handfeuerwaffen her.[1] Damit ermöglichte das Werk der DDR erstmals Munitionsmengen über den Friedensbedarf hinaus zu produzieren.[2] Schon in den 1960er-Jahren war Betrieb mit über 800 Mitarbeitern einer der größten Arbeitgeber im Kreis Lübben. Eine größere Erweiterung erfolgte im Jahr 1985 mit der Installation neuer Maschinen und der Errichtung einer neuen Halle.[1] Die Produktionsanlagen für Munition gehörten zu den modernsten in Osteuropa.[3] Außer Munition stellte Spreewerk Lübben z. B. Patronen mit Atemkalk für Kreislauftauchgeräte her.[4]
Mit der politischen Wende im Jahre 1990 wurde die gesamte Produktion eingestellt. Die Geschäftsführung entschied darauf, das Werk auf Munitionsentsorgung auszurichten.[1] Das US-amerikanische Unternehmen General Atomics erwarb Spreewerk Lübben von der Treuhandanstalt im Jahre 1992 und investierte 60 Millionen Mark in einen Drehrohrofen, der das Herzstück des Werkes bildet.[5] Am 1. April 1995 ging dieser Ofen als Verbrennungsanlage für Sprengstoffe in den Dauerbetrieb und die Entsorgungskapazität wuchs auf 15 000 Tonnen Munition pro Jahr. Ein schweres Unglück ereignete sich im Jahre 2002, als bei einer Explosion vier Mitarbeiter ums Leben gekommen sind.[1] Zunächst wurde Munition der Nationalen Volksarmee, gefolgt von Streumunition der Bundeswehr, entsorgt. Später wurden auch internationale Aufträge angenommen.[6] Zum Zwischenlagern der angelieferten Munition betreibt das Spreewerk Lübben im Vogelgesang auf dem Gelände der ehemaligen WASAG ein Lager.[7]
Die Neuaufstellung des Spreewerks Lübben hatte einen massiven Arbeitsplatzabbau zur Folge. Von den über 800 Mitarbeitern sind zunächst 150 übriggeblieben; diese Zahl sank dann auf 70. Als 2016 die Kurzarbeit eingeführt werden musste, hat sich die Zahl der Beschäftigten nochmals halbiert. Die großen Überstände nach dem Ende des Kalten Krieges sind bereits vernichtet. Deshalb werden im Spreewerk Lübben auch zivile Komponenten wie Airbags entsorgt.[6]
Am 16. März 2018 kam es zu einer Explosion auf dem Gelände, wobei ein Mitarbeiter getötet wurde.[8]
Literatur
- Gerd Mischinger: Volkseigener Betrieb (VEB) Spreewerk Lübben (SWL) bis Industriepark Spreewerk Lübben GmbH (ISL). Eigenverlag, Kodersdorf 2007
Einzelnachweise
- Torsten Richter: Börnichener Werk mit Weltruf feiert. In: Lausitzer Rundschau. 31. Mai 2007
- Jan-Hendrik Hartwig: Die Erkenntnisse des Bundesnachrichtendienstes über die Wirtschaft der Deutschen Demokratischen Republik. Herbert Utz Verlag, 2017, ISBN 978-3-8316-4602-9, S. 158
- Vom Munitionshersteller zum Entsorger. In: Der Tagesspiegel. 14. November 2002
- Lothar Seveke: Tauchtechnik von MEDI. 3. April 2016
- Annekatrin Looss: Im Spreewerk werden 300 000 Landminen zu einem Haufen Asche. In: Die Welt. 8. Februar 2000
- Gerhard Hegmann: In Lübben wird alles entsorgt, was töten kann. In: Die Welt. 2. März 2017
- Nico Wendt: Vogelgesang bleibt nur Munitionslager. In: Torgauer Zeitung. 9. Oktober 2014
- Ermittlungen nach Spreewerk-Explosion dauern an in: Lausitzer Rundschau, 29. März 2018